Читать книгу Der Römerbrief - Ralf Mühe - Страница 5
ОглавлениеLiebe Leserin, lieber Leser,
zunächst hatte ich gewaltigen Respekt vor diesem Brief. So viele gebildete Leute haben dazu ausgezeichnete Kommentare geschrieben. Es scheint, dass dieses Schriftstück mit seiner theologischen Systematik zu einer Spielwiese gehobener Abhandlungen geworden ist. Die vor Ihnen liegende Ausarbeitung verfolgt das Ziel, die an sich schon herausfordernden Gedanken des Apostels Paulus in die gängige Währung des gelebten Alltags zu wechseln. Ob es durchgängig gelungen ist, können Sie selbst beurteilen. Mehr und mehr wurde mir klar, warum Martin Luther einst seine entscheidenden Impulse zur Reformation durch diesen Brief bezog. Luther hatte ursprünglich Jura studiert. Er wusste bestens, dass Recht ein verbindliches Regelwerk darstellt, das bei Rechtsbruch unerbittlich eine Verurteilung fordert. Auf diesem Hintergrund hob sich für ihn die Gnade als ein nahezu unfassbares Geschenk ab.
Recht kennt die Genugtuung, aber keine Gnade; deshalb kann jemand im wahrsten Sinne des Wortes sein Recht gnadenlos einfordern. Gnade setzt das Gesetz nicht grundsätzlich außer Kraft. Sie lässt sich auch nicht einfordern. Aber sie lässt aufgrund der Autorität des Entscheidungsträgers eine wohlwollende Alternative zu. Im Römerbrief entfaltet Paulus exakt diese Tatsache. Ausnahmslos alle Menschen haben Gottes Verurteilung verdient. Gott lässt fünf nicht gerade sein. Deshalb hat er dem Recht dadurch Geltung verschafft, indem er seinen Sohn für uns bestraft hat. Und zwar unerbittlich! Aber nun kann er jedem Menschen Gnade zusprechen: jedem, der sie will und im Glauben annimmt. Was für eine Botschaft! Unsere angemessene Antwort darauf kann nur tief empfundene Dankbarkeit sein. Erleben Sie beim Lesen des Römerbriefs neu das Staunen über Gottes Gnade. Sie erschließt sich uns im Vertrauen zu Jesus Christus.
Übrigens: Wenn nicht anders angegeben, liegt den Textbezügen zur Bibel die revidierte Lutherbibel von 1984 zugrunde.
Ralf Mühe