Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 18

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Tom Cadburn hatte im Schein einer Fackel Barry Martin den Steckschuss aus dem Gesäß geholt. Jetzt lag der Bandit auf dem Bauch, verfluchte das Pech, im wahren Sinne des Wortes in den Hintern getroffen worden zu sein, und grübelte vor sich hin.

Sam lag in seiner Nähe, hatte aber die Augen geschlossen und schlief. Doch es war der Schlaf eines Halbwolfes, der immer mit einem Ohr noch hörte, dessen Nase selbst im Schlaf noch witterte. Das geringste Geräusch, die mindeste Gefahr würde Sam aufschrecken. Und das wusste Barry.

Tom Cadburn saß am Feuer, stocherte darin herum, während vorn am Zugang zu diesem Hochtal Sheriff Burlington die Wache hielt.

„Die tauschen mich nicht aus, darauf könnt ihr euch verlassen“, sagte Barry. „Warum sollen sie auch? Al und mich kennen sie kaum. Sie haben an mir kein Interesse. Diese Burschen haben bisher ihre eigene Suppe gekocht. Auf mich können die verziehen.“

„Das ist schlimm für dich“, erwiderte Tom. „Da musst du wieder zurück nach Yuma.“

„Es wäre besser, du würdest mich erschießen. Es wäre mir wirklich lieber“, erwiderte Barry gepresst. „Ihr Kerle, ihr schleppt die Leute vor einen Richter, und der schickt sie nach Yuma. Keiner von euch weiß, was Yuma wirklich ist. Die Hölle ist ein reines Paradies dagegen. Wenn einer von euch nur einmal einen Monat dort gesessen hätte, würdet ihr so schnell und so leicht keinen von uns mehr dahin schicken.“

„Du hättest eigentlich aufgehängt werden müssen. Nach meiner Meinung hast du es verdient“, sagte Tom. „Aber reg dich nicht auf, ich schaffe dich wieder nach Yuma. Und Kenwood ebenfalls.“

„Ach! Mich und Kenwood! Und den Jungen? Den lässt du springen, was? Dieser Sheriff ist ja auch dein Freund. Der Junge kommt ungeschoren davon. So habe ich es mir gedacht.“

„Er ist kein Mörder. Ihr beide seid Mörder.“

„Hör doch auf! Glaubst du, der wäre ein Engel? Irgendeinmal fängt der auch damit an. Das kommt einfach so, ganz wie von selbst. Schuld ist doch sein Alter, den hätten sie einsperren müssen. Der Junge hat uns die Ohren vollgeheult, als wir mit ihm in einer Zelle saßen. Das hättest du dir anhören müssen.“

„In dem Alter, in dem Jim ist, denken alle, sie hätten es schlecht getroffen“, sagte Tom. „In einem Punkt hat er es wirklich schlecht getroffen. Seine Mutter ist tot, er hat nur den Vater, und der konnte sich wenig um ihn kümmern. Er ist allein. Das rechtfertigt aber nicht, dass Jim ein Bandit werden musste. Und er macht alles noch schlimmer jetzt.“

„Ihr könnt weggehen mit mir. Schafft mich ruhig nach Yuma zurück! Das mit dem Austauschen, das machen die nicht.“

„Und warum nicht?“, fragte Tom.

„Dieser Junge ist doch Gold wert für sie. Solange sie den haben, ist doch der Sheriff dort völlig ausgeschaltet. Das ist so, als hätten sie ihm die Zähne ausgebrochen, diesem alten Ranger. Der kann ihnen doch gar nichts tun, solange sein Junge bei der Bande ist.“

„Glaubst du?“, fragte Tom. „Und wenn er es tut?“

„Und wenn er es tut“, prophezeite Barry, „dann wird er kein Maß und kein Ziel kennen. Ich habe schon eine Menge solcher Burschen erlebt. Die hauen dann über die Stränge. Der schießt Leute zusammen, ob gegen die ein Fahndungsbefehl vorliegt oder ein Steckbrief, das interessiert den nachher nicht mehr. Alles, von dem er glaubt, dass es ihm seinen Jungen weggenommen haben könnte, knallt er nieder. Der würde sich sogar gegen dich stellen.“

Tom hatte wirklich das Gefühl, dass Barry Martin mit seiner Prophezeiung ziemlich der Wahrheit nahe kam. Hank Burlington konnte wirklich nicht mehr objektiv denken, wenn es um seinen Jungen ging. Von selbstzerfleischenden Vorwürfen, die er sich machte, bis hin zu Hasstiraden auf alle, von denen er meinte, dass sie den Jungen verdorben haben könnten, gingen seine Beschuldigungen.

Ich sollte ihn wirklich vorübergehend absetzen, nicht nur beurlauben wie jetzt, sondern tatsächlich von seinem Posten entbinden. Aber das machte die Sache ja nicht besser. Wie ich ihn einschätze, dachte Tom weiter, geht er auch ohne den Stern auf die Bande los. Und dann könnte tatsächlich eintreten, was Barry Martin da vorausgesagt hatte.

Die Nacht ging vorbei, ohne dass etwas geschah. Tom und Hank Burlington wechselten sich beim Wache stehen ab. Und als es hell wurde, waren beide recht müde. Am liebsten hätte Tom zwei, drei Stunden geschlafen, aber das konnte er sich nicht leisten. Sie mussten jetzt bei Tage mit den Banditen rechnen. Andererseits hoffte Jim sogar, dass sie sich zeigen würden. Immer noch war er optimistisch, was seinen Vorschlag anging. Den Vorschlag, Jim gegen Barry auszutauschen. Das war ein Geschäft, von dem die Gerichte besser nicht erfuhren, aber ihm war das Leben des Jungen wichtiger als die Gefahr, die dadurch entstand, dass ein lange gesuchter Bandit wie Barry Martin wieder freikam. Natürlich war Tom entschlossen, sollte der Tausch stattgefunden haben, sofort nachher mit aller Macht die Jagd auf Nevada Scott, aber natürlich auch auf Kenwood und Martin zu beginnen. Da gab es keinen Pardon mehr, dann brauchten sie keinerlei Rücksicht zu nehmen. Aber noch gehörte Jim zur Bande, und das glaubte Tom seinem alten Freund Hank Burlington schuldig zu sein, dass er jetzt nichts unternahm, bis sie Jim von den anderen Banditen getrennt hatten.

Es war etwa gegen zehn Uhr, als Hank Burlington, der gerade Wache hielt, Tom zurief, eine alte Indianerin käme zum Hochtal durch die Schlucht.

Tom ging hin, und Hank erklärte ihm, die Alte, die da durch den Canyon watschelte wie eine Ente, wohne oben in einer Hütte, die einem ehemaligen Goldsucher gehörte, einem Weißen, der als Squaw man mit diesem alten Weib zusammen lebte.

„Ich nehme an, Nevada Scott hat sie zu seinem Boten gemacht.“

Kurz darauf stand die Alte vor ihnen. Sie musste mindestens schon sechzig sein oder noch älter. Aber Indianerinnen, die über fünfzig waren, sahen bereits aus wie die Mumien. Sie hatte keine Zähne mehr und nuschelte etwas, das Tom Cadburn überhaupt nicht verstand. Aber Hank Burlington hatte es verstanden und sagte: „Sie wollen den Jungen gegen Barry austauschen. Es ist, wie ich sagte, Nevada Scott hat sie geschickt. Heute Morgen war er bei ihr.“ Die Alte nuschelte weiter, und schließlich übersetzte Hank Burlington, der diese wundersame Sprache zu verstehen schien. „Sie wollen Jim gegen Abend vor der Stadt freilassen. Und wir sollen Barry ebenfalls am frühen Abend nördlich der Stadt, ohne jede Bewachung, auf sie warten lassen.“

Nach kurzer Überlegung sagte Tom: „Also gut, gehen wir darauf ein. Sag ihr, dass wir einverstanden sind.“

Während Hank Burlington noch mit der Indianerin sprach, ging Tom zurück zu Barry Martin, dessen rechten Fuß er an seinen Sattel mit einer Handschelle gefesselt hatte. Barry blickte erwartungsvoll zu Tom auf und Tom sagte: „Es sieht aus, als wollte dein Freund Nevada Scott darauf eingehen. Er will Jim heute Abend vor der Stadt laufenlassen. Und wir sollen dasselbe mit dir tun.“

Barry Martin schloss einen Augenblick nachdenklich die Augen und fragte: „Wo soll ich denn freigelassen werden? Oder andersrum gefragt: Wo will er denn Jim freilassen?“

„Er verlangt, dass wir dich am frühen Abend nördlich der Stadt auf sie warten lassen.“

„Und er will Jim ebenfalls an dieser Stelle freilassen?“, fragte Barry.

Tom nickte. „Jedenfalls wurde das ausgerichtet.“

Barry Martin schloss wieder die Augen. „Nördlich der Stadt. Hast du einmal nachgedacht, Ranger, was das bedeutet?“

„Ich weiß, was du sagen willst. Von da bis hierher gibt es erst bei den Nadelfelsen eine Deckungsmöglichkeit.“

„Wenn ihr schlau seid und ein Aufgebot bereitstellt, würdet ihr, sobald der Austausch vollzogen ist, Nevada Scott und uns im Handumdrehen eingeholt, gestellt und überwältigt haben. Vorausgesetzt, das Aufgebot ist groß genug und die Männer schießen nicht pausenlos daneben.“

„Es geht sogar noch besser“, sagte Tom. „Ihr hättet nicht die mindeste Chance, von dort noch einmal wegzukommen.“

„Siehst du“, sagte Barry, „und aus diesem Grunde glaube ich nicht, dass er es macht. Nicht dort.“

„Du hast recht“, bestätigte Tom. „Trotzdem wollen wir darauf eingehen. Hank wird dich nach Greenplains zurückbringen.“

„Hank? Und was tust du?“

Tom lächelte.

„Zerbrich dir nicht den Kopf, was ich tue. Ich werde mich dort hinten in den Schatten legen und ein paar Stunden richtig tief und fest schlafen. Was dachtest du?“

„So also willst du es machen. Aber vertu dich nicht. Du hast mehr Gegner, als du glaubst.“

„Wenn es stimmt, was Hank mir gesagt hat“, erwiderte Tom, „und wenn die Spuren, die ich gesehen habe, richtig sind, besitzt Nevada Scott außer deinem Freund Kenwood und Hanks Sohn noch fünf Männer. Diese fünf sind natürlich eine Übermacht für mich, aber ich habe mich daran gewöhnt, gegen eine Übermacht zu kämpfen. Es ist mir fast zum Schicksal geworden. Du solltest dir um mich keine Sorgen machen.“

Barry Martin spie aus und knurrte böse: „Du wärst der Letzte, um den ich mir Sorgen machte. Wenn ich jemand zum Teufel wünsche, dann dich. Und vor allem den da.“ Er blickte auf Sam, der jetzt etwas blinzelte, aber die Augen wieder schloss, als könne er kein Wässerchen trüben.

Hank Burlington war zurückgekommen und fragte: „Was hältst du davon?“

„Ich habe unserem Freund schon erklärt, wie wir es machen. Du wirst ihn nach Greenplains bringen und dort einsperren. Selbstverständlich kommen sie nicht, um Jim freizulassen. Das darfst du keinen Augenblick lang hoffen. Hank, sie wollen uns reinlegen. Das hat sogar Barry schon gemerkt. Das ist ein ausgesprochen netter Zug von ihm, dass er mir das offen erklärt hat. Ich bin zwar selbst draufgekommen, aber es war interessant, das auch von ihm hören. Die freie deckungslose Fläche, die zwischen dem Nadelfelsen und der Stadt nicht das geringste Versteck bietet, macht diesen Plan zur Utopie. Es wäre ja Selbstmord für die Bande, wenn sie es wagte, auf so etwas einzugehen, geschweige denn, es selbst noch vorzuschlagen. Es wird anders sein. Ich nehme an, sie wollen uns überfallen, bevor wir die Stadt erreicht haben. Mein Plan sieht vor, dass du und Barry so etwas wie die Lockvögel seid. Und damit sie denken, ich sei auch mit von der Partie, werde ich eine Puppe basteln und sie mit zu Barry Martin aufs Pferd setzen, damit es aussieht, als wären zwei Männer auf diesem Tier. Sie sollen ruhig denken, wir hätten ein Pferd verloren. Jedenfalls sehen sie drei Männer. Sie sollen drei Männer sehen. Ich muss dafür meinen Hut opfern. Aber das nehme ich auf mich, trotz dieser fürchterlichen Hitze hier.“

„Und du glaubst, dass sie darauf reinfallen?“, meinte Barry Martin. „So dumm sind die doch nicht.“

„Das kommt immer darauf an, wie gut meine Puppe ist. Ich habe ein Paar Reservehosen und ein Hemd in meiner Satteltasche. Ich werde daraus etwas machen, das sich sehen lassen kann.“

Hank Burlington hatte schon begriffen.

„Du wirst sie von hinten schnappen, nicht wahr?“

„Zumindest werde ich es versuchen“, sagte Tom. „Die Schwierigkeit liegt darin, dass sie womöglich Jim bei sich haben. Dieses Problem habe ich noch nicht gelöst.“

Hank Burlington biss sich auf die Lippen und gab darauf keine Antwort mehr. Barry Martin aber sah von einem zum anderen, zuckte die Schultern und meinte: „Habt ihr einmal darüber nachgedacht, wie ich reiten soll? Ihr könnt doch wohl nicht erwarten, dass ich wieder auf dem Bauch liege.“

„Wenn du das nicht willst, dann setz dich in den Damensitz. Dann hast du wenigstens den halben Hintern in der Luft.“

„Der Teufel soll euch holen, einen in den Hintern zu schießen“, knurrte Barry Martin.

„Sei froh, dass es der Hintern war und nicht der Kopf“, erwiderte Hank Burlington. „Das nächste Mal können wir uns ja den aussuchen.“

„Da wird es kein nächstes Mal für euch geben“, knurrte Barry Martin drohend.


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