Читать книгу Mensch und Künstliche Intelligenz - Ralph-Miklas Dobler - Страница 29
2.2.1Maschinen-Mensch in Fritz Langs Metropolis (1927)
Оглавление„Boy meets girl. Boy loses girl. Boy builds girl.“ Anonymous, ‚The Shortest Science Fiction Story Ever Written‘
Der expressionistische Film Films Metropolis ist ein berühmter Klassiker aufgrund seiner weltweit erstmaligen Darstellung von KI in der körpergebundenen Form einer intelligenten Androidin namens Maschinen-Mensch. Das revolutionäre Produktionsdesign im Stil des Art-Deco sollte später wegweisend für berühmte Science-Fiction-Produktionen, wie bspw. Star Wars sein (vgl. Seabrook 1999). Die Figur Maschinen-Mensch hat einen anthropomorphisierten Körper, welcher gänzlich aus poliertem Metall besteht und mit klaren Linien und Ornamenten verziert ist. Der Maschinencharakter ist dabei deutlich zu erkennen, sodass sie optisch zunächst leicht von den Menschen unterschieden werden kann. Die Alterität der KI wird von Lang durch ihr Aussehen pointiert. Sie steht zu Beginn in starken Kontrast zu den Menschen, die sie geschaffen haben. Hinsichtlich der Fragestellungen Wer? Wen? Wozu? baut, lässt sich zusammenfassen, dass der männliche Wissenschaftler Rotwang sich die Androidin nach dem Abbild seiner verflossenen und verstorbenen großen Liebe Hel baute. Er konnte die einseitige Liebe, den Tod und den damit verbundenen Verlust Hels nicht akzeptieren und erschuf sich eigenmächtig eine künstliche Version von ihr. In der Shortest Science Fiction Story Ever Written ist eben dieser Ablauf in seiner Essenz zusammengefasst: Ein Mann trifft eine Frau, er verliert sie und sieht als einzigen Ausweg aus seinem Unglück die Schöpfung einer künstlichen Frau. Hinzukommt, dass Rotwang seinen Maschinen-Menschen, im Gegensatz zu der menschlichen Hel, unweigerlich an sich binden kann. Der Wissenschaftler bezeichnet die Androidin zwar als Menschen der Zukunft, dennoch gleicht sie einer Sklavin ohne eigenen Willen oder gar Identität. Maschinen-Mensch kann zwar autonom agieren, ist aber den menschlichen – insbesondere Rotwangs – Gesetzen unterworfen. Eine Illusion der vermeintlich perfekten heteronormativen Beziehung des Mannes und seiner (künstlichen) untergebenen Partnerin. Ein „simulacrum of perfect lover and perfect wife – whose representation serves to maintain this absence“ (Hollinger 127).
Die Androidin tritt im Verlauf des Films noch in einer weiteren Erscheinungsform auf. Während der Transformationsszene nimmt Maschinen-Mensch das Aussehen der weiblichen Protagonistin Maria an. Der metallische Körper ist nun mit Haut und Haaren überzogen und ist nicht mehr von den Menschen zu unterscheiden. Die einzigen Unterscheidungsmerkmale sind das betont geschminkte Gesicht und die lasziven Bewegungen der künstlichen Maria. Als femme fatale soll sie die Bevölkerung verführen und gegen seinen Erzfeind und Herrscher über Metropolis Freder aufbringen. Als falsche Maria hetzt sie die Massen nach Rotwangs Anweisungen auf, emanzipiert sich schlussendlich aber von ihrem Schöpfer, wodurch sie außer Kontrolle gerät. Die Subjektwerdung der Maschine resultiert in der Katastrophe, durch die fast alle Einwohner*innen von Metropolis vernichtet werden. Diese negative Darstellung von Maschinen-Mensch bekräftigt die Auffassung der Nachkriegszeit, Technik sei der Untergang der Menschheit, welche in Literatur und Film aus jener Epoche fast ausschließlich vorzufinden ist und das Verhältnis zu Maschinen viele Jahre maßgeblich prägte.