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Kapitel 7

Kurzer Auftritt in der Slowakei

Mein Kurzbesuch in der Slowakei dauerte nur zwei Tage mit einer einzigen Übernachtung. Da ich recht früh am Tag die Grenze passierte, kam ich noch ein ordentliches Stück weit. Die Landschaft war eben, so wie ich es von Ungarn her kannte. Bis zur Stadt Kosice hatte ich noch starken Gegenwind, dem ich aber nach Kosice meine linke Seite zeigte. Ich fuhr nämlich nach rechts Richtung Osten. Allerdings ging es dann in die Berge, aber ohne Gegenwind war das fast kein Problem. Eine ordentliche Steigung schlängelte sich durch eine schöne Wald-und Wiesenlandschaft, die mich bis zum Abend begleitete. Auf dem Gipfel angekommen wurde es Zeit für mich, ein Nachtlager zu suchen.

Ich hatte Glück. Gerade als ich im ordentlichen Schuss den Berg runterfuhr, tauchte auf der rechten Seite an der Straße ein Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit auf. Probleme mit der Währung kannte ich immer noch nicht, da auch hier mit Euro bezahlt wurde, nur die Verständigung gestaltete sich von jetzt an immer schwieriger. Mit Englisch, was auch nicht unbedingt meine Stärke ist, das sei an dieser Stelle vorab schon mal erwähnt, kam ich nicht sehr weit. Ich bilde mir aber ein, dass ich ein Verständigungsgenie mit Armen, Beinen und Mimik bin. So kam ich auch hier in der Slowakei zurecht.

Ich hatte schon fast die Hälfte meiner Strecke zur ukrainischen Grenze, die für mich mit deutschem Reisepass visumfrei war, geschafft. Am nächsten Morgen erwartete mich herrliches Wetter und zu meiner Freude eine ca. 20 km lange leichte Abfahrt. Es lief sehr gut, und ich dachte mir: Wenn das so weitergeht, komme ich heute noch ein schönes Stück in der Ukraine voran. Der Wind war mir auch wohlgesinnt und blies leicht schräg von hinten. Alles passte gut, und ich näherte mich recht früh dem Grenzübergang bei Uschhorod.

Dann kam die große Ernüchterung. Schon von weitem konnte ich eine riesige Schlange von wartenden Pkw und Lkw sehen. Als Radreisender hast du hier aber einen großen Vorteil. Dran vorbei und immer schön lächeln und grüßen. So fuhr ich vor bis zum Ersten in der Schlange und stellte mich frech dazwischen. Ein Soldat, der mich sah, kam mit finsterer Miene auf mich zu und erklärte mir mit ein paar wenigen deutschen Worten, die er kannte, dass an diesem Grenzübergang keine Fahrräder abgefertigt würden, nur Maschinen. Er meinte damit motorisierte Fahrzeuge. Ich wollte ihm noch erklären, dass ich auch so eine Art Maschine sei, ließ es aber bleiben, da er nicht besonders spaßig wirkte.

Ich fragte ihn aber noch, wo ich denn einreisen könne, und er zeigte mir auf meiner Karte den Grenzübergang bei Ubl’a. Wunderbar, dachte ich, der befand sich ca. 50 km nordöstlich von meinem Standort. Um dort hinzukommen, musste ich wieder ca. 15 km auf selber Strecke zurück und dann über einen Berg zur Grenze.

Nutzte nichts, ich fuhr los und hatte natürlich den Wind, den ich vorher im Rücken gehabt hatte, nun im Gesicht. Was so schön am Morgen begonnen hatte, entwickelte sich im Tagesverlauf wieder zu einer harten Tour. Der Berg, den ich überfahren musste, schien nicht aufzuhören. Je näher ich der Grenze kam, umso schlechter wurde das Wetter. Dicke, schwarze Wolken zogen sich am Himmel zusammen und verbreiteten in mir Unruhe. Die Grenze war noch nicht geschafft, und eine Übernachtungsmöglichkeit hatte ich auch noch nicht ausgemacht. Gegen 18 Uhr erreichte ich dann endlich den kleinen Grenzübergang bei Ubl’a, der mitten im Wald lag. Eine ordentliche Schlange von wartenden Autos überholte ich abermals und reihte mich ganz vorne ein. Eine Grenzbeamtin, die sich nach ca. 10 Minuten endlich aus ihrem Häuschen bequemte, nachdem sie mit einem Schwätzchen mit ihrem Kollegen fertig war, ging zu einem anderen Häuschen, um mir eine Nummer zu holen. Mit dieser Nummer sollte ich mich wieder in einem anderen Gebäude melden.

Als ich dort reinkam, schlief der Zivilist tief und fest. Geschützt durch eine dicke Glasscheibe hörte er auch mein vorgetäuschtes Husten nicht. Um ihn nicht zu erschrecken und ihn damit vielleicht zu erzürnen, ging ich wieder raus und machte mich bei den beiden bewaffneten Soldaten, die auf dem Parkplatz patrouillierten, bemerkbar. Einer von beiden kam auf mich zu. Ich machte mit ein paar Handzeichen verständlich, dass der Kollege da drin einen totenähnlichen Schlaf abhielt. Er ging mit mir rein und klopfte mit dem Kolben seiner Maschinenpistole ordentlich gegen die Glasscheibe. Ich dachte, dass der Mann jetzt gleich unglaublich erschrecken würde. Dieser wachte aber schön langsam, sozusagen in Zeitlupe, auf und hatte in der nächsten Sekunde seine Finger auf der Tastatur seines PCs, der mindestens aus dem vorigen Jahrhundert war. Er begann, etwas einzugeben, als hätte er nie geschlafen. Dann tippte er ein paar Daten meines Ausweises ein und schon 5 Minuten später bemerkte er, dass ich bei ihm falsch war. Prima! Am richtigen Häuschen standen dann schon drei an, und bei jedem dauerte es gut und gerne 10 Minuten. Als ich endlich dran war, musste ich eine Gebühr von 20 Euro bezahlen.

Ich bekam einen kleinen Zettel mit einer Nummer drauf, die wohl dann der geschwätzigen Grenzbeamtin anzeigte, dass ich die Einreisegebühr bezahlt hatte. Sie drückte mir mit einem unglaublich unmotivierten Gesichtsausdruck den Stempel in den Ausweis und ließ mich passieren. Das Ganze hatte ca. eine Stunde gedauert, was mich ärgerte, da der Himmel aussah, als würde er mir nun gleich auf den Kopf fallen. Andererseits war ich aber auch froh, dass ich diese erste Bammelgrenze noch an diesem Tag geschafft hatte und trat wieder in die Pedale. Nach dem Schlagbaum lernte ich dann gleich die ukrainischen Straßenverhältnisse kennen. Ein besserer Feldweg führte zum nächsten Städtchen Welykyj. Hier endete auch schon meine Geschichte über die Slowakei. Ich befand mich in der Ukraine, und da begann mein Abenteuer nun richtig.


Schöne und endlose Radwege in Ungarn.


Erste Übernachtung unter freiem Himmel in der Slowakei.

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