Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 15

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Sie waren den Tag und die halbe Nacht geritten, hatten ein paar Stunden in den Bergen gerastet und waren wieder unterwegs. Es begann schon etwas zu dämmern, als sie den Double Mount Fork erreichten. Von der Hochfläche aus führte ein Serpentinenpfad zum Fluss hinunter. Rechts und links vom Gewässer ragten die rotbraunen Felsen auf. Dicht am Fluss war das Ufer sandig und kiesig.

Tom Cadburn ritt voran und sorgte dafür, dass ihre Spur deutlich zu sehen war. Ein gutes Stück folgte er dem Fluss abwärts, zügelte dann Thunder, den herrlichen Blauschimmelhengst und nahm seine Winchester aus dem Futteral. Er saß ab und wartete, bis Hank herangeritten war. Indessen stillte Sam am Ufer seinen Durst.

Hank Burlington nahm die Zügel von Toms Hengst und trieb dann die Pferde wieder an.

„Bleib dicht am Wasser, möglichst im Sand, Hank!“, rief ihm Tom nach.

Als sie ein Stück weg waren, kletterte Tom wieder den Pfad hinauf und vermied es tunlichst, nur die geringsten Spuren zu verursachen. Er kauerte sich dann am Rande der Hochfläche in eine Bodensenke, die mit dürren, filzigen Mesquite bestanden war. Im Osten erschien die Sonne über dem Horizont. Über den Gräsern der Prärie jubilierten die Vögel. Präriehunde huschten flink von Loch zu Loch. Und ein raubeiniger Puma strich geduckt und geschmeidig durch das kniehohe Grammagras.

Tom blickte zum Fluss hinab, spähte die Schlucht entlang, konnte aber von Hank nichts mehr sehen. Ein Stück neben ihm lag Sam, leckte sich die Vorderpfoten und sah dann mit seinem treuen Blick zu Tom empor und wartete geduldig, geduldig wie Tom auch. Ab und zu reckte er sich etwas, fiepte erwartungsvoll, und seine Ohren spielten nach allen Seiten.

Auch Tom musste sich mitunter aufrichten, um in die Runde blicken zu können. Er suchte mit seinem Blick die Prärie ab, konnte jedoch nicht sehen, was er erwartete. Er wusste nicht, ob es einen Verfolger gab, noch weniger wusste er, aus welcher Richtung ein etwaiger Verfolger kommen könnte. Aber er rechnete damit. Seine Erfahrungen, sein Gefühl und seine Schläue warnten ihn davor, einfach darauf loszureiten. Er befand sich im Gebiet von Nevada Scott, und so etwas genügte.

Kurz nach neun Uhr richtete er sich wieder auf und spähte über die im Morgenwind wogende Graslandschaft hinweg. In der Ferne, auf Greenplains zu, ragten die Spitzen von drei Felsen aus der Prärie heraus. Reste eines Vorgebirges, das von der Witterung längst zermürbt worden war.

In der Nacht waren Tom und Hank da vorbeigeritten. Und genau aus dieser Richtung näherten sich jetzt zwei Reiter.

Also doch, dachte Tom, als er sah, dass diese beiden Reiter genau auf den Spuren von seinem und Hanks Pferde ritten. Die Reiter waren noch weit. Es würden noch zwanzig Minuten vergehen, ehe sie den Serpentinenpfad erreicht haben, sagte sich Tom. Diese Zeit musste genügen. Er dachte an Hank, der etwa zwei Meilen flussabwärts auf das Signal von Tom Cadburn wartete.

Tom wickelte sein Halstuch ab, schlang einen Knoten hinein und riss einen dürren Yukastrauch aus dem Boden. Das Halstuch befestigte er an dem langen Stengel und warf das Ganze in den Fluss hinunter. Strauch und Halstuch klatschten ins Wasser und trieben sofort flussabwärts. Prüfend blickte Tom dem kleinen Floß nach und stellte fest, dass sein gelbes Tuch gut zu erkennen war.

Inzwischen kamen die Reiter näher. Sie ließen sich Zeit, und Tom konnte deutlich sehen, wie sie der Spur folgten. Dann und wann zügelten sie ihre Tiere, suchten die nähere Umgebung ab und ritten dann weiter. Tom hatte sein Armeefernglas mitgenommen, zog es jetzt auseinander und blickte zu den beiden Reitern hin. Obgleich die Entfernung groß war, sah er doch deutlich die Gesichter der beiden Männer. Den einen erkannte er schon an der dürren Gestalt, aber der knochige Kopf des Mannes bestätigte seinen Verdacht. Dieser Kerl muss Allistair Kenwood sein, ein in drei Staaten gesuchter Bandit und Mörder, sagte sich Tom. Den anderen kenne ich nicht, noch nicht. Aber halt, natürlich, die gehören ja zusammen, die beiden. Es fehlt nur noch der dritte. Der dort, dieser Blonde, ist Barry Martin, genauso ist es, sagte sich Tom. Und wo haben sie den Jungen? Ist der Junge bereits bei Nevada Scotts Bande? Das bedeutet, dass ihn ein gewissenloser und kaltblütiger Bandit in den Fingern hat.

Tom beobachtete auch die Pferde der beiden Reiter. Es waren gute Tiere. Niedrig, stramm, breitbrüstig und von jener zähen Ausdauer, der andere Pferde oft nicht gewachsen sind. Tom vermerkte diese Erkenntnisse so nebenbei, aber er wusste, dass solche Dinge oft bedeutungsvoll werden.

Die beiden Reiter waren inzwischen ziemlich nahe gekommen. Tom duckte sich tief zwischen die Sträucher und lauschte dem Hufschlag der Pferde. Und schon dröhnte es von der gegenüberliegenden Felswand wider, als die Pferde näherkamen. Als Tom sich aufrichtete, sah er die beiden nicht mehr. Er hörte aber eines der Pferde in der Schlucht schnauben und vermutete, dass sie unten angehalten hätten. Er kroch nun auf allen Vieren bis zum Rand der Hochfläche und blickte hinab. Richtig, da unten war dieser Allistair Kenwood abgesessen und ging gebückt am Ufer entlang. Der andere hingegen saß noch auf seinem Pferd, lehnte sich ans Sattelhorn, blickte aber unsicher die rotbraunen Felswände entlang.

Zweimal lebenslänglich Zuchthaus, dachte Tom. Beide gnadenlose und gewissenlose Mörder.

Er nahm seine Winchester an die Schulter und zielte dicht neben Allistair Kenwood. Als er abdrückte und der Schuss von den Felswänden widerhallte, sprang Allistair Kenwood wie von der Tarantel gebissen zur Seite, schien aber noch immer nicht zu begreifen, aus welcher Richtung der Schuss fiel. Er warf sich so zu Boden, dass er Tom den Rücken zukehrte.

Barry Martin riss die Pferde herum und brachte sie unter die Felswand, so dass Tom ihn einen Augenblick lang nicht sehen konnte.

„Kenwood! Arme hoch! Aufstehen! Und ja keine Dummheiten machen!“, rief Tom in die Schlucht hinunter.

Allistair Kenwood zuckte herum, erhob sich und streckte dann die Arme in die Höhe.

„Der andere, von der Felswand weit weg! Los, Martin, zeig dich! Rüber zum Fluss und die Hände hoch!“

Barry Martin tauchte auf, ließ die Zügel los und hob gehorsam die Arme.

„Bist du wirklich so groß, wie du tust?“, rief Allistair Kenwood. „Aha, ein Texas Ranger, wie wunderbar! Aber hast du vergessen, in welchem Reich du dich befindest? Der Mann, der hier befiehlt, ist eine Nummer zu groß für dich. Da müsstest du schon ein paar von deinen Leuten mitbringen. Und selbst die haben keine Chance. Du befindest dich im Reich von Nevada Scott. Das hast du nicht gewusst, nicht wahr?“

Tom rührte sich nicht. Sein Gewehr zielte auf Kenwood. Und der Bandit sah die Mündung auf sich gerichtet. Mehr als das Gewehr sah er aber nicht.

„Wie lange sollen wir hier so herumstehen, Ranger?“, fragte Kenwood.

Tom Cadburn gab keine Antwort. Sam knurrte leise, aber das hörten die da unten nicht.

„Verdammt noch mal, was soll der Zauber?“, rief Barry Martin nach oben. „Sollen wir ewig hier herumstehen?“

„Von mir aus eine Woche. Ich habe Zeit“, erwiderte Tom gelassen. Er sah, wie Hank zu Fuß den Fluss heraufkam. Die beiden Banditen hatten ihn noch nicht gesehen. Doch als sie ihn entdeckten, war er ihnen schon viel zu nahe.

„Keine Kinkerlitzchen, Kenwood“, warnte Tom, als der Bandit die Arme etwas senkte. „Ich schieße ohne Rücksicht.“

„Du kommst dir wohl verdammt schlau vor?“, meinte Kenwood und verharrte mit erhobenen Armen.

Hank Burlington näherte sich Kenwood von hinten, stieß ihm den Gewehrlauf in den Rücken und zog ihm dann den Revolver aus dem Holster. Er steckte ihn sich vorne in den Gürtel, und weil das nicht auf Anhieb gelang, musste er nach unten blicken.

In diesem Augenblick hoffte Barry, dass sich ihm eine Chance bot. Blitzschnell sprang er vom Pferd und nutzte die Deckung aus, die ihm der Pferdeleib bot. Er zog den Colt, und für kurze Zeit war Barry Martin völlig aus dem Blickfeld Tom Cadburns heraus. Aber Burlington sah ihn. Der Sheriff sprang mit einem Satz zur Seite, rutschte aber im Schlick des Ufers aus und stürzte ins Wasser. Das bewahrte ihn vor einer Verletzung, denn der ihm zugedachte Schuss pfiff über ihn hinweg und klatschte wie ein Peitschenschlag gegen den Felsen auf der gegenüberliegenden Seite. Barrys Pferd war derart entsetzt, dass es zur Seite sprang und den Mann seiner Deckung beraubte.

Und als hätte Tom die ganze Zeit darauf gewartet, feuerte er von oben herunter. Sein Schuss traf Barry ins Gesäß. Der Bandit schrie schmerzvoll auf, ließ den Colt fallen und warf sich zu Boden.

Kenwood, der die Gelegenheit gerade zu nutzen versuchte, hob wieder die Hände und blieb stehen. Er war viel zu durchtrieben, um jetzt ein Risiko einzugehen.

Der Sheriff kam ebenfalls wieder auf die Beine, schüttelte sich wie ein nasser Hund, kümmerte sich dann um Barry Martin, dem die Lust am Kampf vergangen zu sein schien.

Tom schickte Sam vom Felsen herunter, und der schwarze Timber umkreiste die beiden Banditen, stellte sich dann vor Kenwood auf und knurrte ihn gefährlich an.

„Es ist gut, Sam“, sagte Tom lächelnd, „lass es dabei, komm her zu mir! Wir schicken ihn fort.“ Er wandte sich Kenwood zu und sagte: „Du kannst jetzt verschwinden. Wir nehmen nur den einen mit, er ist verletzt. Und wenn du deinen Boss siehst, mein Junge, dann richte ihm aus, wir schlagen ihm ein Abkommen vor.“

Kenwood witterte augenblicklich Morgenluft. Sogar Martin, der am Boden lag, hob den Kopf und blickte aus weit aufgerissenen Augen zu Tom hinüber.

„Ein Abkommen?“, fragte Kenwood eifrig. „Verdammt, was für ein Abkommen?“

„Sag Nevada Scott“, erklärte Tom, „dass ich Barry Martin laufenlasse, wie ich dich laufenließ, wenn er mir Jim Burlington mit heilen Knochen hierher bringt, auch dann, wenn sich Jim weigern sollte. Wir werden ein Stück entfernt von hier warten. Macht euch keine Sorgen, wir sehen, wenn ihr kommt.“

Kenwood warf dem Sheriff einen kurzen Blick zu, bevor er auf Tom zuging, ihn ansah und sagte: „Glaubst du, Cadburn, dass das einen Sinn hat? Wir kennen den Jungen. Wir sind mit ihm zusammen gewesen. Er hat uns sogar einen verdammt guten Gefallen erwiesen. Ohne ihn wären wir aus Yuma nicht rausgekommen. Und außerdem hat er uns hierhergeführt. Durch ihn konnten wir Kontakt mit Nevada Scott bekommen. Wir wussten ja nicht, wohin. Nevada Scott bietet uns eine gewisse Sicherheit. Ich glaube nicht, Cadburn, dass dieser Junge zurückkommen will. Und wenn wir ihn zwingen, so wird sein Vater wenig davon haben.“ Wiederum warf er dem Sheriff einen fast mitleidigen Blick zu. „Der Junge ist nicht schlecht, von unserem Standpunkt aus. Aber für euch ist er verloren. Er ist genauso verloren für euch wie Barry oder ich. Mich zum Beispiel könnt ihr einsperren, und wenn ich wieder rauskomme, dann bleibt mir gar keine andere Wahl. Die Menschen rundherum lassen mich gar nichts anderes werden als wieder ein Bandit.“

„Zerbrich dir nicht unseren Kopf! Bring ihn zurück! Bring ihn hierher! Um das Übrige werden wir uns selbst kümmern.“

Kenwood schüttelte ungläubig den Kopf, dann wandte er sich Hank Burlington zu: „Er hat von dir gesprochen, Sheriff. Er hat uns viel von dir erzählt. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke ... Du bist schon in Ordnung, auf deine Art. Aber dein Junge, Sheriff, der ist wirklich keinen Nickel wert. Er tut mir leid. Und nun werde ich tun, was ihr verlangt habt. Kommt besser nicht hinter mir her! Das ist wirklich ein guter Rat. Ihr habt uns zwar geschnappt, aber zu mehr fehlt euch ganz sicher die Kraft.“

Wenig später konnte Kenwood aufsitzen und losreiten.

Burlington fesselte Barry Martin die Hände und hob ihn mit Toms Hilfe auf das Pferd. Da Barrys Gesäß verletzt war, musste der Bandit auf dem Bauch quer im Sattel liegen, was bei dieser Hitze und in seinem Zustand keine reine Freude war.

Tom führte das Pferd flussabwärts, wo Hank Burlington die anderen Tiere unter einem hängenden Felsen abgestellt hatte.

„Was hast du vor? Wo wollen wir warten?“, fragte der Sheriff.

„Ein Stück entfernt von hier. Weißt du eine gute Stelle?“ Hank nickte nur. „Willst du dich wirklich an dieses Abkommen halten?“, fragte er Tom. „Ich kann es mir nicht denken. Mit denen kannst du doch keinen Handel machen. Glaubst du im Ernst, dass die den Jungen wegschicken? Einer, der so viel weiß.“

„Es kommt darauf an, wieviel ihnen Barry wert ist.“

Er blickte zu Barry Martin hin, der in seiner Bauchlage schon einen ganz roten Kopf hatte. Und neben dem Pferd stand Sam, der ließ Barry Martin nicht mehr aus den Augen. Und das würde so sein, bis Martin endlich in einem Gefängnis gelandet war oder Tom ihn freigelassen hatte.

Wenig später saßen sie auf und ritten zu einem Hochtal, das Hank Burlington gut kannte und von dem er glaubte, es sei besonders gut geeignet als Versteck, aber auch als Lager. Ganz in der Nähe konnte man auf eine Felszacke hinaufklettern, von wo aus sich ein weiter Blick über die Berge bis hinüber zum flachen Land bot. Dieses Tal besaß nur einen einzigen Zugang, und den hätte ein einzelner Mann ohne Mühe mit einem Gewehr verteidigen können.

Als Tom dieses Tal in Augenschein nahm, nickte er zufrieden.

„Ja“, erklärte er, „es ist wirklich wie geschaffen für unseren Zweck.“

„Ich glaube nicht, dass sie den Jungen bringen. Ich wundere mich darüber“, sagte Burlington, „woher du den Optimismus nimmst, dass du glauben kannst, sie würden ihn gegen Barry austauschen.“

„Fang nicht wieder davon an, wir werden schon sehen“, sagte Tom.

„Ich weiß nicht“, erwiderte der Sheriff, „ich habe eine dunkle Ahnung, und die lässt mich nicht los.“


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