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Zwischenwelt

Eine körperlose Stimme hallte durch den Raum:

„Eleya ...“

Plötzlich zeigten sich in den bewegten Wolken zwei düstere Augen. Die Stimme erklangt wieder, diesmal lauter, drängender!

„... Eleya!“

Ein gütiges Gesicht sah sie an.

„Eleya, mein Mädchen, kannst du mich hören?“

„Vater?“

Das Wesens, so wie es aussah, als es vor vielen tausend Jahren noch einen Körper besaß, entblößte ein entgegenkommendes Lächeln.

Das Bild vervollständigte sich, ein älterer Mann in einem togaähnlichen Gewand sah auf das Mädchen und streckte ihr eine Hand entgegen. Das spärliche Haar, das übrig geblieben war, fiel schulterlang.

Um den Hals trug er ein faustgroßes Medaillon mit zwei ineinandergreifenden Spiralarmen, die sich umeinander drehten.

„Ja, mein Mädchen!“, antwortete er. Eleya lachte. Spitze Ohren mit Haarbüscheln an den Enden stellten sich auf.

„Vater ...!“, quietschte sie. „Ich freue mich so, dich zu sehen!“

Die Linke ihrer zierlichen Augenbrauen zuckte leicht nach oben.

Der Koordinator schmunzelt:

„Langsam mein Mädchen, langsam - ja, ich bin bei dir. Hör zu, Kleines, eins darfst du nie vergessen: ich werde immer in deiner Nähe sein und auf dich Acht geben. Wann immer du mich brauchst, ich bin bei dir!“

Eleya lächelt. „Mhhhm ..., ja!“ Sie streckte die Arme in den Himmel. „Vater, kannst du zu mir kommen?”

Der Ausdruck des Koordinators verfinsterte sich, als er sich nach vorne beugte. „Eleya, mein Mädchen, du weißt noch, was ich dir erzählte? Es geht nicht, ich kann nicht weg. Aber - wir werden jeden Tag zusammen sein.“

Eleya ließ die Ohren nach hinten fallen und sah traurig zu Boden. “Ja, Vater, ich erinnere mich.“

Der Koordinator verengte die Augen. Verschmitzt zog sich anschließend ein Mundwinkel nach oben.

„Ach, jetzt komm, Eleya, das ist doch nicht so schlimm. Wir werden noch viel Zeit miteinander verbringen, und dich auf deinen Auftrag vorbereiten.“ Er lächelte.

„... mhhhm ...“, kam schniefend zurück.

„He, komm, Eleya, ich zeig dir was, was du auch lernen wirst. Schau genau hin…”, sagte Vater und deutete aufs Meer.

„Mhhh“, murmelte sie und griff sich durch die fingerlangen Haare.

In einer Entfernung von dreihundert Metern formte sich ohne Vorwarnung eine Art Beule auf dem Meer, die sich drehte. Aus der Beule formte sich eine Wassersäule, die immer schneller rotierte.

Das Licht der untergehenden Sonne ließ das umherspritzende Wasser funkeln wie Tausende Diamanten.

Die Säule teilte sich in zwei Spiralen, lautes Brausen begleitete die Wassermassen. Die eine Spirale begann tiefrot zu leuchten, die andere erstrahlte in tiefem Blau.

„Uahhh ...“, kam aus Eleyas Mund.

Vater nickte und deutete nach vorne.

Die Wassersäulen erhoben sich mehrere hundert Meter aus dem Meer empor. Sie tanzten brausend und fauchend umeinander.

Doch plötzlich bildeten sich aus den Wassermassen zwei Lebewesen. Zwei riesige Drachen in Rot und Blau, umkreisten einander in einem wilden Tanz, ihre Flügel schlugen durch die Luft.

„Uiiii.”

Die Drachen bestanden anfangs aus Wasser, doch nun verwandelten sie sich in Tausende kleiner Lichtfunken. Die beiden Drachen lösten sich voneinander, stiegen in einer Kurve aufwärts. An ihrem höchsten Punkt angelangt rasten sie auf Eleya zu.

Der rote Drache näherte sich von links, der Blaue von rechts.

„Aaah, Vater ...“, rief sie mit zittriger Stimme.

„Keine Angst, mein Mädchen. Es passiert dir nichts. Schau genau hin, es wird dir gefallen.“

Eleya war sich anfangs nicht sicher, ob sie den Worten vertrauen konnte.

Doch Vater hatte sie noch nie belogen. Sie musste jetzt einfach stark sein.

Die Drachen näherten sich bis auf fünfzig Meter. Eleya spürte bereits die Luftwogen der schlagenden Flügel. Beide Drachen rissen ihr Maul auf und zeigten große Zähne.

Aber nein, erkannte Eleya, sie zeigten nicht böse die Zähne – sie lachten Eleya an, beide riefen ihren Namen: „Eleya ...!“

Prasselnd stießen die beiden Drachen fünf Meter vor ihr zusammen. Eleya schrie auf.

Blaue und rote Funken stoben auseinander, wobei sich die Drachen auflösten. Eleya sah genauer hin und lächelte, als sie Tausende rote und blaue Schmetterlingen umringten und um sie herum in der Luft tanzten.

„Hey, toll ...“ Eleya warf die Arme hoch, bewegte sich mit den Schmetterlingen im Kreis.

„Mehr ...“, rief sie, „... mehr, Vater, mehr ...!“

Vater lächelt: „Ja, mein Mädchen, davon gibt es noch eine Menge - lass uns gleich morgen damit anfangen.“

„Nein, nicht morgen.“

„Doch, du bist für heute zu müde. Das war ein harter Tag für dich.“

Im selben Moment merkte Eleya, wie ihre Augenlider sich schwer anfühlten.

„Eleya, du musst nun schlafen gehen.“

„Mhhhm ...“ Eleya legte sich ins Gras. Ein orangefarbener Mond ging am Horizont auf und würde dafür sorgen, dass es nicht dunkel wurde.

„Schlaf gut mein Mädchen.“

„Vater, bleib bei mir ...“

„Ich bleibe noch, bis du schläfst, Kleines. Doch dann muss ich gehen. Du weißt ja, dass ich noch viel zu tun habe. Aber ... ich bin immer in deiner Nähe.“

Eleya schlief ein.

„Das Gedankenkonzentrat ist auf Zwischenwelt eingetroffen und ist aktiviert“, hallte die Stimme des Koordinators durch den Raum.

Wächterkind

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