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Tom Cadburn hatte sich einen guten Platz ausgesucht. Gut, was die Sicht auf jenen Pfad anging, über den die Banditen kommen mussten. Schlecht, wenn es die Hitze betraf, die hier oben herrschte.

Wo er lag, das war ein Felseinschnitt, eine Art Kerbe im grauen Gestein. Und vor ihm lag loses Geröll, aufgetürmt zu einer Art Wall. Das war der Rest einer Felsmauer, die vom Zahn der Zeit benagt, in sich zerfallen war. Von hier aus konnte Tom Cadburn schon von weitem die hintereinander über die Felsgrate ziehenden Banditen beobachten. Er hatte Thunder, seinen Hengst, und auch Sam unten im Canyon zurückgelassen. Um hier heraufzukommen, war es anders nicht möglich gewesen. Weder Sam noch der Hengst waren imstande, eine solche Kletterpartie zu machen. Nun lag er hier, hatte seine Winchester im Anschlag und wartete auf den Augenblick, wo die Männer über einen Sattel hinweg mussten, der besonders schmal aussah.

Tom hatte beschlossen, an dieser Stelle die Bande zu trennen. Ob es ihm jetzt gelang, einen oder zwei der Banditen auszuschalten, war für ihn nicht so wichtig wie die Tatsache, sie regelrecht in zwei Gruppen zu spalten. Er war sich darüber klar, dass sein Plan bis jetzt funktioniert hatte. Sie waren auf die Täuschung hereingefallen, wollten den Reitern, die unten in der Schlucht dahinzogen, den Weg abschneiden und sie von weiter vorn, wo die Schlucht endete, angreifen und vermutlich zusammenschießen. Tom glaubte nicht daran, dass sie ernsthaft vorhatten, Barry Martin zu verschonen. Aus dieser Entfernung und von der Höhe, in der sie sich dann befanden, war das nur schwer möglich. Aber so weit sollte es auch gar nicht kommen.

Tom sah, wie Nevada Scott diesen schmalen Sattel überwand, wie Lester Roul hinüberkam und wie Deming mit dem Geschick eines Hochseilartisten die andere Seite erreichte. Und jetzt stand da Randy.

Tom wusste nicht, dass er Randy hieß, er sah nur diesen etwas einfältig wirkenden Banditen durchs Fernglas und prägte sich sein Gesicht ein. Sah die Aufregung von dessem Pferd, das die Nüstern blähte, das die Ohren anlegte, die Augen weit aufriss und rollte. Die Furcht von dem Tier stand ihm im Gesicht geschrieben.

Und jetzt versuchte dieser Mann den ersten Schritt. Noch einen und dann noch einen. Das Pferd zögerte, warf den Kopf hoch. Der Mann redete ihm zu. Jetzt folgte es ihm. Hinten war ein anderer, ein älterer, großer, bärenhaft wirkender Mann. Er trieb das Tier leicht an. Es machte einen Schritt, noch einen, befand sich mit den Vorderhufen bereits auf dem schmalen Grat. Und immer noch starrten alle auf diesen Mann mit dem nervösen Pferd.

Günstiger, sagte sich Tom, kommt es nicht mehr. Sie sind alle miteinander abgelenkt. Und das ist mein Augenblick. Er zog das Gewehr an die Schulter, zielte auf Nevada Scott, der schon auf der anderen Seite stand und jetzt mit dem Arm ein Zeichen gab, etwas rief, das Tom nicht verstehen konnte. Tom wollte sie nicht einfach abknallen, das war nicht seine Art. Aber sie sollten, bevor der Kampf begann, schon einen gehörigen Schreck erleiden.

Sein Schuss traf Nevada Scott genau in den Arm, mit dem er gestikulierte. Das war der Auftakt zu einem mörderischen Kampf. Nevada Scotts Schrei war so laut, dass ihn Tom bis hierher hören konnte. Und dann ging alles rasend schnell.

Randys Pferd bäumte sich auf. Randy ließ es sofort los, wie ihm Finch geraten hatte, stand jetzt balancierend auf dem schmalen Grat, während sein Pferd vergeblich versuchte, Halt zu finden, mit der Vorderhand abrutschte, schrill aufwieherte und dann, wie von einer Geisterhand gezogen, verschwand.

Lester Roul reagierte vor allen anderen. Aber er reagierte falsch. Offensichtlich glaubte er, der Schuss sei aus einer ganz anderen Richtung gekommen. Er riss sein Gewehr hoch, aber er hielt es genau entgegengesetzt von der Stelle, wo Tom Cadburn lag.

Deming, von dem Tom Cadburn nur die Beine sah, weil das Übrige von seinem Pferd verdeckt wurde, glaubte wohl auf Grund von Lester Rouls falscher Reaktion ebenfalls, dass der Schuss von jenem Berghang aus gefallen war, der auf der anderen Seite dieses Felsensattels lag.

Marc Fisher schien der einzige zu sein, der auf Anhieb begriff, wo der Feind zu suchen war. Und er war es auch, der sofort wusste, was er zu tun hatte. Er packte sein Pferd an den Zügeln und riss es herum und lief mit langen Sprüngen mit dem Tier zurück, bis er jene Stelle erreicht hatte, wo eine Felswand ihn vor Tom verdeckte.

Finch warf sich zu Boden und kroch, ohne ein Ziel zu bieten, langsam rückwärts. Randy balancierte immer noch. Tom hätte ihn leicht abschießen können. Aber so etwas lag ihm nicht. Der Mann hatte Not, auf den Beinen zu bleiben, und auf ihn zu schießen, wäre dasselbe gewesen, als hätte Tom auf einen Verletzten oder Wehrlosen gezielt.

Nevada Scott war am rechten Arm verletzt. Er versuchte mit der linken Hand sein Pferd zu halten, aber da schoss Tom wieder. Und diesmal gab es für ihn keinen Grund, den Banditen, der in elf Staaten gesucht wurde, zu verschonen. Tom feuerte, und sein Schuss traf Nevada Scott mitten in die Stirn. Der Banditen-Häuptling wurde von der Wucht des Treffers zurückgestoßen. Instinktiv krampfte sich seine Hand noch in die Zügel, aber das Pferd bäumte sich auf. Die Zügel wurden den Fingern entrissen, und Nevada Scott stürzte über den Rand des Felsens in die Tiefe.

Jetzt wusste auch Deming, woher die Schüsse gekommen waren. Da lag er schon auf dem Bauch und schoss. Aber die Deckung Toms war ausgezeichnet. Demings Schüsse klatschten gegen den Felsen und heulten als Querschläger davon. Da aber hatte Tom Deming im Visier. Der Bandit besaß keine ausreichende Deckung. Und Heldenmut allein konnte in seiner Situation tödlich sein.

Tom schoss, sah, wie Deming hinter der Deckung hervorkam, wie er sich aufzurichten schien. Und da hatte Tom schon repetiert und den nächsten Schuss abgegeben. Er traf Deming in die Brust. Deming sackte förmlich wieder nach unten, und Tom bemerkte, dass er mit dem Gesicht aufschlug. Das Gewehr kippte nach vorn, kollerte ein Stück weit über den Felsen, bis es schließlich quer zu Deming liegenblieb.

Inzwischen war es Finch gelungen, sich so weit rückwärts zu schieben, dass er sich ebenfalls wie Marc Fisher in Deckung befand. Sein Pferd kam mit hängenden Zügeln langsam näher. Tom überlegte noch, ob es richtig war, zuzulassen, dass Finchs Pferd unbehelligt in die Nähe seines Reiters zurückkehren konnte. Aber Tom wollte nicht auf ein unschuldiges Tier schießen.

Lester Roul war der einzige, der noch auf der anderen Seite des Felsensattels stand. Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte er sich besonnen und eine Deckung gesucht. Die wurde ihm durch die Pferde, die immer noch auf dieser Seite waren, geboten. Aber Lester Roul verlor die Nerven.

Inzwischen eröffnete Marc Fisher das Feuer auf Tom. Aber auch er scheiterte an der erstklassigen Deckung, die das Geröll Tom bot. Zwischen den aufeinandergetürmten Gesteinsbrocken waren Lücken, Löcher wie Schießscharten. Und in einer dieser Lücken hatte Tom sein Gewehr liegen. Seine Schüsse, die er jetzt in Marc Fishers Richtung abgab, zwangen den Revolvermann in seiner Deckung zu bleiben. Und Finch ging es nicht besser.

Randy war jetzt von dem schmalen Grat herunter und rannte um sein Leben. Er lief auf die Deckung zu, hinter der sich Finch und Marc Fisher befanden. Tom schoss, aber er verfehlte ihn.

Das war der Augenblick, wo Lester Roul die Nerven verlor. Der an sich ausgekochte Bandit sah sich plötzlich allein. Noch nie war er allein gewesen. Immer hatte es Männer an seiner Seite gegeben, mit denen gemeinsam er sich mutig fühlen konnte. Jetzt aber stand er allein da drüben, den toten Deming vor sich, und irgendwo in der Tiefe musste Nevada Scott liegen. Das war etwas, was seine Nerven nicht ertrugen.

Und da rannte er los. Über den Felsgrat hinweg, wollte es wie Randy machen, glaubte wohl, dass er so eine Chance hatte, durchzukommen. Aber er kam nicht weit. Als er sich in der Mitte des Felsensattels befand, praktisch an der schmalsten Stelle, die dieser Grat aufzuweisen hatte, da ereilte ihn sein Schicksal.

Tom wollte ihn in den Arm treffen, aber Lester Roul bewegte diesen Arm gerade nach vorn, dass Toms Schuss den Bruchteil einer Sekunde zu spät erfolgte. Der Schuss traf die Brust und nicht den Arm. Der Aufschlag brachte Lester Roul aus dem Gleichgewicht. Sein schriller, gellender Schrei hallte über die Grate der Felsen hinweg. Seine Füße machten noch zwei Schritte. Den zweiten Schritt trat der rechte Fuß ins Leere. Lester Roul ruderte mit den Händen, stieß wieder einen schrillen, kreischenden Schrei aus. Dieser Schrei wurde verzerrt, hallte unwirklich, als der Mann jählings in der Tiefe verschwand.

Auf der anderen Seite standen die Pferde, scheu, auf der Stelle trippelnd, schnaubend und doch wie festgenagelt an jener Stelle, die sie nicht zu verlassen wagten. Über den Grat wollten sie nicht zurück. Und der Weg vor ihnen schien ihnen ebenfalls nicht geheuer.

Von Finch, Marc Fisher und Randy sah und hörte Tom nichts mehr. Keine Schüsse, keine Geräusche, nicht den geringsten Hinweis. Auch das Verhalten der Pferde, die drüben auf der anderen Seite standen, stärkte in Tom den Verdacht, dass die drei umgekehrt waren. Wenn es so war, musste Tom schnellstens zurück zu Thunder, seinem Hengst, und zu Sam.

Er machte sich an den Rückweg, kroch aus seiner Deckung heraus, und weil er vorsichtig war, wollte er auch jetzt kein Ziel bieten. Später dann, als er nicht mehr gesehen werden konnte, kletterte er rasch abwärts.

Die Pferde, die da noch oben waren, die konnte er später holen, sagte er sich. Jetzt galt es erst einmal, diesen drei Kerlen den Weg abzuschneiden. Oder, falls sie in einer anderen Richtung verschwinden wollten, ihnen zu folgen.

Er dachte an Hank Burlington und dessen Gefangenen Barry Martin. Aber darüber, sagte er sich, brauche ich mir nicht allzu viel Gedanken zu machen. Hank wird Barry einsperren und wird tun, was ich mit ihm besprochen habe. Hoffentlich wird er es tun. Und nicht etwa versuchen, seinen Sohn auf eigene Faust einzufangen. Er soll warten und zusammen mit Old Joe seine Pflicht tun, als hätte es die Probleme um Jim nie gegeben, so lange nicht, bis ich nicht zurückgekehrt bin. Jetzt muss ich erst diese drei erwischen.

Der schwarze Tod war hinter diesen drei Männern her. Bald schon.


Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western

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