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Schloss Rambouillet

Die Tatsache, dass aus einem archäologischen Fundstück plötzlich ein Staatsgeheimnis geworden war, hatte zur Folge, das man den original Würfel auf keinen Fall einfach öffentlich ausstellen konnte. Andererseits war es durch die frühe Veröffentlichung der ersten Bilder unmöglich, den gesamten Vorfall zu vertuschen. Deshalb wurde von „ganz oben“ beschlossen, den Würfel „eins zu eins“ zu reproduzieren und das Original lieber an einen militärisch kontrollierten Standort zu verlegen.

Etwa 55 Kilometer südwestlich von Paris entfernt lag der kleine Ort Rambouillet, der auf den ersten Blick keinerlei militärische Infrastruktur hatte - nur ein berühmtes Schloss mit dem gleichen Namen existierte. Dieses Schloß wurde erstmals im Jahr 1375 erwähnt und entwickelte sich unter König Ludwig XVI zu einer Art Nebenresidenz, denn Versailles lag ja genau auf halber Strecke nach Paris. Auch Napoleon zog sich gerne in diese abgeschiedene Idylle zurück und benutzte Rambouillet ebenfalls als Jagd- und Lustschloss.

Im Jahr 1975 fand im Schloss Rambouillet eines von vielen Gipfeltreffen von nationalen Konzernen und internationalen Banken statt, bei der sogar der Vorläufer der G8 ratifiziert wurde: Der erste Gipfel der führenden Industrienationen.

An der Südflanke des Schlosses war ein riesiger englischer Prunkgarten angelegt, der an drei Seiten von hohen Mauern umzäunt war, während die über hundert Meter langen Stallungen direkt an die Gesindehäuser anschlossen und somit die vierte Seite des Parks abschlossen.

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg war hier in jahrelanger Arbeit ein kilometerlanger Stollen in die Erde getrieben worden. Für den Fall eines potentiellen Nuklearkrieges wurde hier eines von vier Ausweichquartieren für die Regierung gebaut - absolut geheim - und versehen mit meterdicken Toren. Innerhalb der unterirdischen Anlage gab es nicht nur Wohnraum für mehrere Hundert Beamte, sondern auch die gesamte Notausrüstung, die ein Fortsetzen der Regierungsgeschäfte sicherstellen sollte - im Falle einer atomaren Vernichtung von Paris.

Die Bunker lagen bis zu vierhundert Meter tief unter der Erde und die Armierungen aus Beton waren so dick, dass sie angeblich auch dem direkten Beschuss von Atomwaffen standgehalten hätten.

Trotzdem war die Lage, die technischen Voraussetzungen und vor allem die geheime Anlage wie geschaffen, um den Kubus hier ganz sicher zu verwahren. Da auf dem nahen Schloss oftmals hochrangige Persönlichkeiten heirateten, war es keine große Besonderheit, wenn hin und wieder ein Hubschrauber auf dem Hubschrauberlandeplatz hinter der Mauer landete oder abflog und da der Transport des Würfels mitten in der Nacht erfolgte, bekam auch kein Mensch, außer den wenigen Eingeweihten mit, dass überhaupt ein Transport statt gefunden hatte. Jetzt war der goldene Kubus also an einem der best gesichertsten unter-irdischen Orte, den man für diesen Zweck in Frankreich finden konnte - und trotzdem war man von der Innenstadt von Paris aus in etwa einer Stunde vor Ort.

Nun musste nur noch ein täuschend echter Ersatzwürfel produziert werden. Da beim ersten Vermessen des Originals der neueste digital Stereoscanner verwendet worden war, hatte man bereits alle notwendigen Daten für eine perfekte Reproduktion. Allerdings waren die Sinter-Roboter in der staatlichen Versuchsanstalt für Metallurgie nur so groß, dass man maximal Prototypen oder Ersatzteile erstellen konnte, die nicht mehr als 50 cm breit waren.

Deshalb mussten die Daten der einzelnen Würfelaußenflächen digital in 16 Einzelteile „zerschnitten“ werden - insgesamt wurden also 96 einzelne Datensätze erzeugt, und diese wurden dann an die vier Sinter-Roboter übergeben.

Da die Genauigkeit des Abtast-Lasers und der Sinter-Anlage bei unter einem hundertstel Millimeter lag, war die geplante Reproduktion so genau, wie es nach heutigen Maßstäben überhaupt möglich war. Beim Laser-Sintern konnte man verschiedene Metall- oder Keramikpulver zum Einsatz bringen.

Nach der Produktion musste man die 96 Einzelteile aber noch vergolden und dadurch schied die Verwendung von Keramikpulver von vornherein aus.

Beim Original-Würfel gab es keine Vertiefungen, die höher als 6,2 Zentimeter hoch waren weshalb sich der leitende Ingenieur für eine Plattenstärke von sicherheitshalber 8 Zentimetern entschied. In der Schlosserei des Instituts wurde zuerst der Innenkern, der ja jetzt an jeder Seite 8 Zentimeter kleiner war, als das Original, aus einfachen drei Zentimeter dicken Stahlplatten zusammen geschweißt..

Im Rechenzentrum wurden in der Zwischenzeit 96 Schichtmodelle aus den Originaldaten errechnet, was trotz Einsatz eines Großrechners mehrere Stunden in Anspruch nahm - schließlich mussten auch die feinsten Linien und Einkerbungen mit berechnet werden und vor allem an den Schnittkanten durften keinerlei sichtbare Kanten zu sehen sein.

Die vier Sinter-Roboter waren bereits mit genügend Metallpulver bestückt und da man schon vorher kalkulieren konnte, wie lange die Maschine pro Einzelteil in etwa brauchen würde, mussten, grob gerechnet, alle zwei Stunden, die produzierten Teile aus dem Roboter genommen werden und - je nach Füllstand - auch neues Metallpulver aufgefüllt werden. Insgesamt würde der gesamte Produktionsvorgang nicht mehr als 32 Stunden dauern. Danach konnten alle hergestellten Platten perfekt auf den Innenwürfel geklebt werden und weil jedes Teil so exakt wie geplant aus dem Pulver zusammen gebacken wurden, war nach der Montage aller Kacheln auch nicht die geringste Fuge zu erkennen.

Selbst mit der Lupe wurde jede Naht mehrmal überprüft. Kein noch so kritischer Skeptiker sollte auch nur vermuten, dass es sich bei dem Klon des Würfels nicht um das Original handelte. Nur an ganz wenigen Übergängen musste minimal nachgeschliffen werden, aber danach sah der Würfel wie eine exakte Kopie des Originals aus - mit dem gravierenden Unterschied, dass er ja noch nicht vergoldet war und mit seinem graumetallischem Glanz sah er seltsam matt und dadurch noch viel gefährlicher aus, als das goldene Original.

In ein großes galvanisches Becken wurden drei Fässer mit einer Goldlösung (Alkaligoldsulfit) eingeleitet, um dann den Würfel vorsichtig darin zu versenken. Mit Hilfe von platinierten Titan-Anoden wurde Gleichstrom in das Becken eingeleitet und schon nach wenigen Stunden konnte man bereits einen golden Glanz erkennen, der bis zum nächsten Morgen vollkommen deckend war und den gesamten Würfel umschloss.

Alle beteiligten Arbeiter waren fasziniert von der perfekten Kopie des Würfels - in ersten Fotovergleichen konnte keiner der Befragten feststellen, dass der neue Würfel - rein optisch gesehen - auch nur im Geringsten vom Original abwich. Die Vermessungs- und Reproduktionstechnik hatte es geschafft, einen perfekten optischen Klon des geheimnisvollen Relikts herzustellen. Der Fachausdruck für diese Technik nannte sich „Rapid Prototyping“.

Schon am nächsten Tag wurde ein ganz normaler Lastwagen zum Transport nach Paris benutzt und da man in der Zwischenzeit bereits eine gläserne Verkleidung für die öffentliche Ausstellung angefertigt hatte, wurde am kommenden Morgen zum zweiten Mal eine offizielle Vorstellung des goldenen Würfels angesetzt.

Hätte man mit einem Schlüssel oder dem Fingernagel an der Reproduktion gekratzt, dann wäre der Bluff spätestens in diesem Moment aufgeflogen, aber da sich ja niemand der Oberfläche nähern konnte, war der Austausch der beiden Würfel eine todsichere Sache. Im öffentlichen Teil der Sorbonne wurde an diesem Tag eine Ausstellung eröffnet, die nur ein einziges Relikt präsentierte und trotzdem sollte das Interesse an diesem unerklärlichen Fundstück alle Vorstellungen sprengen.

In der Zwischenzeit hatte KC seinen massiven Leib aus einer Iberia-Maschine in Sevilla geschält und war auf dem Weg zum historischen Schiffsregister. Seine Ansprechpartnerin war Angelica di Alba, die Leiterin der Abteilung „historische Karavellen des 16ten und 17ten Jahrhunderts“. KC - ganz Gentleman - hatte die zwei Kopf kleinere Dame mit perfektem Handkuss und einem mächtigen Strauß Blumen begrüßt und somit gleich für eine entspannte Atmosphäre gesorgt.

Für die nächsten drei Tage durfte er jetzt in den Kunst-schätzen des Archivs nach Hinweisen auf die versunkene Schatzgaleone suchen.

Das antike Schiffsregister bestand aus etwa 90 Metern historischer Registerbücher, die alle handschriftlich geführt waren und deshalb gab es in diesem Fall leider keine computergestützte GOOGLE-Suche. Ohne fachkundige Anleitung war hier nicht weiter zu kommen. Doch auch mit der Hilfe von Señora Di Alba blieb es ein wahres Puzzlespiel. Zu unterscheiden waren die Bücher der Schiffseigner und Kapitäne von denen, die unter der Verantwortung der spanischen Krone entstanden waren.

Eine militärische Mission hatte oftmals nichts mit dem oder den benutzten Karavellen zu tun - zumindest nach der Auswertung der bekannten Fälle. Bei vielen vermissten Schiffen war oft nicht mehr als der Name und der Schiffstyp bekannt - bei anderen Fällen gab es Logbücher, die selbst dann weiter geführt worden waren, wenn die Kapitäne im Rettungsboot saßen und erst Jahre später wieder zurück nach Spanien kamen. Insgesamt kamen Sie zusammen auf mehr als fünf Dutzend Karavellen, die im Kernzeitraum von 1520 bis 1550 gesunken oder komplett verschwunden waren. Insgesamt neun davon schieden aus einem weiteren Grund aus: Sie hatten den Aufzeichnungen nach maximal 16 Kanonen an Bord. Da bei der versunkenen Galeone aber bereits 17 Kanonen geortet wurden, musste es sich um ein größeres Schiff gehandelt haben, die dann auch immer eine gerade Anzahl an größeren Kanonen an Bord hatten.

Da man ja nicht genau wusste, wie die Aufbauten konstruiert waren und vor allem wie viele Meter des Hecks genau fehlten, war die Archiv-Suche nur bedingt erfolgreich. Angelica di Alba sah sich die mitgebrachten Unterwasservideos stunden-lang an, doch selbst die erste computergestützte 3D-Rekonstruktion des restlichen Schiffes brachte die Spezialistin nicht auf eine spezielle Karavelle.

Ohne den vermissten Anker oder das Logbuch konnte man den Namen des Schiffes oder seine Mission nur erahnen und gerade im Heck lagerten normalerweise weitere Indizien auf die Mission, wie die Kapitänskiste.

KC hatte sich in Sevilla in allen empfohlenen Restaurants bestens bekochen lassen. Das Angebot und die Menge entsprachen genau seinem Verständnis von optimaler Energieaufnahme, vor allem, wenn es noch den einen oder anderen Liter feinsten spanischen Weines zum Essen gab. Nachts saß er gerne mit Señora Di Alba in einer der kleinen Bodegas und genoss die gemeinsamen Abende an der Seite einer interessanten spanischen Lady.

Aber nach vier Tagen waren einerseits alle in Frage kommenden Akten gesichtet und andererseits warteten in Miami die Deep Search One und seine Computer auf ihn. Jottape hatte bereits gemailt, dass es schon in wenigen Tagen losgehen sollte.

Die „Deep Search One“ wurde in den nächsten Tagen mit weiteren technischen Maschinen zur Unterwassersuche ausge-stattet und sollte dann so schnell wie möglich zur Fundstelle in der Karibik zurückkehren.

Der Besuch in Sevilla hatte im Endeffekt nicht wirklich viel Neues erbracht. Zu viele offene Fragen: Welche Karavelle hatte den Würfel transportiert, in wessen Auftrag und warum fand sich kein Beleg für diese Mission?

In der internationalen Presserückschau waren seit der überraschenden Präsentation des Kubus Hunderte von Artikeln mit in etwa ebenso vielen möglichen Erklärungen erschienen.

Es wurde in alle Richtungen spekuliert und obwohl bis jetzt keine Einzelheiten über die erstaunlichen Testergebnisse bekannt geworden waren, reichte alleine die Struktur der goldenen Oberfläche aus, um massenweise Spekulationen der Richtung „das Teil kann nicht von dieser Erde sein“ zu generieren.

Gerade der Umstand, dass der Schiffstransport wohl ohne jeden Zweifel aus Südamerika heraus erfolgt sein musste, bescherte vor allem den Anhängern des MAYA-Kultes unerwarteten Zulauf, obwohl das von ihnen angekündigte „Ende der Welt“ im Dezember 2012 nicht stattgefunden hatte.

Viele Vermutungen gingen dahin, dass der Kubus nur ein künstliches Produkt aus unserer Zeit ist, den man erschaffen hatte, um von den wahren sozialen und wirtschaftlichen Problemen abzulenken …

Wenn man gewusst hätte, dass in der Sorbonne nur eine Attrappe ausgestellt war, dann hätte diese Version den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen, aber da diese Information geheim blieb, wuchsen mit jedem Tag die Schlangen an den Eintrittskassen und bereits nach wenigen Tagen entschloss man sich, den Würfel nonstop auszustellen und öffnete auch nachts die Pforten des archäologischen Instituts für das ungeduldige Publikum.

Der Server, auf dem man die Tickets vorbuchen konnte, brach regelmäßig unter dem enormen Ansturm zusammen und es dauerte nur wenige Tage bis man anfing, offizielle T-Shirts zu drucken und diese Merchandising-Produkte versprachen ebenfalls sensationelle Einnahmen. Jeder Besucher hatte eine eigene Meinung über die Entstehung und den Fund des geheimnisvollen Würfels und standesgemäß wurden in verschiedenen Kulturkreisen auch unterschiedliche Theorien verfolgt.

Trotzdem hielten sich Ungläubigkeit und die Möglichkeit eines außerirdischen Ursprung fast die Waage und während auch die verschiedensten Religionsführer öffentliche Stellung-nahmen über die archäologische Sensation veröffentlichten, war die Pressemitteilung des Heiligen Stuhls schon fast verdächtig neutral: „Der Heilige Vater gratulierte dem Expeditionsteam zu seinem großartigen und einmaligen Fund und man sei, wie die ganze Welt, gespannt, was die Wissenschaftler noch alles über dieses einmalige Kunstwerk der Inkas oder Mayas zu Tage bringen würden“.

Jottape war jetzt schon seit Tagen in Miami und sorgte für die Planung und Zusatzausrüstung der Deep Search One. Von Captain Creech wurde ihm auch gleich mitgeteilt, dass aus nationalem Sicherheitsinteresse ein zweites Tauchteam der französischen Armee mit auf die Reise ging. Außerdem wurde ein neuentwickelter Saugrüssel installiert, der zusammen mit einer ebenfalls neuen hydraulischen Pumpe unglaubliche Saugleistungen erbrachte. Man konnte diesen Rüssel auch vollautomatisch vom U-Boot oder der Deep Search One steuern und eigentlich wollte die ganze Crew bereits am kommenden Morgen in See stechen, als eine extreme Sturmlage einen Herbsttornado durch die Karibik jagte, der alle geplanten Tauchgänge unmöglich machte.

Das bedeutete fast eine Woche Verspätung und so war es der 2. November 2015 als das Expeditionsschiff endlich ablegen konnte: Diesmal ging es nicht um Gold oder das Entdecken von antiken Schätzen, sondern um die Lösung des mittlerweile spannendsten Rätsels des Jahres - oder gar der letzten Jahrhunderte. Was verbarg sich noch hinter dem Untergang der namenlosen Schatz-Galeone?

Kurz nach dem Auslaufen erreichte Jottape eine Nachricht, die ihn schlagartig dazu veranlasste, sich eine Flasche Schampus und zwei Gläser zu greifen und KC im Kontrollzentrum aufzusuchen. „Wir haben etwas zu Feiern. Die Rechtsanwälte unserer Bergungsgesellschaft haben zumindest für unsere zukünftige Rente gesorgt und einen Deal mit der Sorbonne klar gemacht. Als Entdecker sind wir also vom ersten Tag an an den Einnahmen aus der Ausstellung beteiligt. Das klingt doch nicht so schlecht, oder?“

Doch KC war im Denkmodus und zwar auf einem ganz anderen Film. Trotzdem stieß er gerne mit dem listigen Franzosen an, mit dem er jetzt schon so lange zusammen arbeitete und der ihm alle Späße durchgehen ließ. „Weißt Du Frock - ich glaube mittlerweile fast, dass wir gewaltig auf dem Holzweg sind und einfach zu blöde - oder wir haben etwas Wichtiges übersehen oder eben noch nicht gefunden ... aber was ist, wenn das Schiff damals gar nicht auf dem Weg nach Europa war, sondern mit voller Absicht ins sein Verderben fuhr. Denk doch mal nach: Was hätte dieser einmalige Fund zur damaligen Zeit bei den Gläubigen der Welt ausgelöst?

Und wer hätte mit Sicherheit etwas dagegen gehabt, dass eines der unerklärlichsten „Kunstwerke“ der damaligen Zeit von ungebildeten Heiden produziert worden ist? Und was hätten oder haben die damals darüber gedacht, dass man das viele, viele Gold weder bearbeiten noch einschmelzen konnte? Oder glaubst Du im Ernst, dass die Inkas oder Mayas vor so langer Zeit so ein einmaliges Werk in der Perfektion herstellen konnten? Also ich nicht.“

Obwohl ihm Jottape bei all seinen Theorien nur zustimmen konnte, war den beiden klar, dass ihre einzige Chance zur Aufklärung dieser Fragen auf Meeresboden zu finden sein musste. Doch nachdem sie wild diskutierend die ganze Flasche intus hatten, überkam sie erstmals auch einfach nur eine wahnsinnige Freude darüber, dass sie anscheinend wirklich eine mehr als bedeutsame Entdeckung gemacht hatten.

Doch plötzlich hatte KC eine seiner berüchtigten Spontan-Ideen: „Auch wenn Du es noch nicht weißt Frock - aber ich HASSE die BEE GEES, seit es sie gab - ich fand immer die Beatles, die Beach Boys und die Stones besser .... Aaaaaber - es gibt da diesen einen einzigen Song - NEIIIIIIN - nicht Saturday Night Fever - sondern den hier: Den summe ich schon mein ganzes Leben an manchen Tagen vor mich hin - irgendwie ist das die Hymne meines Lebens und jetzt weiß ich auch warum. KC hatte schon leicht beschwipst den Intercom-Button für das ganze Schiff - inklusive Brücke und Maschinenraum - gedrückt und mit charakteristisch knödeln-der Fistelstimme säuselte ein pathetisch klingender Robin Gibb - diesmal im Duo mit KC: „I started a joke, which started the whole world ...“ Und anstelle von „Crying“ sang KC grundsätzlich die dritte Zeile „Laughing“ und während sich der Rest der Stamm-Crew schon lange nicht mehr über die seltsamen Soundexperimente des dicken Deutschen wunderte, musste man den neuen Besatzungsmitgliedern erst einmal sanft erklären, das auf diesem Schiff eben manchmal dieser füllige Klabautermann im Computerraum das Sagen oder in diesem Fall das Singen hatte ... Und die Neuen an Bord glaubten das dann manchmal sogar für ein paar Minuten.

Bis zur Fundstelle würden sie in etwa drei bis vier Tage brauchen, denn das Meer war immer noch recht aufgewühlt und so machte sich Jottape an das erste Briefing mit den neuen Tauchern und haute sich danach zufrieden in seine Koje. Er liebte die Tatsache, dass sie dieses einmaligen Rätsel vor eine konkrete Aufgabe stellte - die Ergebnisse würden ihre eigene Sprache sprechen, aber das Abenteuer der Jagd hatte ihn diesmal noch fester im Griff, als bei der zufälligen Entdeckung der Schatz-Karavelle vor ein paar Wochen.

KOLONIE 7

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