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ОглавлениеDonnerstag, 08. Juli
Köln, Hotel Interconti
McAllister saß in seinem Zimmer in der vierzehnten Etage des Interconti auf dem bequemen Sessel, die Füße auf einen Hocker gelegt und zappte durch alle möglichen Nachrichtensender, auf der Suche nach Berichten über das Unglück von dem der Sicherheitsbeamte an der Baustelle erzählte, bei dem die beiden Kinder ums Leben gekommen sind.
Mein Gott, was wäre das für eine Katastrophe, wenn wirklich unsere Bohrungen für den Tod zweier, unschuldiger Kinder verantwortlich waren, ging es ihm durch den Kopf.
Es würde mit Sicherheit Demonstrationen gegen die ECTA, bzw. gegen das Weiterführen des Bauvorhabens an sich geben. Und das unter Garantie nicht nur in Deutschland, das würde europaweite Wellen nach sich ziehen. Proteste wegen der immens hohen Baukosten hatte es in der Vergangenheit schon gegeben. Der Tod der Kinder würde den Widerstand in der Bevölkerung nur noch mehr verstärken. Das Schlimme an der Sache war, das McAllister die Beweggründe durchaus nachvollziehen konnte, er aber nach außen hin die Association verteidigen musste. Kein leichtes Unterfangen.
Die Entfernung vom Unglücksort zum Standort der Michelle I+II machte ihm Kopfzerbrechen. Der Unglücksort lag ziemlich genau in der Mitte von den beiden. Eine eventuelle Verbindung war also nicht von der Hand zu weisen … leider.
Morgen früh würde er sich als erstes darum kümmern, dass er seismologische Messergebnisse aus der Gegend bekam, sofern denn welche gemacht wurden. Auszuschließen war dies nicht, kam es doch in der Gegend um Köln immer mal zu kleineren Erdbeben. Also, warum sollte es hier keine Messstationen geben?
Danach würde er in die Gerichtsmedizin fahren. Nein. Einfach hinfahren könnte ihn vor Probleme stellen. Zunächst anrufen und sein Anliegen darlegen. Hoffentlich erreicht er dort jemanden, um vorab einen Termin zu vereinbaren. Das würde die Sache etwas einfacher gestalten, dort hinein zu kommen.
Er wollte sich vergewissern, ob die Verletzungen der Kinder nicht doch auf eine andere Todesursache hindeuten würden, auf eine andere Ursache der plötzlich aufgetretenen Erdspalte. Es musste einfach eine andere Erklärung geben! Ansonsten läuft das ganze Projekt der ECTA stark in Gefahr auf Druck der Öffentlichkeit komplett eingestellt zu werden. Und das nach über zehn Jahren Entwicklungs- und Planungsarbeit. Welche Folgen das haben könnte, war im Moment nicht absehbar. Die kleineren und ärmeren EU-Länder würden Entschädigungen einfordern. Ihnen hatte man versprochen, dass dadurch der Touristenstrom größer werden würde, und somit die jeweiligen, finanziellen Lagen sich deutlich verbessern würden. Das wäre alles null und nichtig.
Er musste die verschiedenen, untersuchenden Stellen des Unglücks zwingend informieren, die Polizei, die Gerichtsmedizin, die Eltern der beiden Kinder, wo sich die Bohrgeräte derzeit befanden und mit welchen Problemen sie sich dort herumschlugen. Vertuschen und auf das Beste hoffen, das war nicht seine Art. Noch nie gewesen. Mit Ehrlichkeit kommt man am Weitesten, die Erfahrung hatte er schon so einige Male in seinem Leben gemacht. Auch, oder sogar ganz besonders, in der Politik.
Die Medien würde er versuchen zunächst weiterhin außen vor zu lassen, die würden ihn und seine Gesellschaft derzeit sowieso in der Luft zerreißen. Morgen würde er sich alle notwendigen Informationen besorgen, über die Erdspalte, die Kinder, die Eltern.
Vielleicht war der kurze Besuch auf der Beerdigung von Elise und Jonah nicht die beste Idee, die er in seinem Leben hatte. Er konnte verstehen, dass es wie ein Schuldeingeständnis aussah, obwohl er noch gar nichts über die Umstände wusste. Er war einfach seinem Bauchgefühl gefolgt, wie so oft in seinem Leben. Dass sich jetzt tatsächlich eine Verbindung zwischen dem Unglück der Kinder und der ECTA ergeben hat, macht es nur umso schwieriger die Eltern von einer eventuellen, und hoffentlich vorhandenen, Unschuld der ECTA zu überzeugen.