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ОглавлениеDienstag, 06. Juli
Köln, Flughafen Köln-Bonn
Pünktlich um dreiundzwanzig Uhr dreiundfünfzig landete die Maschine der Alitalia auf dem Flughafen Köln-Bonn. Da Petra nur Handgepäck dabei hatte, brauchte sie nicht lange, bis sie durch den Zoll war. In der Ankunftshalle herrschte die typische, ruhige Atmosphäre, wenn ein Flughafen sich kurz vor Betriebsschluss befindet. Petra warf sich ihre Laptoptasche über die Schulter, nahm ihre kleine Reisetasche zur Hand und hielt nach ihrem Abholservice Ausschau, konnte aber erst niemanden entdecken. Aber was hatte sie auch erwartet. Einen Uniformierten, der ein Namensschild hochhielt? Das reale Leben war eben doch kein Film.
Mit sich ringend, ob es die richtige Entscheidung gewesen war hierher zu kommen, entschied sie sich erst mal, nach einer Möglichkeit für einen Kaffee umzuschauen, trotz der späten Uhrzeit. Zu einem guten Kaffee konnte sie nie nein sagen. Die Geschäfte und kleinen Lokalitäten waren alle im Begriff zu schließen. Sie wollte es dennoch probieren und ging auf die nächstbeste Möglichkeit zu, als sie draußen vor der Halle einen Streifenwagen entdeckte. In dem Moment tippte ihr jemand von hinten an die Schulter.
“Entschuldigung. Sind Sie Dr. Petra Althing?”, wurde sie von einer tiefen Stimme gefragt, begleitet von einem starken Zigarettenduft, der ihr entgegen blies.
“Ja, das bin ich.”, antwortete sie und drehte sich dabei um, um zu sehen, wer sie angesprochen hatte. Vor ihr stand ein Bulle von Mann, passend zu der Stimme. Breitschultrig wie Schwarzenegger. Die braunen Haare lugten unter einer dünnen Wollmütze hervor. Ihr Abholservice hatte sich offensichtlich die Zeit mit Rauchen vertrieben und dann vergessen rechtzeitig in der Halle zu sein. Wenn er es denn war. Es war jedenfalls kein Uniformierter.
“Hauptkommissar Welp schickt mich. Ich soll sie ins Hotel bringen. Entschuldigen Sie, aber er bestand auf absolute Unauffälligkeit.”
“Habe ich mir schon gedacht.” Unauffälligkeit? Dann hätte er besser auf seine seltsamen Klamotten, die offensichtlich vom letzten Urlaub stammten, verzichten sollen. Ein quitschblaues Hawaiihemd und dazu eine kurze, grasgrüne Shorts.
Der Beamte in Zivil führte sie aus dem Gebäude hinaus auf den Parkplatz zu einem dunkelblauen Opel. Nun gut, dann war er nicht mit dem Streifenwagen gekommen, wenigstens etwas, was nicht auffällig war.
Nach einer Fahrt von knapp fünfundvierzig Minuten, in dem nach kaltem Zigarettenqualm stinkenden Fahrzeug, waren sie am Hotel angekommen. Die gesamte Fahrt über hatte Petra es geflissentlich ignoriert, dass der Beamte ständig versuchte auf ihre Oberweite zu starren. Sie wusste nicht, was ihr unangenehmer war. Der Gestank, oder die lüsternen Blicke.
Das Hotel war ein sehr kleines Etablissement, mitten in der Stadt in einer kleinen Nebenstraße nahe dem Hauptbahnhof gelegen. Aber es machte einen sauberen Eindruck, soweit man das aufgrund des Foyers beurteilen konnte.
Der Beamte verabschiedete sich, wünschte eine gute Nacht und sagte ihr noch, dass sich Kommissar Welp am nächsten Morgen mit ihr in Verbindung setzen wird.
Petra dankte ihm und ging zum Empfang, an dem ein junger Student saß. Dass das Hotel nicht zu den besten der Stadt gehörte, zeigte die Kleidung des Studenten. Eine Kleiderordnung gab es anscheinend nicht, denn er trug lediglich ein Shirt von Fortuna Düsseldorf und eine schlabberige, Cargo-Hose in khaki.
Mutig, mutig, dachte Petra. In Köln ein Shirt der Fortuna zu tragen. Das ist mindestens so riskant, als wenn man sich mit einem Schal des Hamburger SV bei einem Spiel des FC St. Pauli blicken lassen würde.
Sie sagte ihm ihren Namen und das ein Zimmer für sie reserviert sein müsse. Wortlos überreichte der junge Mann ihr den Schlüssel, ohne den Blick von dem Fernseher zu nehmen, der im Foyer lief und auf einen Sportkanal eingestellt war. Sie nahm ihn entgegen und ging hinauf.
Dort angekommen, schmiss sie ihre beiden Taschen nur noch in die Ecke und ließ sich erschöpft aufs Bett fallen. Das Foyer hatte nicht getäuscht. Das Zimmer war genauso aufgeräumt und sauber. Wenigstens etwas. Flugreisen, waren sie auch noch so kurz, hatten sie schon immer total ermüdet und so dauerte es keine fünf Minuten, bis sie eingeschlafen war.