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11. Sollten exponentielle Entwicklungen verhindert werden?

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Seit der Pandemie8 ist die Furcht vor exponentieller Entwicklung noch größer geworden. Schon davor hatten Kritiker unseres Wirtschaftssystems vor unbeschränktem Wachstum50 gewarnt.

Tatsächlich findet in der Regel eine Verwechslung statt: Die meisten Prozesse, die als Exponentialfunktionen erscheinen, sind tatsächlich S-Kurven (Sigmoidfunktionen).

Unser Gehirn tut sich extrem schwer dabei, Selbstbeschleunigung und Selbstverlangsamung zu verstehen, da beides nichtlineare Prozesse sind. Die S-Kurve verbindet beides: Die Selbstbeschleunigung wird erst bemerkt, wenn sie so steil wird, dass sie in die Vertikale geht; dann schlägt Sorglosigkeit in Panik um. Der Punkt des steilsten Aufstiegs in der S-Kurve ist aber schon der Wendepunkt.

Natürliche Prozesse sind komplexe Kombinationen: Das rasante Wachstum eines Faktors entfernt diesen von den anderen Faktoren, die er als Nährboden, Elemente und Verbindungen benötigt. Die Selbstverlangsamung bleibt unbemerkt, bis die Dynamik zum Erliegen kommt.

Dynamik28 lässt sich selten verhindern, nur verlagern, wenn sie in der Selbstbeschleunigungsphase ist. Der Fokus der Interventionen12 auf den steilsten Punkt ist ungünstig. Wir wenden dann die meisten Mittel auf, wenn es eigentlich zu spät ist – und könnten dann noch der verheerenden Täuschung einer Wirksamkeit erliegen, wenn die Selbstverlangsamung tatsächlich später eintritt. Während der Flut ist es sinnlos, Dämme zu bauen.

Gewiss erkennt der Leser hier schon eine Minderheitenmeinung38 zur Pandemie8, aber die Analogie geht weiter und gilt auch anderen Interventionen12, etwa jenen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise17.

Kapitel, die auf dieses verweisen: Kap. 2, 6, 18, 21, 28, 39, 50, 55

Europa auf der Intensivstation

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