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Kapitel 1

Wie kommt man auf die Idee, mit dem Rad einmal um unseren Planeten zu fahren?

Der Traum hat sich über viele Jahre langsam entwickelt.

Ich war jung und voller Energie, als sich aus einem kleinen Desaster ein sportlicher Ehrgeiz entwickelte. Das Desaster, das ich meine, fand an einem Sonntagmorgen nach einem langen Spiele-Abend mit meinen Brüdern statt. Es war die Zeit, als wir dem Brettspiel „Risiko“ total verfallen waren. Diese Abende waren stets begleitet von Tabak- und Alkoholkonsum, was die Kondition eines Menschen bekanntlich nicht gerade fördert. Meine Brüder Klaus und Uwe kamen auf die Idee, am Sonntagmorgen etwas zu joggen. Überzeugt von meiner sportlichen Leistungsfähigkeit verabredete ich mich mit ihnen auf Sonntagmorgen, zehn Uhr. Die beiden waren damals immer wieder mal auf der Strecke gelaufen und hatten somit einen kleinen Trainingsvorsprung. Schon gleich nach dem Start stellte sich heraus, dass ich wegen meiner Kondition nicht mithalten konnte.

Als ich die kleine Runde von fünf km hinter mich gebracht hatte, saßen meine Brüder bereits eine Weile auf dem Balkon und streckten ihre Beine über dem Balkongeländer aus. Ich war sehr deprimiert, da ich mich eigentlich den beiden gegenüber für unschlagbar gehalten hatte. Ich bot ihnen an, die Angelegenheit in zwei Wochen zu wiederholen, um meine Ehre wiederherzustellen. Ich war mir dabei absolut im Klaren, dass ich das aber nur schaffen könnte, wenn ich in diesen 14 Tagen auch etwas tun würde. So begann ich gleich am Montag mit einem leichten Lauftraining, und man glaubt es kaum, ich hörte an diesem Tag auf zu rauchen.

Leider fand der Vergleichslauf nach zwei Wochen nicht statt, aus Termingründen, auch in den nächsten Wochen und Monaten nicht. Dessen ungeachtet trainierte ich aber weiter und fand immer mehr Spaß am Laufsport, auch weil ich schon nach wenigen Wochen eine sehr große Leistungssteigerung verspürte. Da ich von Haus aus ein Typ bin, der immer ein Ziel braucht, stand ich bereits vier Monate später am Start des München-Marathons und lief ihn in drei Stunden und zehn Minuten. Dieser Erfolg beflügelte mich, weiter zu trainieren und an Wettkämpfen teilzunehmen.

In den darauf folgenden Jahren lief ich einige Marathons und sogar zweimal den Ultramarathon in der Schweiz. Irgendwann war ich dann an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr weiterkam. Meine Ziele, den Marathon unter drei Stunden und den 100-km-Lauf in Biel unter zehn Stunden zu laufen, hatte ich erreicht, und mehr war nicht drin. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich mein Ziel erreicht hatte und mir kein höheres stecken wollte.

In dieser Zeit entwickelte sich der Gedanke, irgendwann einmal um die Welt zu laufen. Doch dafür bräuchte ich Zeit. Nicht während meines Berufslebens als selbstständiger Fliesenleger, nein, das sollte ohne Druck stattfinden, ohne Druck, nach so einer Reise wieder normal arbeiten zu müssen. Ich kannte Geschichten über Menschen, die so etwas auch schon gemacht hatten, oder über Aussteiger auf Zeit, die sich hinterher sehr schwertaten, wieder ins normale Leben zurückzukehren. Wenn ich das anging, dann sollte es so sein, dass ich ohne Stress und Druck losliefe, um die Zeit genießen zu können, wenngleich auch der sportliche Gedanke, die Welt zu umrunden, im Vordergrund stand. Ich nahm mir nicht vor, so viele Länder und Menschen kennenzulernen wie möglich oder gar an besonders schönen oder interessanten Orten für längere Zeit zu bleiben. Für mich war tatsächlich am wichtigsten, dass ich einmal die Erde umrunde. Was alles in dieser Zeit passieren und ich erleben würde, war für mich nur ein Teil, der unweigerlich dazugehörte, aber es sollte ein wichtiger Teil werden, wie wir in den weiteren Kapiteln erfahren werden. Dieser Traum entstand also lange vor meinem Start, um genauer zu sein, fast 30 Jahre zuvor.

Jedoch ergab sich in dieser Zeit auch eine gravierende Änderung meines Traums. Da ich berufsbedingt immer größere Schwierigkeiten mit meinen Knien bekam, zwischenzeitlich auch eine Tomographie der Kniegelenke durchlief, stellte sich heraus, dass ich an beiden Knien keinerlei Knorpel mehr hatte. Der untersuchende Arzt riet mir damals davon ab, mit diesen Symptomen zu joggen oder gar längere Wanderungen zu unternehmen. Er gab mir allerdings den Tipp, dass Radfahren und Schwimmen für mich durchaus gute Alternativen seien. Also freundete ich mich nach und nach mit dem Gedanken an, meinen Traum mit dem Fahrrad zu verwirklichen. Mit viel Arbeit und auch privaten Veränderungen zogen die Jahre an mir vorbei, und schließlich setzte ich mir wieder einmal ein Ziel in meinem Leben, nämlich das Datum, an dem es losgehen sollte. Es war der 1. 4. 2019.

Andere Länder, andere Straßen

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