Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 17

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„Der hat uns reingelegt. Das hätte dir auch passieren können“, erklärte Allistair Kenwood und sah betroffen auf Nevada Scott, der die Arme in die Seiten gestützt hatte und mit vorwurfsvollem Blick den zurückgekehrten Kumpan musterte.

„Mir wäre das nicht passiert, rede doch keinen Quatsch! Du hättest dich ruhig etwas anstrengen können, Barry ebenfalls. Ich habe euch beide für Asse gehalten. Jetzt muss ich sehen, dass ihr Stümper seid. Am besten wäret ihr nie hierhergekommen. Der Junge ist nicht hier, was soll ich da entscheiden?“

„Wir müssen etwas tun, sonst geht es Barry an den Kragen, der sperrt ihn glatt ein“, sagte Kenwood.

„Was soll ich denn tun?“, fragte NevadaScott. „Blödes Gerede, Mann! Ich weiß ja nicht mal, wie das ganze Ding ausgeht. Der Junge ist entweder mit Betty schon in Greenplains oder Cadburn hat ihn geschnappt. Verflucht noch mal, dieser Ranger muss weg! Der steht mir hier im Wege rum. Da ist ja Burlington schon schlimm genug. Mit Hank Burlington wären wir fertig geworden, aber dieser Cadburn, der stört meine Pläne. Der bringt hier alles durcheinander.“

„Der kocht auch bloß mit Wasser“, behauptete Kenwood.

Nevada Scott zuckte herum, als wäre er geschlagen worden. Wütend starrte er auf Kenwood. „Na wunderbar, ausgerechnet du musst das sagen. Es war doch eure verdammte Dummheit, dass er euch übers Ohr gehauen hat. Wie kleine Kinder habt ihr euch angestellt, ihr Hornochsen! Und das sind die großen Asse, die mir Jim mitgebracht hat. Teufel noch mal! Solche Narren wie euch habe ich dutzendweise hier, da brauchtet ihr von Yuma nicht hier heraufzukommen.“

Allistair Kenwood machte schmale Augen.

„Ich glaube, jetzt sind die Hosen aber zu groß, in die du steigst. Du könntest darüber stolpern“, sagte er giftig. „Dieser Cadburn wird auch mit dir fertig. Wenn wir eine Chance haben wollen, dann nur gemeinsam. Das ist ein ganz gefährlicher Bursche. Er konnte nicht wissen, dass wir ihm folgten und doch hat er damit gerechnet.“

Nevada Scott zündete ein Streichholz an, und für kurze Zeit war sein verunstaltetes Gesicht im Lichtschein zu sehen. Die Glut einer Zigarette glomm auf und das Zündholz verlosch. Geräuschvoll stieß der Bandit den Rauch aus und sagte: „Der Vorschlag von ihm ist noch nicht einmal schlecht. Der ist sogar prächtig. Der Haken dabei ist nur der, dass Cadburn selbst ihn gar nicht ernst nimmt. Wenn wir den Jungen wirklich zu ihm schicken, geht für Cadburn das Rennen erst los. Es sieht so aus, als wollte er Burlington dafür einen Gefallen tun. Vielleicht ist das sogar so. Aber er selbst, er will doch uns. Und er will euch beide. Denn auf eurer Spur ist er ja gewesen. Ihr habt ihn ja praktisch hergebracht.“

„Das sagst du. Wie willst du uns das beweisen?“, erwiderte Kenwood.

Nevada Scott lächelte geringschätzig.

„Beweisen? Da gibt es nichts zu beweisen. Ihr seid aufgetaucht, und Cadburn war sofort hinter euch da. Er hat sich auf eurer Spur befunden. Er und sein verdammter Wolf.“

„Das glaube ich nicht, das glaube ich wirklich nicht“, wehrte Kenwood ab. „Diese Sache liegt ganz anders. Aber reden wir einmal von Jim. Er ist immerhin Burlingtons Sohn und ...“

„Na und?“, sagte NevadaScott. „Die Sache hat noch einen Haken. Ich habe mit Betty darüber gesprochen. Ich glaube, Burlington ist mit seinem Sohn so oder so fertig. Als sie ihn damals nach Yuma geschafft haben, da ist bei ihm irgendwas abgerissen. Der alte Hank will mit seinem Sohn gar nichts mehr zu tun haben.“

„Das ist doch Quatsch. Er ist sein Vater“, sagte Kenwood, „und er wird immer zu ihm halten.“

„Wenn ich ein Früchtchen hätte, wie es Jim geworden ist, ich weiß nicht“, meinte Nevada Scott, „ob ich nicht so dächte wie Burlington. Und außerdem sagte mir Betty, ist das gar nicht sicher, dass er sein Sohn ist. Da soll ein anderer ...“

„Das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe - das kannst du Betty gleich sagen. So ein Mist! Ich habe lange genug mit dem Jungen gesprochen. Ich hatte ja Gelegenheit, immer wieder anzuhören, wenn er von seiner Mutter und seinem Vater sprach. Das ist nämlich sein Problem, mit dem er überhaupt noch nicht fertig geworden ist. Wir hatten Zeit genug, als wir eingesperrt waren in Yuma, über diese Dinge zu sprechen. Immer wieder hat er davon angefangen. Was du da erzählst, ist wirklich ein verdammter Bluff. Ihr habt dem Jungen vielleicht einen Bären aufgebunden oder ihr wollt mir einen aufbinden.“

„Ja, wir haben es ihm gesagt“, erklärte Nevada Scott. „Wir mussten ihm ja die Wahrheit sagen. Er konnte ja nicht wissen, als er mit euch in der Zelle saß, was die Wahrheit ist. Und er hat immer das geglaubt, was ihm Hank Burlington erzählt hat. Jetzt kennt er die Wahrheit.“

„Ihr habt ihn belogen“, erwiderte Kenwood. „Ich habe eine Menge böser Dinge gemacht in meinem Leben, aber dass ich so etwas tun würde, nein, das täte ich nie. Einen Sohn von seinem Vater wegbringen, das ist keine gute Sache.“

„Ausgerechnet du, der du einige Leute kaltblütig erschossen hast, musst dich hier zum Moralapostel aufschwingen. Du bist der Letzte, der dazu ein Recht hat“, erklärte Nevada Scott. „Und wenn wir hundertmal den Jungen verkohlen, was ändert das daran, dass der Erfolg gut ist? Auf faire Art willst du Cadburn zu packen bekommen, nicht wahr? Verdammt, Kenwood, weißt du noch immer nicht, wer er ist? Soll ich dir aufzählen, wen er alles in den Jahren, seit er bei den Texas Rangers ist, ins Gefängnis brachte oder an den Galgen? Wieviel er mit Hilfe seines Wolfes schnappen konnte? Wie viele von uns? Soll ich dir das aufzählen? Da sind ganz andere Burschen drunter als du und ich. Und er hat sie geschnappt. Wenn wir ihn weghaben wollen, diesen verdammten Cadburn, da müssen wir uns schon was einfallen lassen. Und die Idee, den Jungen hier ganz und gar für uns einzuspannen und als eine Art Lockvogel zu benutzen, diese Idee ist Gold wert. Wenn du das nicht begreifst, ist dir nicht zu helfen.“

„Was ich nicht begreife, das ist das, was ihr damit erreichen wollt. Was geht Cadburn dieser Junge an? Er ist ja nicht sein Vater. Burlington ist es.“

Nevada Scott schüttelte den Kopf. „Mein Gott, dass du es nicht begreifen willst. Hank Burlington und Cadburn sind Freunde. Gute Freunde. Außerdem sind sie beide Gesetzesbeamte. Sie werden also so oder so einander helfen. Hinzu kommt, dass es für Cadburn ein bedrückendes Gefühl ist, dass sein guter alter Freund Hank Burlington einen Outlaw zum Sohn hat.“

„Und du glaubst, das wäre für ihn ein Motiv, in eine Falle zu rennen? Eher rennen wir in seine. Genau, wie wir schon einmal drinsaßen.“

„Du und Barry, aber nicht ich“, widersprach Nevada Scott.

„Reiß nur das Maul nicht so weit auf!“, sagte Kenwood. „Immer abwarten! Vielleicht sitzt du schneller drin, als du denkst. Dieser Bulle ist aus Stahl. Viele von uns zittern vor ihm genau so wie die kleinen Taugenichtse. Und ich will dir noch etwas sagen: Im Grunde hättest du tausend Gründe, ihn auch zu fürchten.“

„Ich?“, rief NevadaScott. „Dass ich nicht lache! Aber ich will jetzt dir etwas sagen. Noch nicht einmal Jim hat vor ihm Angst. Dieser junge Kerl hat ...“

„Der ist noch viel zu grün und zu dumm, um zu begreifen, wie gefährlich dieser Cadburn ist“, erklärte Kenwood. „Wenn es uns nicht gelingt, ihn aufs Kreuz zu legen, da wäre es besser, wir zögen in eine andere Gegend. Was mich angeht, so bin ich dazu bereit, sobald Barry frei ist.“

„Das ist noch eine andere Frage“, erwiderte Nevada Scott. „Erst wollen wir einmal Cadburn aufs Kreuz legen. Der hat hier nichts verloren, der muss hier weg.“

Ein dritter Mann kam von der Hütte her auf die beiden zu.

„Und wie stellst du das an?“, fragte er mit kehliger Stimme.

Kenwood, der sie noch nicht alle kannte, die zu Nevada Scotts Bande gehörten, fragte: „Wer ist das?“

„Das ist unser Freund Lester Roul“, erwiderte Nevada Scott. „Na, Lester, machst du dir auch Sorgen? Wie würdest du denn entscheiden? Unser Freund hier möchte eine rasche Entscheidung. Wir sollen Jim ausliefern, damit sein Kollege Barry frei wird. Aber ich kann Jim nur ausliefern, wenn ich ihn habe. Was hältst du von der Sache?“

Lester Roul war kleiner als die beiden. Kenwood zündete sich eine Zigarette an, mehr oder weniger deshalb, damit das Licht des Zündholzes auf Lester Rouls Gesicht fiel. Er sah ein schmales Gesicht, von Pockennarben übersät, das Haar war straff zurückgekämmt, die Augen sahen aus wie die von einem Fisch.

„Wenn ihr mich fragt, würde ich auf diesen Handel gar nicht eingehen. Was haben wir denn davon? Es ist natürlich verlockend, diesen Texas Ranger an der Nase herumzuführen. Aber ich habe gehört, dass es Cadburn ist. Und bei Cadburn ist alles gefährlich, was sich zu nahe bei ihm abspielt. Lassen wir die Finger davon! Ich würde gar nicht darauf reagieren.“

„Und was wird aus Barry?“, platzte Kenwood heraus.

Lester Roul drehte sich zu Kenwood um.

„Wir haben vorher ohne deinen Barry gelebt und werden auch in Zukunft ohne ihn auskommen.“

„Bei dir piept’s wohl, was?“, fuhr Kenwood los. „Du kannst doch nicht einfach einen Kollegen verraten? Wir müssen ihn da rausholen!“

„Rausholen ist etwas anderes. Rausholen ist kein Geschäft. Da brauche ich nichts zu tauschen.“

„Es ist mir gleich, wie wir es machen“, erklärte Kenwood. „Aber Barry bleibt nicht bei ihm. Den müssen wir zurückhaben.“

„Wenn wir ihn tauschen“, sagte dieser Lester Roul, „und wir haben den Jungen dort, damit ist es ja nicht zu Ende. Da legen die erst richtig los. Solange wir den Jungen aber haben, so ist das zumindest ein gewisser Schutz, habe ich den Eindruck. Weniger für Burlington. Der will allen Leuten beweisen, dass er über sich selbst hinwegsteigen kann und auf uns losgeht, obgleich sein Sohn bei uns ist. Nun gerade, versteht ihr? Aber Cadburn wird es zurückhalten. Und Cadburn ist wirklich gefährlicher, als ihr denkt.“

„Das denken wir gar nicht. Wir wissen genau, wie gefährlich er ist. Lester hat recht“, sagte Nevada Scott, „und deshalb sollten wir ihn wirklich nicht austauschen.“

„Fein gedacht“, stieß Kenwood hervor, „dann wandert Barry wieder nach Yuma. Und das nächste Mal bringen sie ihn in eine Zelle, wo er nicht ausbrechen kann. Da verbringt er dann den Rest seines Lebens. Das ist schlimmer, als zum Tode verurteilt zu sein.“

„Rede doch keinen Quatsch! Wir holen Barry heraus. Und wie ich die Sache einschätze, wird Jim dabei die größte Rolle spielen. Und ich will euch noch etwas sagen. Wir tun so, als gingen wir auf Cadburns Vorschlag ein. Und dabei legen wir diesen Kerl auf Eis.“

Kenwood zuckte ungläubig die Schultern, spie verärgert aus und schlug mit der Faust an die hölzerne Hüttenwand, dass es dröhnte.

„Winkelzüge“, polterte er, „dreckiges Kleinbanditentum. Ich bin keiner von dieser Sorte, die einen Mann von hinten erschießen. Verdammt, Scott, dazu habe ich nie gehört. Ich kämpfe nur mit einem Mann, der mich sieht und der einen Colt besitzt. Ich liebe den Kampf, aber ich hasse solche verdammten dreckigen Schliche.“

„Sei vorsichtig!“, warnte ihn Nevada Scott.

Kenwood stieß sich von der Wand ab. Seine Hand wollte zum Revolver zucken, aber da rief Lester Roul: „Mach keinen Quatsch! Lass die Hände vom Eisen! Ich habe meine Kanone schon in der Hand.“

Nevada Scott lachte spöttisch und sagte höhnisch: „Na, wo bleibt denn dein Heldentum? Zieh doch den Revolver, Mann! Zieh ihn doch! Wenn du auch weißt, dass Lester die Stange schon in der Hand hält. Na, du kannst ihn von vorn erschießen! Nun zieh schon!“

Es kribbelte Kenwood in den Fingern, trotz allem zur Waffe zu greifen, aber er war nicht lebensmüde.

„Eines Tages zahle ich es dir heim“, fauchte er und lehnte sich wieder an die Hüttenwand.

„Du bist ein aufsässiger Bursche, mein Lieber“, fuhr ihn Nevada Scott an. „Ich schätze das nicht. Lester, nimm ihm den Revolver weg!“

Lester Roul erhob sich und ging langsam auf Kenwood zu. „Pfoten hoch!“ knurrte er.

Nevada Scott hatte seinen Revolver gezogen und richtete ihn auf Kenwood.

„Keine falsche Bewegung, Junge! Ich würde sofort schießen“, mahnte er.

In diesem Augenblick hatte Lester Roul den Bedrohten erreicht. Und Kenwood meinte, jetzt eine Chance erspäht zu haben. Er warf sich nach vorn, packte Lester Roul unter den Schultern, und kurze Zeit war Nevada Scott völlig machtlos, denn er hätte Lester Roul getroffen und nicht Kenwood. Lester Roul fühlte sich emporgehoben und hinweggeschleudert. Plötzlich prallte er auf den steinigen Boden, rollte sich aber geschickt nach hinten rüber und war sofort wieder auf den Beinen. Kenwood warf sich hinter das Regenfass, riss den Colt heraus und schoss auf Nevada Scott. Aber er verfehlte ihn, und stattdessen war Nevada Scott mit zwei langen Sprüngen zur Seite gejagt und schoss noch, während er sich zu Boden warf. Kenwood fühlte noch einen Schlag am Kopf, dann stürzte er hinter der Tonne zusammen.

Nevada Scott ging zu ihm hin, drehte ihn auf den Rücken und sagte rau: „Du kannst aufstehen, Lester, der tut keinem mehr was.“


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