Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 13

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Die Hütte stand unter dem Steilhang eines Berges. Schotter und große Steinbrocken lagen herum. Zwei verkrüppelte Sturmeichen ragten mit zum Teil kahlen Ästen in den hellen Mondhimmel. Vom Dach der verwahrlosten Hütte strichen zwei Eulen zur Felswand hinauf und verschwanden wie Schemen in einer dunklen Höhle. Das Mondlicht spiegelte sich in einem der winzigen Fenster der Hütte, warf einen fahlen Schein auf die Gestalt eines Mannes, die fast unbeweglich neben einer Sturmeiche stand und streute einen langen Schatten von Bäumen und Hütte über den Hang. Der Mann an der Eiche zündete sich in den hohlen Händen eine Zigarette an, saugte tief, so dass die Glut sein hageres schmales Gesicht beleuchtete, dann aber war alles wieder düster. Irgendwo schrie ein Höhlenkäuzchen und am Himmel zogen dünne Wolkenschleier am Mond vorbei. Die Tür der Hütte knarrte, der Mann am Baum bewegte sich etwas zur Seite, und seine Stiefel ließen den Schotter unter den Sohlen knirschen.

„Barry?“, fragte er zur Hütte hin.

„Hm, lausig schwül, was?“, erwiderte der andere, der in der Dunkelheit stand und trat jetzt ins fahle Mondlicht. „Ich kann bei dieser Affenhitze kein Auge zutun.“

„Leiste mir ein bisschen Gesellschaft! Deine Wache beginnt sowieso in einer halben Stunde.“

„In Ordnung, Al“, sagte Barry, dessen untersetzte Gestalt jetzt deutlich im Mondschein zu sehen war.

Sie setzten sich zu Füßen der Sturmeiche und rauchten. Eine ganze Weile schwiegen beide, dann aber sagte Barry: „Ich finde es blöde von Scott, dass er den Jungen auch aufgenommen hat. Und der will ihn auch noch beteiligen an unserer Beute. Der war uns ja ganz nützlich, aber hier ist er doch ein Greenhorn, ein Anfänger, eine Rotznase. Neunzehn Jahre ist er alt. Der hat doch noch das Eigelb hinter den Ohren.“

„Hör doch auf“, sagte Al, „der ist ein Mann wie du. Du ärgerst dich nur, weil du schon fünfunddreißig bist. Denk doch einmal nach, als du so alt warst wie er! Warst du da so blöd? Ich sage dir, ohne den wären wir gar nicht rausgekommen. Weißt du was? Schlau ist der auch. Es hat keinen Toten gegeben. Wir haben noch nicht einmal einen verletzt. Das hat er geschickt angefangen. Und das ärgert dich, dass er so schlau ist. Sei doch nicht so neidisch! Der Junge ist doch in Ordnung. Wir können froh sein, dass wir ihn bei uns haben. Und ich sage noch einmal, ich vergesse es ihm nie, wie er uns geholfen hat, von Yuma fortzukommen.“

„Unsinn! Du wirst schon sehen, wenn mal richtig eine harte Sache kommt, nicht eine, wo er flüchten muss, wo er Angst hat, dass es ihm noch dreckiger gehen könnte, wenn sie ihn schnappen, sondern so ein holdup (Überfall).“

„Na ja, ein bisschen recht hast du schon“, gab Al zu. „Wenn man sich überlegt: Sein Alter ist der Sheriff hier.“

„Ich wäre an seiner Stelle nicht hierher zurückgekommen, aber er hat uns bekannt gemacht mit Nevada Scott, und das ist uns jetzt sehr nützlich. Für uns ist es gleich, ob hier dieser oder jener Sheriff ist. Aber für ihn, für ihn ist das eine eigene Sache.“

Sie schwiegen eine ganze Zeit, hingen ihren Gedanken nach und dann meinte Al: „Wenn ich es mir richtig überlege, gehört wirklich eine Menge dazu, hierher zurückzukommen nur wegen des Mädchens.“

„Betty ist kein Mädchen mehr“, verbesserte ihn Barry. „Im Grunde ist sie eine verdammte Schlampe. Die zieht jedem die Nickel aus der Nase.“

„Psst!“, machte Al und lauschte. Aber was er zu hören glaubte, war nur ein Raubtier, was schnell vorbeihuschte.

„Sicher ein Puma. Wenn es nicht solchen Lärm machen würde, schösse ich dieses Vieh ab“, erklärte Barry prahlerisch und nestelte an seinem Colt.

„Lass den Blödsinn!“, mahnte Al. „Reden wir lieber von dieser Geschichte. Der Puma ist doch längst weg.“

„Was gibt es da viel zu reden?“, meinte Barry.,.Dieser Junge ist verrückt auf Betty, und diese Betty ist verrückt auf Nevada Scott. Was schert das uns? Wir kennen doch beide kaum. Das heißt, von Nevada Scott haben wir natürlich schon lange gehört, die große Nummer von einst. Und was ist geblieben? Einäugig, die Knochen zerschossen, im Grunde ein Krüppel, aber immer noch gefährlich. Wie eine Klapperschlange, der ein Stück vom Schwanz fehlt.“

„Deswegen braucht er uns ja auch“, sagte Al leise. „Ohne uns kann er keine großen Sachen mehr machen. Früher, da war er ein Einzelgänger. Jetzt braucht er eine ganze Mannschaft, die es für ihn tut. Und darin lag unsere Chance. Wir können zufrieden sein, wie er ist. Was geht uns das Mädchen an!“

„Das Mädchen?“, fragte Barry. „Die möchte ich schon mal vernaschen. Die gefällt mir. Den Jungen, den wische ich vom Stuhl, wenn ich zu ihr ginge und er mir dort im Wege säße.“

„Und. Nevada Scott?“, fragte Al skeptisch.

Barry lächelte. „Der muss doch froh sein, wenn wir ihn nicht beißen.“

„Auch Klapperschlangen mit abgehackten Schwänzen haben ihre Giftzähne noch. Vergiss das nie, Barry!“, mahnte Al.

„Sei still, da kommt einer aus der Hütte“, zische Barry.

Sie verharrten schweigend und starrten zur Hütte hinüber, wo sich ein Mann aus dem Schatten löste und langsam herüberkam.

„NevadaScott!“, flüsterte Al.

Und dann stand Nevada Scott vor ihnen. Ein sehniger, kräftiger Mann mit schiefen Schultern, dessen durch die Narbe entstelltes Gesicht im Mondschein wie gemeißelt wirkte. Über der leeren Augenhöhle trug er eine schwarze Binde. Schwarz waren auch sein Schnurr- und Kinnbart und schwarz war auch der Umhang.

„Seit wann schiebt ihr eine Wache zu zweit?“, grollte er mit tiefer Stimme. „Es scheint euch nicht ganz klar zu sein, dass man euer Gespräch bei dem Wind weit hören kann, wie?“

„Wir haben nur geflüstert“, widersprach Al, „niemand konnte etwas hören. Und was den Wind angeht, so steht er auf die Felsen zu.“

„Keine Ausrede. Aber weil ihr so schön munter seid, habe ich einen Auftrag für euch. Ihr werdet dem Sheriff eine Falle legen. Wenn ich richtig kalkuliere, wird er bald hier antanzen. Morgen, übermorgen oder noch später, länger werden wir aber nicht zu warten brauchen.“

„Was hast du vor?“, fragte Al.

„Wir starten die Sache mit der Bank. Greenplains ist der richtige Ort. Ich möchte wetten, der Texas Ranger, der euch verfolgt hat, ist inzwischen auch in Greenplains und hat mit dem Sheriff gesprochen. Burlington hat eine abbekommen, das habt ihr ja deutlich gesehen. Er weiß vermutlich, wo der Junge steckt und wird wiederkommen. Ich glaube nicht, dass er ein Aufgebot mitnimmt. Denn sicher hat er den Texas Ranger jetzt gesprochen, weiß, dass er seinen eigenen Sohn hier oben finden wird. Ich vermute, dass er deswegen niemand bei sich haben will außer dem Texas Ranger. Und wenn mich nicht alles täuscht und es stimmt, was mir der Junge gesagt hat, dann passt die Beschreibung des Texas Rangers auf Tom Cadburn. Ihr habt doch auch gesehen, dass ein zweiter Mann dabei war und ein Wolf.“

„Ja, das ist es ja. Deswegen konnten wir ja den Kerl nicht abschütteln, weil er diesen Hund oder Wolf bei sich hatte. Wir wurden ihn nie los. Und einen Fluss oder einen Creek, durch den wir reiten konnten, um keine Spur zu hinterlassen, gab es nicht auf unserem Weg. Selbst auf felsigem Untergrund fand dieser verdammte Hund immerzu unsere Spuren.“

„Dann ist das Cadburn“, sagte Nevada Scott. „Er ist blond. Ist euch aufgefallen, dass er blond ist? Und der zweite Mann, habt ihr den gesehen?“

„Der ritt immer ein ganzes Stück hinter ihm.“

„Auf einem Pferd?“

„Es sah aus wie ein Maultier“, erklärte Barry.

„Dann ist es hundertprozentig Cadburn, und der Alte auf dem Maultier ist dieser Old Joe. Der hat es auch faustdick hinter den Ohren. Von dem habe ich auch gehört. Die machen vor nichts halt. Die sind einem Kollegen von uns vor Jahren über die Grenze hinweg gefolgt, bis hinauf nach Wyoming. Die haben sich an nichts gestört. Und er hat diesen Mann tatsächlich eingeholt und irgendwo in Cheyenne erwischt und mitgeschleppt bis hinunter nach Texas. Vor Gericht haben sie dann erzählt, sie hätten ihn noch vor der texanischen Grenze eingeholt. Und alles das, was der Angeklagte sagte, sei gelogen. Ihr wisst ja, wie das ist. Ein Gericht glaubt einem Texas Ranger mehr als einem von uns.“

„Jetzt sind wir aber in Texas“, meinte Barry.

„Ihr werdet es ihnen versalzen, hier noch weiter herumzuschnüffeln“, befahl Nevada Scott. „Ihr werdet diesen Kerl unschädlich machen und den Sheriff dazu.“

„Was meint eigentlich der Junge? Weiß er, dass wir den Sheriff schnappen sollen?“, fragte Al.

Nevada Scott nickte. „Er nimmt an, dass ihr ihn gefangen nehmt. Und wenn er euch danach fragt, dann werdet ihr das bestätigen.“

„Verdammt noch mal, was ist das für ein Junge?“, meinte Al. „Er muss ja ein Teufel sein. Ich habe auch einen Vater, der hat uns oft genug verdroschen, aber irgendwie war er schon in Ordnung.“

„Kümmert euch nicht um so was!“, sagte NevadaScott. „Ihr seid jetzt schön munter und macht das, was ich euch gesagt habe. Füllt eure Patronengurte auf, vergesst das Wasser nicht und packt euch genug Proviant ein! Und dann auf die Pferde und weg!“ Nevada Scott trat zu den beiden und fuhr leise fort: „Wenn ihr den Sheriff seht und wenn gar noch der Texas Ranger dabei ist, dann keine langen Reden. Wenn sie tot sind, dann könnt ihr ihnen Fragen stellen. Dieser Cadburn ist soviel wie eine ganze Schwadron US-Kavallerie. Und wenn wir ihn auch angeschossen haben, unseren Freund, so ändert das nichts daran, dass er gefährlich ist. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Denkt daran!“

„Geht in Ordnung?“, murmelte Barry, und Al fügte treuherzig hinzu: „Hoffentlich sind die beiden nicht schneller als wir. Wie erkennen wir ihn bloß? Ich habe diesen Sheriff noch nie gesehen.“

„Ihr könnt euch darauf verlassen, dass Burlington und auch der Texas Ranger das Abzeichen schön offen und deutlich tragen. Daran erkennt ihr sie. Und jetzt macht, dass ihr voran kommt.“


Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western

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