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Schwarzes Meer, 11000 Fuß über Grund

„DOWN-Staffel, macht euch fertig, wir tauchen ab auf mein Kommando. Im Abstand von zehn Sekunden folgt die nächste Maschine. Sinkrate 20 Fuß pro Sekunde. Es dürfte unterwegs nichts Ungewöhnliches geben, achtet auf euer Radar. Daywalker Ende.“

Mika justierte den Autopiloten und leitete das computergesteuerte Abtauchmanöver ein. Seine Augen verfolgten die Anzeigen der Multifunktionsinstrumente.

Wolkenfetzen sausten am Typhoon vorbei, und auch schon im nächsten Moment waren Turbulenzen spürbar.

„So, es geht los. Könnte etwas unruhig werden“, gab Mika durch.

Das Rütteln wurde stärker, und hin und wieder heulten die Triebwerke auf.

Wieder ein Rucken, dann ein sehr heftiger Schlag. „Uhh, das geht ordentlich ab.“

„Mhhm ...“

Es dauerte keine zwei Minuten, dann durchbrach der Typhoon die untere Wolkenfront.

Mit einem Schlag wurde es komplett dunkel. Manchmal konnte man eine Bewegung in dem undurchdringlich scheinenden Wolken erkennen. Es herrschte eine bedrohliche Stimmung. Starke Blitze erhellten die dichten Wolkenmassen und beleuchteten die flutartigen Rinnsale des Regens, die über das Canopy prasselten. Als die Sensoren eine Flughöhe von fünfzig Metern anzeigten, blickte Mika aus dem Cockpit.

Da unten war Wasser. Nichts als Wasser.

Eine bis zum Horizont reichende Wasserfläche, wo eigentlich Land sein sollte.

„Hm, warte, hier stimmt was nicht”, meldete sich Carlos. “Also, das ist extrem seltsam. Ob du es glaubst oder nicht, ich erkenne wieder etwas im Radar. Es ist noch immer schwach, aber ich sehe verschiedene Maschinen, einige Vogelschwärme und ... unsere Staffel über den Wolken. Zwar sind die Signalwerte klein, die Reichweite ist nur sehr gering, aber es funktioniert wieder.“

„Seltsam. Ich sehe es jetzt auch. Noch vor einer Minute erhielten wir nur blindes Rauschen.“

Er aktivierte das Com: „Daywalker an gesamte Staffel. Schalten sie ihr Radar um auf das Betawellen Band. In diesem Sektor scheint es wieder einigermaßen zu funktionieren.“

Es dauerte keine zehn Sekunden, dann meldeten sich schon die Ersten. „Daywalker, hier Scoop. Ich kann den Radarempfang bestätigen. Roger.“

„Hier Crawler, bestätige ebenfalls die Funktion.“

Plötzlich meldete sich Carlos: “Achtung, wir haben Feindkontakt. Ich erkenne einen großen Pulk, der aus über fünfzig Flugzeugen besteht, Richtung Süd-Ost, Entfernung … noch zirka einhundertzwanzig Kilometer.”

„Einhundertzwanzig Kilometer“, sagte Mika. „Welche Höhe?“

„Negativ“, war die knappe Antwort. Carlos spielte wie wild mit den Radarscannern. „Das kann ich nicht erkennen. Das Signal wird deutlicher, einzelne Blips werden bereits vom Waffenkontrollcomputer zugeordnet, aber immer noch ohne Höhenangabe. Entfernung einhundertzehn Kilometer.“

Mika aktivierte das Com: „UP- und DOWN-Staffel, reduzieren sie die Geschwindigkeit auf Unterschall. Abstände beihalten. Ich möchte nicht, dass wir aus Versehen mit einem Schlag am gesamten Feindgeschwader vorbeifliegen.“ In seiner Stimme war deutlich sein Hass zu hören. „Abstand noch einhundert Kilometer. Also, runter vom Gas und Augen auf. Viel Glück. Daywalker Ende.“

„Das war er jetzt“, dachte Mika, „der Moment, auf den ich seit so langer Zeit gewartet habe.“

Abstand Neunzig Kilometer. Mikas Blick wanderte suchend über den Himmel.

Ein gewaltiger Blitz erhellte das Cockpit.

„Noch knapp siebzig Kilometer“, las Carlos vom Radarscanner ab. „UP-Staffel, empfangen sie das Signal? Sehen sie bereits etwas?“

„Negativer Sichtkontakt“, kam sofort die Antwort. „Das Signal kommt von unten, Entfernung sechzig Kilometer.“

Sechzig Kilometer! Mika starrte auf das Display. Jeden Augenblick müsste er etwas erkennen können. Die Sicht war besser als erwartet, ein so großer Pulk würde auf diese Entfernung mit bloßem Auge zu sehen sein.

„UP-Staffel, hier Ravenmoon“, meldete sich Carlos. „Da muss sich Euer Radar irren. Ich bekomme angezeigt, dass das Signal eindeutig von oben kommt. Justiert euer Radar neu auf Alpha-Null-Eins.“

„Ravenmoon, hier Gringer“, kam die direkte Antwort. „Habe dies bereits dreimal gemacht. Das Signal ist zwar gestört, doch es kommt eindeutig von unten.“

40 Kilometer. Mikas Pulsschlag betrug über 150. Er merkte, dass seine rechte Hand, die den Stick umfasste, feucht wurde. Seine Kiefer waren fest aufeinandergepresst und mahlten.

Was war los? Nervös huschte sein Blick auf die herabzählende Entfernungsanzeige des linken Multifunktionsdisplays. Fünfunddreißig Kilometer. Sein Blick zuckte nach vorne. Nichts. Kein einziger Schatten war zu sehen, keine Bewegung.

„Carlos, verflucht, sie müssten doch direkt vor uns sein. Ich sehe nichts. Was geht hier ab, Kumpel?“

„Keine Ahnung. Ich habe die ersten Hotspots erfasst, sie werden automatisch vom Radar mitverfolgt.“

Der Waffenkontrollcomputer zeigte für die Zielerfassungen mehrere voneinander abweichende Ergebnisse an.

„Irgendetwas stimmt hier nicht. Das Signal scheint direkt aus der Gewitterwolke zu kommen!“

Seine Gedanken rasten. Warum ist mir das nicht früher eingefallen! Es war zwar absolut ungewöhnlich, aber er hatte heute schon viel mehr erlebt. Mit einem Hieb aktivierte Mika die Com Verbindung.


„Achtung – gesamte Staffel. Der Feind befindet sich in der Gewitterfront. Ich könnte mir vorstellen, dass sie nicht tief eingetaucht sich, aber in den Randbereichen könnte es gehen. Perfekte Tarnung. Achtung: Sie werden in wenigen Minuten Kontakt haben.“

Im selben Moment ertönte ein neues Signal. Ein hohes, schnelles Piepsen bestätigte, dass ein fremder Radarstrahl sie erfasst hatte.

„Mika, wir wurden anvisiert“, schrie Carlos. „Wahrscheinlich wird bereits in diesem Moment auf uns gefeuert. Ich schicke dem fremden Leitstrahl einen Willkommensgruß entgegen.“

Carlos betätigte mit dem Daumen der rechten Hand den Waffenauswahlschalter am Stick und wählte die Lenkflugkörper aus. Dann zog mit dem Zeigefinger den Auslöser durch. Eine kaum wahrnehmbare Erschütterung ging durch den Typhoon, dann löste sich von der Unterseite der rechten Tragfläche der erste automatische Lenkflugkörper. Immer schneller werdend entfernte er sich vom Typhoon.

Ein Zweites, schnarrendes Piepsen erklang. Wieder blinkte der Warnanzeiger und die unsichtbare Stimme bestätigte, dass sie angegriffen wurden: „MISSILE! MISSILE! MISSILE!“

„Mist, verfluchter“, rief Mika und riss den Stick scharf nach links. Gleichzeitig zog er ihn scharf zu sich heran und leitete kopfüber einen Sturzflug ein.

„Wahrscheinlich Sidewinder“, meldete Carlos. „Entfernung vier Kilometer, schnell näher kommend.“

Er blickte über seine Schulter nach oben. Was er sah, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Die ersten feindlichen Maschinen lösten sich aus den Wolkenfetzen und trennten sich von dem Pulk. Wie es aussah, waren zwei Drittel der feindlichen Staffel im Schutz der unteren Wolken an sie herangetreten und nahmen nun den Kampf auf.

„Missile auf fünf Uhr, Entfernung eintausendeinhundert Meter. Schnell näher kommend. Siebenhundert ..., fünfhundert ..., ich aktiviere jetzt CHAFF.“

Wächterkind

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