Читать книгу Mensch und Künstliche Intelligenz - Ralph-Miklas Dobler - Страница 30
2.2.2Die Stepford-Frauen in Forbes Stepford Wives (1975) und Ozs Stepford Wives (2004)
ОглавлениеThe Stepford Wives ist der Titel eines 1972 erschienen satirischen Romans des amerikanischen Schriftstellers Ira Levin. In den Filmadaptionen von 1975 und 2004 folgt die Geschichte größtenteils der literarischen Vorlage. In der Geschichte werden die Frauen der eponymen Stadt Stepford von ihren Ehemännern durch Roboterkopien ersetzt. Die Hybris der Männer resultiert letztlich in dem Austausch der Frauen durch die Personifikation des konservativen Frauenideals in Form einer Maschine. Im Gegensatz zu Metropolis sind die Roboter in Stepford Wives jedoch kaum mehr als solche zu erkennen. Die künstlichen Maschinenfrauen sind äußerlich nicht vom Menschen zu unterscheiden. Diese Darstellung der Androidinnen ist ein entscheidender Faktor für den filmischen Effekt. Das Doppelgängermotiv wird häufig in Literatur und Film verwendet und geht meist mit der Angst um Identitätsverlust einher. Die Protagonistin Joanna erkennt das Muster, welche Funktion und Bedeutung die Frauen in Stepford haben und wie sich ihre Interessen verschieben, wenn sie durch eine künstliche Doppelgängerin ausgetauscht werden. Joanna offenbart in der Filmadaption von 2004 ihre Furcht einer Psychiaterin mit den passenden Worten: „There will be somebody with my name. She'll cook and clean like crazy, but she won't take pictures and she won't be me. […] She will be like one of those robots in Disneyland“ (01:31:17). Die autonomen Androidinnen ermöglichen es den Ehemännern, ihren Traum des patriarchalen Frauenbilds zu realisieren, indem sie es auf künstliche Stellvertreter projizieren, welche aus den bunten Fantasiewelten Disneys entstammen könnten. Die Darstellung der Stepford-Frauen persifliert das Simulacrum der perfekten Ehefrau. Sie sind extrem unterwürfig und bemerkenswert attraktiv. Sowohl im Roman als auch im Film werden emanzipierte und komplexe Frauen ihrer Würde und Individualität beraubt. Die satirische Verarbeitung des possenhaften Frauenbilds der 1950er überspitzt die gesellschaftlichen Anforderungen an die Hausfrau und Mutter dieser Zeit. Emanzipation wird als Gefahr bewertet und kann mithilfe von intelligenten Maschinen beseitigt werden. In der Adaption von Frank Oz wird diese Fantasie noch erweitert, indem nicht nur Frauen durch vermeintliche Idealbilder ersetzt werden, sondern auch Männer.
Levins Roman beeinflusste die Populärkultur so stark, dass der Begriff „Stepford Wife“ sogar Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch erhielt. Seitdem werden äußerst devote Hausfrauen, die genau wie Maschinen nach festgelegten Abläufen und Mustern handeln, oftmals als Stepford Wives bezeichnet. KI werden im Film genutzt, um den Menschen zu perfektionieren. Vermeintlich fehlerhafte Menschen, die nicht der gesetzten Norm entsprechen, werden durch Maschinen ersetzt. Dies greift die noch immer vorherrschende Angst vieler Menschen auf, aufgrund ihrer eigenen Fehlbarkeit in der Zukunft durch Maschinen ersetzt zu werden.