Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 11

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Tom Cadburn wurde als der Texas Ranger mit der Dienstnummer 41 berühmt. Ein erstklassiger Mann. Aber seine Berühmtheit verdankte er Sam, dem Sohn einer schwarzen Wölfin und eines verwilderten riesigen Schäferhundes, den Tom Cadburn als elternlosen Welpen auffand und versorgte, aufzog und zu einem Partner ausbildete, wie es ihn im Westen nicht noch einmal gab. Ein Weiteres hatte auch Tom Cadburns Vater getan, von dem Sam Tricks lernte, die ihm und Tom oft genug halfen. So wurde der Halbwolf Sam zur besten Waffe des Texas Rangers, zum Schrecken der Banditen und zum Freund der Bedrängten im Westen. Einen besseren Freund als ihn konnte sich Tom Cadburn nicht wünschen.

Die Luft flimmerte in der Hitze. Die Konturen wurden unscharf, und Myriaden von Staubpartikelchen reflektierten das grelle Licht. Das Pferd schlurfte mit hängendem Kopf durch den Staub der Straße. Der Reiter hockte zusammengesunken im Sattel und hob erst den Kopf, als er an den ersten Häusern der Stadt vorbei war.

Die Straße wirkte wie ausgestorben. Nicht einmal ein Huhn irgendwo im Schatten. Nur das Ockergelb der Häuser, die wabernde Luft, die Hitze, die grelle Helligkeit. Der Reiter sah alles wie durch einen Schleier. Seine Kleidung und das Pferd waren staubbedeckt. Aber an einer Stelle, an der linken Schulter des Mannes, war ein dunkler Fleck, der feucht schimmerte.

Vor dem Sheriff Office blieb das Pferd von selbst stehen. Der Mann gab sich einen Ruck, zog das rechte Bein nach oben und glitt aus dem Sattel. Eine Weile brauchte er, um sich zu fangen. Er schloss vor Schwäche die Augen und stützte sich an das Pferd.

Da wurde die Tür vom Sheriff Office knarrend geöffnet.

„Hast du Pech gehabt?“, fragte eine Stimme, die dem Mann neben dem Pferd bekannt vorkam. Er drehte sich langsam um und sah im Halbdunkel des im Schatten liegenden Einganges einen Mann, der eine schwarze Kleidung trug und dessen Gesicht unwirklich hell aus diesem Dämmerlicht heraus leuchtete, aber er erkannte das Gesicht sofort. Mit spröder, kaum verständlicher Stimme fragte er: „Du bist es, Tom? Wie kommst du hierher?“

Der Mann in der Tür trat heraus. Sein blondes Haar leuchtete in der Sonne wie reifer Weizen. Er packte den Ankömmling, stützte ihn und sagte: „Du bist ja völlig am Ende, Hank. Komm, lass dir helfen! Um das Pferd kümmere ich mich gleich.“

Er stützte den Mann, den er Hank genannte hatte und führte ihn ins Haus. Die angenehme Kühle, die dem völlig Erschöpften entgegenschlug, schien ihn zu beleben. Sein Tritt wurde fester, er hielt sich gerader und steuerte genau, unter der Hilfe von Tom, auf den klobigen Stuhl zu, der neben dem mächtigen Tisch stand. Weiter hinten befand sich ein riesiges Regal und daran anschließend waren die beiden Zellen, die nur durch ein gewaltiges Gitter vom übrigen Raum getrennt waren. Doch im Augenblick hatten diese Zellen keine Insassen.

Der Mann ließ sich in den Stuhl sinken, streckte apathisch die Beine aus und schloss wiederum die Augen, um etwas Kraft zu schöpfen. Jetzt, als seine Weste zurückglitt, zeigte sich der mattblinkende Stern auf seiner linken Hemdseite.

„Dich hat’s wirklich ganz hübsch gepackt. Aber ich muss erst nach dem Pferd sehen“, sagte der große Blonde in der schwarzen Lederkleidung.

Er ging hinaus, und Hank hörte ihn draußen hantieren, mit dem Pferd sprechen, hörte dann das Plätschern von Wasser, und das erinnerte ihn selbst an seinen eigenen Durst. Die Zunge klebte ihm wie ein Kloß im Mund. Das Schlucken tat ihm weh. Doch er fühlte sich einfach zu schlapp, um aufzustehen und hinüber zum Steinbecken zu gehen, in dem sich eine Handpumpe befand. Wiederum übermannte ihn die Schwäche, sein Kopf sank zur Seite und er wäre eingeschlafen, hätte nicht wiederum Tom den Raum betreten und versehentlich zu geräuschvoll die Tür geschlossen. Davon schreckte Hank auf. Er blinzelte zu Tom und krächzte: „Etwas zu trinken, Tom!“

Tom nickte nur, ging hinüber zum Steinbecken und kam mit einem gefüllten Blechbecher zurück. Als Hank getrunken hatte, schien er sichtlich neue Energien gewonnen zu haben. Er richtete sich auf, sah Tom jetzt schon viel klarer an und fragte: „Was führt dich hierher, Tom? Haben wir einen Texas Ranger nötig? Und wo ist überhaupt Sam?“

„Sam ist bei Old Joe, und der sitzt im Saloon und spielt schon den ganzen Tag Karten mit einem Kerl, der sich Andy Blue nennt.“

„Da sind die beiden Richtigen zusammen“, meinte Hank. „Dieser Blue hat einen großen Besitz, er hat Geld wie Heu. Und das meiste hat er sich im Kartenspiel verdient. Das ist ein Spieler, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Er spielt nicht nur gut, sondern er legt auch sein Geld gut an. Die meisten hauen es wieder raus, so wie dein Freund Old Joe.“

„Zeig mir mal die Wunde! Steckt das Ding noch?“

„Es ist ein Streifschuss. Das ist eine lange Geschichte. Und eigentlich sollte ich froh sein, dass du da bist. Die Sache ist zu groß geworden für mich.“

Während Tom ihm das Hemd vom Oberkörper zog und dann auch die schwärende Wunde sah, schloss Hank wiederum vor Schmerzen die Augen.

„Hast du Whisky im Haus?“, fragte Tom.

„Drüben im Schrank. Wie sieht es aus? Ist der Brand schon drin?“

„Nein. Es eitert. Wann ist es passiert?“

„Vorgestern.“

„Ich kümmere mich darum. Es wird unheimlich brennen. Und die Wunde ist ziemlich lang und tief. Aber du wirst es überleben“, sagte Tom, zog mit den Zähnen den Korken aus der Flasche und goss Whisky über die Wunde.

Hank ächzte nur, er biss die Zähne zusammen, dann packte Tom schon weißen Mull auf die Verletzung und legte mit einem sauberen Halstuch, das er vom Regal geholt hatte, einen Verband an.

„Es wäre nicht schlecht, wenn der Doc einmal nach der Wunde sehen würde. Und wie ist es dazu gekommen?“

„Ich sagte doch, es ist eine lange Geschichte. Und warum bist du hier?“

„Das ist auch eine lange Geschichte“, erwiderte Tom. „Ich bin der Spur bis hierher gefolgt. Sie endet in dieser Stadt. Vielleicht führt sie noch weiter. Aber zunächst endete sie hier. Es ist die Spur eines Mannes, den du sehr gut kennst.“

„Also seinetwegen bist du hier“, meinte Hank. „Ich konnte mir ja denken, dass ein Texas Ranger wie du nicht so zum Spaß herumreitet. Seit wann weißt du es? Ich meine, seit wann weißt du, dass er es ist?“

„Er hat sich auf einer Farm, etwa neunzig Meilen südlich von hier, ein ziemlich gutes Pferd auf seine Weise ausgeliehen. Den Mann hatte er niedergeschlagen, der konnte sich nicht gut erinnern, aber die Frau hat mir eine so gute Beschreibung abgegeben, dass ich schon ahnte, wem ich folge. Er ist übrigens nicht allein. Mit ihm zusammen sind noch zwei ausgebrochen. Allistair Kenwood und Barry Martin, beide sind Mörder. Gegen sie ist Jim ein harmloser Narr, aber er ist dabei, sich immer tiefer in die Tinte zu reiten. Das, was er damals getan hat, war eine reine Dummheit.“

Hank Burlington nickte.

„Ja, eine Dummheit“, sagte er. „Eine Schlägerei, und es war sein Pech, dass der eine mit dem Kopf an die Tischkante stürzte und sich dabei den Schädel zertrümmerte. Aber drei Mann haben geschworen, dass es Totschlag war und dass ihn Jim gegen die Tischkante gestoßen hätte.“

„Du hast ihn verfolgt, nicht wahr?“, fragte Tom Cadburn.

Hank Burlington, der Sheriff, nickte. „Verfolgt, aber nicht gefunden.“

Tom deutete auf die Verletzung. „Wer hat das getan?“

Hank, dem es jetzt besser ging, setzte Wasser auf den Herd und begann Feuer zu machen.

„Was getan?“, fragte er.

„Den Streifschuss?“

„Er nicht. Du hast ja selbst gesagt, dass noch zwei andere bei ihm sind. Und die haben mir eine schöne, saubere Falle gestellt. Der Gedanke, dass Jim dabei war, bringt mich bald um.“

„Glaubst du, dass Jim auch auf dich geschossen hat?“

„Es hat nur einer geschossen. Und der hat auch getroffen. Dann sind sie weg, alle drei. Das Schlimme ist, sie werden bald nicht mehr allein sein. Wenn es mir gelungen wäre, Jim hier in der Stadt zu erwischen, hätte sich vielleicht alles zum Guten gewendet.“

„Er hat seine Mutter zu früh verloren. Ich glaube, daran liegt es. Du konntest dich als Sheriff nicht darum kümmern. Vor allem nicht in den ersten Jahren, wo es noch hier so wild zuging“, sagte Tom.

„Du hast recht. Als Mary gestorben ist, hatte ich nur eines im Sinn: den Jungen. Ich habe alles für ihn getan. Ich habe ihm alle Liebe gegeben, die ein Mann seinem Sohn geben kann. Wahrscheinlich habe ich ihn da schon verdorben, denn ich muss ihn verwöhnt haben. Und dann später begannen die Schwierigkeiten. Erst hier in der Stadt, wo ich jahrelang mit Banditen und Grenzvolk zu tun hatte und es einfach nicht ruhig werden wollte in dieser Stadt, die kein Geld dafür hatte, einen Deputy dafür zu bezahlen. Und jetzt, wo ich die Zeit hätte, wo ich mich um ihn kümmern könnte, jetzt will er nicht mehr, dass sich jemand um ihn kümmert. Jetzt ist er neunzehn Jahre alt und will nichts mehr von mir wissen. In den entscheidenden Jahren, als er so vierzehn, fünfzehn war, als er mich wirklich gebraucht hat, da fehlte mir die Zeit. Jetzt hat es sich gerächt.“

„Wie lange ist er in Yuma gewesen?“, wollte Tom wissen.

„Zwei Monate. Er muss die erste beste Chance genutzt haben. Und wie immer, wie es nun mal seine Art ist, scheint er nicht darüber nachgedacht zu haben, welche Folgen das hat. Er hat nie über die Folgen nachgedacht. Ich glaube, ich werde den Stern hinlegen. Aber wenn man in meinem Alter ist, findet man so leicht keinen anderen Job. Wer will denn einen Mann einstellen, der die besten Jahre hinter sich hat? Kein Schwein kümmert sich heute noch darum, dass ich zehn Jahre in dieser Stadt für Ruhe und Frieden gekämpft habe. Dass diese Stadt diese Ruhe und Frieden hat, das interessiert doch keinen mehr. Die zeigen jetzt mit den Fingern auf mich und sagen: Hier, das ist der Sheriff, sein Sohn ist ein Totschläger, ein Ausbrecher. Ich weiß nicht, was er noch alles anstellen wird, bis es uns gelingt, ihn einzufangen. Einzufangen wie einen wilden, tollwütigen Hund.“ Hank schlug die Hände vors Gesicht und fuhr gepresst fort: „Ich muss ihn einfangen. Wenn ich es nicht tue, werden andere ihn umbringen. Sie werden ihn erschießen - oder erschlagen, als wäre er wirklich ein räudiger Köter. Das ist es, davor möchte ich ihn bewahren. So schlecht kann er nicht sein. Etwas in ihm ist noch gut. Ich glaube daran.“

Tom hatte die Whiskyflasche genommen und stellte sie vor Hank auf den Tisch.

„Trink! Viel hilft es nicht, aber ein bisschen.“

Der Whisky war gut, und Hank nahm einen langen Zug. Einen so großen Schluck, wie er ihn die letzten zehn Jahre nicht mehr getrunken hatte, wenn er die Whiskyflasche einmal in der Hand hielt.

Als er die Flasche mit einem Ruck auf den Tisch stellte, dass es knallte, sah er Tom an und fragte mit bitterem Unterton in der Stimme: „Was habe ich alles falsch gemacht? Eigentlich hätten sie mich nach Yuma schicken müssen. Ich bin sein Vater. Ich werde wirklich den Stern ablegen.“

„Du wirst ihn nicht ablegen“, sagte Tom Cadburn. „Aber du wirst Urlaub nehmen. Du hast ja inzwischen einen Deputy.“

Hank nickte. „Flint ist da, der könnte es übernehmen.“

„Also wirst du Flint deine Aufgaben übertragen und wirst vorübergehend den Stern ablegen. Vorübergehend, hast du gehört?!“

Hank blickte Tom ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf und erwiderte: „Vorübergehend! Das glaubst du selbst nicht. Mach mir nichts weis!“

„Wir beide werden ihn suchen. Wir beide, verstehst du?“, sagte Tom. „Und Sam wird uns zu ihm führen. Wir müssen zusehen, dass es uns gelingt, ihn von den anderen wegzubringen. Denn ich bin in erster Linie nicht Jims wegen gekommen, sondern weil Kenwood und Martin gefährlicher sind als ein frischgeschärftes Rasiermesser oder eine Klapperschlange.“

„Wenn es nur die beiden wären“, meinte Hank. „Vorige Woche ist hier in der Nähe eine Postkutsche überfallen worden. Vier Mann haben es getan. Der Fahrer wurde schwer verletzt, die Passagiere und die Ladung wurden ausgeraubt. Einer der Passagiere und der Fahrer haben von dem Anführer der vier eine Beschreibung abgegeben, die ist so präzise, dass sie auf einen Mann zutrifft, dessen Steckbrief dort drüben hängt. Ich habe ihn wieder rausgesucht und aufgehängt. Sieh ihn dir an, Tom!“

Tom Cadburn brauchte nur einmal hinzuschauen.

„Nevada Scott“,, sagte er. „Das ist ein Brocken. Und du glaubst, dass der hier in der Gegend ist? Dieser Bursche hat in Kansas Züge angehalten. Wie kommst du darauf, dass er hier sein soll? Und sich mit so kleinen Sachen abgibt.“

„Dafür gibt es einen Grund“, erwiderte Hank. „Ich habe mich um die Sache gekümmert und weiß vielleicht besser darüber Bescheid als du. Vor einem Jahr ist Nevada Scott in eine Falle der Eisenbahn Marshals gelaufen. Sie haben ihn regelrecht durchsiebt. Von da an war er verschwunden. Der Beschreibung nach, die der Fahrer der Kutsche und dieser eine Passagier abgegeben haben, hat dieser Nevada Scott eine schwere Schädelverletzung gehabt, jedenfalls hat er eine große Narbe, die bis über das rechte Auge hingeht. Und dieses Auge ist blind. Und wenn du jetzt diesen Bericht verfolgst - ich habe ihn übrigens drüben in der Schublade - den damals die EisenbahnMarshals in Kansas gemacht haben, da wurde Nevada Scott ins Auge getroffen. Es ist ein Wunder, dass er noch herumläuft. Nachdem ich weiß, was damals in Kansas passiert ist und was nun die Zeugen von dem Postkutschenüberfall berichtet haben, ist es für mich wie ein Mosaik, wo alles zusammenpasst. Das wusste ich bereits, bevor die Nachricht kam, dass Kenwood, Martin und mein eigener Sohn aus Yuma geflohen sind.“

„Sie sind hier in der Stadt gewesen“, fragte Tom, „und du hast sie nicht gesprochen?“

„Nein. Sie müssen bei Nacht dagewesen sein. Jim ist eingebrochen bei mir. Ich besitze praktisch keinen Cent Bargeld mehr. Er hat alles mitgenommen, was ich habe. Er allein kannte das Versteck, wo ich mein Geld hinlege.“

„Das ist bitter für einen Vater, nicht wahr?“, meinte Tom.

„Ja, das ist bitter“, bestätigte Hank. „Ich bin ja selbst schuld.“ Er stützte das Kinn auf die Hand und starrte auf die groben Dielen. „Ich wollte es nie wahrhaben, wollte es mir selbst nie eingestehen, damals, als er um dieses Mädchen herumscharwenzelt ist, als er mir auch schon einmal Geld stahl, was ich ihm sogar nachgewiesen habe. Und viele andere Dinge mehr, die ich abgetan habe wie Kleinigkeiten. Ich wollte es einfach nicht glauben, dass mein Sohn, der Sohn eines Sheriffs, so sein könnte. Ich habe ihn immer wieder in Schutz genommen, und als ich ihn dann bei Andy Blue auf der Ranch hatte, als ich hoffte, jetzt würde er etwas lernen, jetzt könnte ihm Andy auf seine grobe Art etwas beibringen, da war es wieder ein Fehler. Denn Andys Methode vom groben Keil auf den groben Klotz war bei Jim völlig falsch. Jim ist zweimal ausgerissen, weggelaufen. Das erste Mal kam er noch hierher. Und wieder habe ich einen Fehler gemacht, ich Narr. Jetzt hätte ich Verständnis zeigen müssen, hätte mir anhören sollen, was er sagt, auch wenn er unrecht hat. Ich hätte mit ihm sprechen sollen. Was habe ich getan? Angebrüllt habe ich ihn! Rausgeschmissen habe ich ihn! Und dann habe ich ihn zu Andy gebracht. Als er das zweite Mal ausriss, ist er nicht wieder zu mir gekommen. Da ist er zu einem Saufkerl gelaufen, zu einem Trunkenbold, der weiter nichts konnte, als sich prügeln und saufen, Geld verspielen. Und mit dem zusammen ist er dann herumgezogen. Ich habe ihn verprügelt, drei, viermal. Davon ist nichts besser geworden. Im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass er mich damals zu hassen begann. Er war siebzehn. Wenn ich mir überlege, dass er damals im Grunde nur eines gebraucht hätte: meine Hilfe und mein Verständnis. Natürlich hatte ich ein Recht, ihn auszuschimpfen, ihm Vorwürfe zu machen, er hätte auch nichts anderes erwartet. Aber danach musste ich ihm helfen. Und genau das tat ich kein einziges Mal.“

„Bleib sitzen, Hank, ich werde etwas zu essen machen. Bald wird auch Old Joe kommen, und Sam muss ich auch etwas zubereiten. Den kann ich hier in der Stadt nicht herumstreunen lassen.“

„Ich bin müde“, sagte Hank, „ich bin es einfach müde. Ich habe die ganze Zeit versucht, meine Pflicht zu tun, und jetzt muss ich erkennen, dass ich in den einfachsten Dingen versagt habe. Nicht in meinem Beruf, den ich früher für das Wichtigste auf dieser Welt hielt. Jetzt weiß ich, dass es wichtigere Dinge gibt. Damals, als Jim geboren wurde, da habe ich gejubelt, da bin ich wie ein Hirsch durch die Stadt gesprungen und habe es jedem, ob er es hören wollte oder nicht, brühwarm berichtet, dass mein Sohn geboren ist, wie lang er war, was er gewogen hat und was für ein glückliches Gesicht seine Mutter gemacht hätte. Wenn ich heute daran denke, da überkommt es mich.“

„Wir alle machen Fehler“, sagte Tom, „sicher war es nicht richtig, wie du ihn angefasst hast, aber ich glaube, diese Fehler sind gar nicht so schlimm. Du liebst ihn doch noch?“

Hank blickte auf. „Natürlich liebe ich ihn. Jeder Vater liebt seine Kinder.“

„Wenn er diese Liebe noch spürt, und er muss sie spüren“, sagte Tom, „dann ist hoch nicht alles verloren. Wir werden hinreiten und ihn holen. Gib nicht auf! Er ist dein Sohn. Er muss etwas von dir und auch von Mary haben. Und ihr wart beide nicht schlecht.“ Tom ging zur Tür und sagte: „Ich muss noch einmal zu deinem Pferd, und wenn ich wiederkomme, dann essen wir gemeinsam. Du wirst dich ausruhen, denn, auf eine Stunde kommt es jetzt nicht mehr an. Wenn es dir besser geht und du erholt bist, reiten wir los.“

Hank blickte auf, wandte sich halb um und sah auf Tom, der in der Tür stand.

„Und was ist hier? Wer tut hier meine Arbeit? Der Deputy ist ein Cowboy, der draußen auf einer Ranch arbeitet. Und sie treiben jetzt Vieh zusammen. Ich glaube nicht, dass er weggehen kann, nicht jetzt. Es ist kein Notfall, verstehst du? Sie werden Fragen stellen, viele verdammte, unangenehme Fragen. Noch weiß es niemand hier in dieser Stadt, dass es mein Sohn ist.“

„In Ordnung, dann wirst du Old Joe vereidigen.“

„Glaubst du, dass er aus dem Saloon herauskommt, solange er Andy Blue am Spieltisch hat?“

„Wenn ich ihm sage, worum es geht, dann wirst du erleben, dass Old Joe keinen Tropfen Alkohol trinkt und keine Karte anrührt, bis ich wieder zurückgekehrt bin. Mach dir keine Sorgen, ich bin gleich wieder da.“


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