Читать книгу 99 seichte Fragen für tiefgründige Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern - Ralph Caspers - Страница 25
Zehn
ОглавлениеHier ist eine kurze unvollständige Liste von mir:
−Aus heiterem Himmel zu merken, hier und jetzt genau am richtigen Platz im richtigen Moment zu sein.
−Wie ich abends vorlese und alle sofort einschlafen.
−Der Eindruck, ganz woanders zu leben, weil die Wolken aussehen wie eine verschneite Bergkette am Horizont. (Wo ich wohne, gibt es keine Berge.)
−Wie ich mich freue, wenn ich Pink sehe.
−Das schöne Gefühl, Wünsche zu haben, die sich nicht erfüllen.
Was steht auf deiner Liste? Und was sagt deine Liste über dich? Meine Liste sieht so aus, als wäre ich jemand, der sich lieber an Schönes erinnert. Da steht nicht, wie ich angebrüllt wurde, nicht, wie mich jemand angelogen hat, nicht, wie ich hinter dem Fernseher einen alten Teller gefunden habe, der voll war mit Schimmel.
Ich kannte mal jemanden, der sich nur an blöde Situationen erinnerte. Interessanterweise erwartete er bei jeder neuen Gelegenheit, dass wieder etwas Schlimmes passiert. Er sah in allem nur das Schlechte. Und das Schlechte passierte dann auch. Als wären Erinnerungen Fahrscheine, die bestimmen, welchen Zug man nimmt: Den, der dahin fährt, wo es schön ist, oder den, der unterwegs ist zu Ätzend-Hauptbahnhof.
Zu fragen, woran du dich in zehn Jahren noch erinnern möchtest, zeigt dir, was dir gerade wichtig ist oder dir zumindest wichtig erscheint. Ich habe gemerkt, dass ich mich lieber an Schönes erinnere. Blödes vergesse ich vorzugsweise. Das hat den Nachteil, dass ich vielleicht dumme Fehler zweimal mache. Der große Vorteil ist aber, dass ich erstens nicht besonders nachtragend bin. Und zweitens, dass es mir viel bessere Laune macht.