Читать книгу Gesetzlose Städte, raue Männer: Alfred Bekker präsentiert 9 Western - R. S. Stone - Страница 25

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Zurück in der Stadt begab ich mich sofort ins Haus des Arztes, wo Dick Martin behandelt worden war. Um seinen Kopf wand sich ein schneeweißer Verband, sein Gesicht war von Schmutz und Blut gesäubert, seine Augen blickten wieder ziemlich klar.

Im anderen Bett lag Deputy Sheriff Emmett Hawkins.

„Wie geht es Ihnen, Martin?“

„Nun, ich bin wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen“, erhielt ich zur Antwort. „Aber mir dröhnt der Schädel, als hätte man mir eins mit einer Keule übergezogen.“

„Das glaube ich Ihnen. Dennoch hatten Sie Glück im Unglück. Harris Parson ist tot. Der Totengräber holt ihn in die Stadt. Ihre Fuhrwerke und die Waren sind verbrannt.“

„Dreimal dürfen Sie raten, wer dahintersteckt, Marshal!“, mischte sich Hawkins ein.

„Ich glaube, das wissen wir alle“, versetzte ich. „Doch ehe es keinen Beweis für unseren Verdacht gibt, sollten wir darauf verzichten, Namen zu nennen. Es wäre meiner Meinung nach sehr gefährlich.“ Ich zog mir einen Stuhl an Martins Bett und ließ mich rittlings darauf nieder, verschränkte die Arme über der Stuhllehne und fragte: „Ist Ihnen wirklich nichts aufgefallen, Mister Martin. Die Brandzeichen der Pferde vielleicht. War einer der Kerle eventuell auffällig gekleidet? Sprachen Sie etwas und fielen gegebenenfalls Namen?“

Der Siedler schüttelte den Kopf. „Ich sagte es schon, Marshal, die Schufte waren maskiert. Von ihren Gesichtern waren nur die Augen zusehen. Gekleidet waren sie wie tausend andere auch.“ Martin zuckte mit den Achseln. „Ich hörte es krachen, erhielt einen furchtbaren Schlag gegen den Kopf und brach auf dem Wagenbock zusammen. Als ich wieder zu mir kam, brannten die Fuhrwerke lichterloh, die Kerle aber hockten in einiger Entfernung auf ihren Gäulen und beobachteten ihr Zerstörungswerk. Ich wagte nicht, mich zu rühren, denn ich vermutete, dass sie mich auch für tot hielten. Dann ritten sie weg. Ich lag noch einige Zeit wie betäubt am Boden. Schließlich überwand ich mich, befreite die Ochsen und ritt in die Stadt …“

Mit dieser Aussage war mir kein Stück weitergeholfen.

Ich erklärte Martin, dass ich zu seiner Siedlungsstelle reiten wollte, um seine Gattin zu informieren, und natürlich auch zu den Parsons, denen ich die niederschmetternde Nachricht vom Tod des Familienoberhaupts zu überbringen hatte.

Ich verließ das Arzthaus. Die Wolkendecke war aufgerissen, die Sonne schien und die Wärme trocknete langsam aber sicher das nasse Land. Aus dem Wald in der Ferne, der sich im Osten über einen Hügelkamm zog und weit ins Tal hineinreichte, stieg weißer Dampf.

Auf der Straße standen Gruppen von Menschen, die sicherlich die neuesten Ereignisse diskutierten. Ich sah sie gestikulieren und aufeinander einreden und begann mich zu fragen, wieso eine Stadt wie Channing solche Auswüchse zuließ. Solche Städte verfügten über Bürgerwehren, auf die die Sheriffs, Deputies und Town Marshals zurückgreifen konnten, wenn es hart auf hart ging.

Hatte Jensen diese Stadt derart eingeschüchtert, dass jeder vor ihm kuschte? Anders konnte es nicht sein.

Mit zwei Handgriffen löste ich den Zügel vom Haltebalken, stellte meinen linken Fuß in den Steigbügel, griff nach dem Sattelhorn und riss mich in den Sattel. Schließlich ritt ich erneut auf den Reit- und Fahrweg, der nach Westen führte. Der Undertaker mit seinem Fuhrwerk kam mir entgegen und gab mir im Vorüberfahren zu verstehen, dass er den Leichnam geborgen habe. Hinten, an seinem Wagen, war der Ochse festgebunden, der einen der Farmwagen gezogen hatte.

Ich kam an der Stelle vorbei, an der sich die verbrannten Fuhrwerke befanden. Sogar jetzt stieg noch Rauch aus den Trümmern. Der laue Wind wühlte in der Asche und wirbelte sie hoch, um sie mit sich fortzutragen.

Es gibt ein Sprichwort: Was sie uns verbrennen, holen wir uns aus der Asche wieder. Dieses Sprichwort wurde hier ad absurdum geführt. Hier war nichts mehr aus der Asche zu holen. Die betroffenen Siedler standen vor dem Ruin.

Um die Mitte des Nachmittags versperrte mir ein Stacheldrahtzaun den Weg. Ich ritt daran entlang, bis ich eine Lücke fand, durch ich mein Pferd lenkte, ritt innerhalb des Zaunes weiter, sah riesige Felder, auf denen Weizen, Hirse und Mais wuchsen und registrierte, dass die Pflanzen nach dem Regen gut im Saft standen. Es konnte ein gutes Erntejahr werden.

Am Mustang Creek wandte ich mich nach Norden, und nach etwa einer halben Meile lagen vor mir die Gebäude einer Farm. Sie waren nicht neu; das Holz hatte eine graue Färbung angenommen, die Bretter der Schuppen, des Stalles und der Scheune waren dicht über dem Boden angefault. Auf einer Koppel standen zwei Milchkühe, in einem Pferd etwa ein Dutzend Ziegen und Schafe. Im Hof pickten Hühner in den Staub. Ein Hahn krähte einige Male.

Als ich vor dem Haupthaus mein Pferd parierte, erschien am unverglasten Fenster links neben der Tür eine Frau mittleren Alters. Sie hielt eine Schrotflinte mit beiden Händen, doch sie zielte nicht auf mich. „Ich sehe einen Stern an Ihrer Brust. Kommen Sie aus Amarillo?“

„Ja. Wem gehört diese Farm?“

„Josh Tucker. Mein Mann und unsere beiden Söhne sind auf dem Rübenacker und reißen Unkraut aus. Was führt Sie her, Marshal?“

Ich erzählte es ihr. Die Frau war bleich geworden. „Du lieber Himmel“, entrang es sich ihr. „Die arme Cora Parson. Sie, Harris und ihre drei Kinder sind vor etwa fünf Jahren an den Mustang Creek gekommen, um hier in Ruhe und Frieden eine Farm aufzubauen und sich sowie ihrer Familie eine Existenzgrundlage zu schaffen.“ Ich sah in ihren Augen Tränen glitzern und hörte sie schniefen. „Die nächste Farm ist die der Parsons“, fuhr sie schließlich fort. „Mir tut Cora so leid.“

„Haben Sie auch Schulden bei Jensen?“, fragte ich.

Jetzt schienen die Gesichtszüge der Frau zu verhärten. „Ja. Er schickte vorgestern seinen Vormann, der von einigen Kerlen begleitet wurde, die aussahen wir Revolverschwinger. Ferguson fragte, wann wir an die Begleichung der Verbindlichkeiten denken wollten. Mein Mann erklärte ihm, dass wir die Getreide- und Maisernte abwarten müssten, um an Bargeld zu kommen. Ferguson meinte, dass das noch eine lange Zeit wäre, dass nicht sicher sei, ob die Ernte gut ausfallen würde und dass Glenn Jensen sein Geld brauche.“

„Und? Drohte er in irgendeiner Art?“

„Mein Mann erklärte ihm, dass Jensen von vornherein wusste, dass wir erst zahlen können, wenn die Farm wieder Ertrag abwirft. Ferguson gab zu verstehen, dass es keinen Vertrag gäbe, in dem ein Zahlungsziel festgelegt worden sei. Er meinte, dass wir wieder von ihm hören würden, dann zogen er und seine Begleiter ab.“

„Ähnlich wird es auch Caleb Newman ergehen“, verlieh ich meinem nächsten Gedanken Ausdruck. „Martin, Parson, Newman und Sie, Ma’am, Sie sind mit ihren Siedlungsstätten den Rindern der Diamant-J Ranch im Weg, wenn sie zur Tränke wollen. Schätzungsweise hat Jensen Sie alle vier ins Visier genommen.“

„Gütiger Gott, malen Sie den Teufel nicht an die Wand, Marshal.“

„Die Vorfälle von gestern im Saloon und heute Morgen sprechen eine deutliche Sprache“, versetzte ich, tippte mit dem Zeigefinger meiner Rechten an den Hutrand, zog mein Pferd herum und trieb es an.

Ich erwartete Terror. Die Frage war, wo die Kettenhunde Jensens damit begannen. Ich hatte das Empfinden, dass man auf der Diamant-J nicht mehr länger warten wollte, um das Land zwischen den Weidegründen der Ranch und dem Fluss von den Siedlern zu säubern.

Nun, mir blieb nichts anderes übrig, als Jensens Handlangern den nächsten Zug zu überlassen.

Und dann hatte ich eine Idee.

Ich trieb mein Pferd an, um so schnell wie möglich zur Parson Farm zu gelangen. Die Familie Dick Martins zu verständigen sollte einer der Söhne Parsons übernehmen.

Es war für mich die einzige Chance, Jensen und seinem höllischen Anhang das Handwerk zu legen.

Gesetzlose Städte, raue Männer: Alfred Bekker präsentiert 9 Western

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