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Donnerstag, 08. Juli

Köln, Hotel Domblick

Es war kurz vor halb zwei Uhr nachts, als Greiner in seinem Hotelzimmer ankam, völlig übermüdet nach dem langen Tag. Nicht, dass es ihm etwas ausmachen würde, erlebte er doch solche Tage häufiger, aber heute kam die Flugreise noch hinzu, was er nicht wirklich gut verkraftete. Normalerweise brauchte er immer wenigstens einen halben Tag nach einem Flug, um sich wieder einigermaßen fit zu fühlen, was heute nicht möglich war.

Wie üblich, wenn er das erste Mal in einem Hotel ankam, schaute er sich zunächst um, testete den Härtegrad der Matratze, begutachtete das Bad und die Minibar. Dieses Zimmer hatte einen Balkon mit Blick auf den Rhein. Das gefiel ihm, hatte er doch als waschechter Hamburger Jung eine Vorliebe zum Wasser. So fühlte er sich doch ein wenig an zu Hause erinnert, wo er aufgrund seiner Arbeit doch eher selten war. Um aber auch dort den Blick aufs Wasser zu haben, hatte er sich eine Wohnung in der relativ neuen Hafencity zugelegt, das Wohnzimmer in Richtung der Kehrwiederspitze. Von hier aus hatte man einen herrlichen Blick über nahezu die gesamte Hafenanlage der Hansestadt.

Auch wenn es mittlerweile sehr spät war, ging er nach seiner üblichen Zimmerinspektion zum Telefon, das auf dem Nachttisch zwischen den beiden Betten stand, und wählte eine ihm seit Jahren bekannte Nummer. Eine der wenigen, für die er nicht lange nachschlagen musste. Trotz der Uhrzeit, dieser Anruf musste jetzt noch sein, wenn er seinen vorgegebenen Termin einhalten wollte. Er hatte nur Zeit bis Samstagabend, vielleicht Sonntagmorgen. Die Dringlichkeit der gesamten Angelegenheit, die ihn hier erwartete, war ihm bis zu seiner Ankunft und der ersten Inaugenscheinnahme des Gesteins nicht wirklich bewusst gewesen. Als Greiner so seinen Gedanken hinterherhing klingelte es bereits am anderen Ende der Leitung.

Nach einer gefühlten Ewigkeit meldete sich eine völlig verschlafene, kratzige Stimme: “Liebermann, hallo.”

“Franz hier, guten Morgen Marie! Sorry für die nächtliche Störung, aber es ist sehr, sehr wichtig! Du weißt, wenn es nicht so wäre, würde ich Dich nicht zu so einer Zeit anrufen. Ich brauche dringend einige Gerätschaften aus meinem Labor. Ich habe hier ein paar seltsame Proben gesammelt, die ich dringend genauer untersuchen muss.”, plapperte er drauflos, um erst gar nicht irgendwelche Widerworte zu erhalten.

“OK, OK, Du weißt doch, für Dich tue ich fast alles. Deswegen brauchst Du nicht gleich in einen Monolog verfallen.” Marie war Single. Aber nicht, weil sie nichts von Männern hielt. Im Gegenteil. Wünschte sie sich doch nichts sehnlicher, als das Dr. Greiner ihre Liebe endlich bemerken und erwidern würde. Ein ewiger Wunschtraum, so schien es, denn er hatte nur Augen und Ohren für seine Arbeit. Aber Aufgeben kam für sie nicht infrage. Irgendwann, eines Tages! Ganz bestimmt!

“Also, was brauchst Du alles?” Marie hatte sich aufgesetzt und hielt einen Notizblock bereit, um die Dinge, die Greiner brauchte, aufzuschreiben.

“Hast Du was zu schreiben?“, fragte Greiner und legte mit seiner Aufzählung auch schon los, ohne eine Antwort abzuwarten.

„Das Elektronenmikroskop, die DVD-Rom mit dem Analyseprogramm, die in der grünen Hülle, NICHT die in der blauen, in der grünen! Die in der blauen ist die alte Version. Meine Werkzeugtasche, die Bücher aus der obersten Schublade meines Schreibtisches, ein Paket Reagenzgläser und passendes Lösungsmittel. Meinen Laptop habe ich hier. Das Verbindungskabel für das Mikroskop und einen Schwung Probenbehälter. Den einzigen, den ich hier habe, der ist bereits verbraucht…“ Greiner machte eine kurze Gedankenpause. „ Ich glaube das war erst mal alles.”, schloss er.

“Gut ich habe alles notiert. Soll ich Dir die Dinge ins Hotel nach Kairo, oder direkt zur Ausgrabungsstelle schicken? Per Express, oder normalen Transport?” Marie war ganz in ihrem Element als Sekretärin.

“Nein, nein, nicht nach Kairo. Köln. Warte, hier muss doch irgendwo was herum liegen, wo die Adresse des Hotels drauf steht.” Greiner kramte die Sachen auf den Tischen durch, auf der Suche nach der genauen Adresse.

“Köln? Dann hat Dich dieser Kommissar Welp tatsächlich an die Strippe gekriegt?!”, fragte Marie, doch sehr überrascht darüber, dass sich Greiner, der doch sonst so starrköpfig war, so schnell hat überreden lassen nach Köln zu fahren.

“Ja, hat er. Und das hier ist wirklich nicht ohne. Frage gar nicht erst, ich darf Dir nichts sagen, so gern ich würde, sorry!” Greiner suchte offensichtlich immer noch nach der Adresse des Hotels.

“Schon in Ordnung, das kenne ich ja schon. Keine Infos, bevor es nicht auch für die Öffentlichkeit reif ist.” neckte sie ihn mit seinem Standardsatz.

„So ist es, meine liebe. Ah hier, da steht sie ja.“ Er gab ihr die Adresse des Hotels, die auf einer kleinen Broschüre aufgedruckt war. Marie versprach die Sachen so schnell wie möglich zu ihm zu schicken.

“Danke Dir! Du bist echt ein Schatz! Ich rufe Paul an, der macht sich bestimmt noch in der Nacht auf den Weg, wie ich den kenne. Dann brauchst Du Dir keinen Kopf wegen des Versandes machen. Ich schicke ihn dann direkt zum Institut, das er die Sachen da abholt. Danach kann er Dich auch erst mal wieder nach Hause bringen, bevor er sich dann auf den Weg nach Köln macht.”

“Klar, kein Problem, klingt gut. Und Du passe auf Dich auf, Franz!”, sagte sie zum Abschied. Es fiel ihr stets schwer sich von ihm zu trennen, sei es im Institut nach Feierabend, oder eben auch nur am Telefon.

“Mach ich doch immer, weißt Du doch.”, antwortete er. „Bis dann!“

„Ja, bis dann.“

Nachdem sie aufgelegt hatten, nahm Greiner den Hörer gleich wieder auf, um seinen Freund Paul anzurufen, damit er die Sachen bei Marie aus dem Institut holen konnte. Wie meistens war Paul um diese Zeit noch wach und sagte zu, sich gleich auf den Weg zu machen. Das würde auch gut passen, da er am Morgen sowieso nach Köln fahren würde. Warum, wollte er Greiner nicht verraten. Franz fragte auch nicht weiter, dafür war er zu müde.

Nachdem auch dieses Telefonat beendet war, nahm sich Greiner das Döschen mit der Probe von der Baustelle aus seiner Tasche und legte sich aufs Bett. Er hielt es hoch und betrachtete nachdenklich den Staub im Schummerlicht der Deckenleuchte.

“Morgen! Morgen werde ich Dir Dein Geheimnis entlocken!”, versprach er dem Staub, legte das Döschen neben sich auf den Nachttisch und löschte das Licht. Was würde er entdecken? Mit diesem Gedanken schlief er ein.

Die Höhle

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