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Niedrigzinsen: Subvention für Schuldner zu Lasten von Sparern

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Die Politik des billigen Geldes bevorzugt Schuldner und schadet Sparern, die auf ihre Ersparnisse kaum noch Zinsen bekommen. Zwar soll über billige Kredite auch die Wirtschaft angekurbelt werden, doch zeigt das Beispiel Japan, das bereits seit zwei Jahrzehnten eine Niedrigzinspolitik betreibt, dass dies nicht unbedingt funktioniert. Weitere Effekte:

• Bankpleiten werden vermieden, da Banken frisch gedrucktes Geld von der Zentralbank abrufen können – diese Option zur Insolvenzvermeidung steht normalen Unternehmen nicht offen.

• Das Eigenkapital der Banken wird gestärkt, wenn sie Aktien kaufen, um sie später mit Gewinn zu verkaufen.

• Negativ ist die Inflationierung der Wertpapiermärkte durch die künstlich wachsende Nachfrage, da hier der Grundstein für weitere Blasen gelegt wird. Doch dieses geschieht mit Kalkül: Die Besitzer von Aktien, Anleihen und Investmentfonds sollen den Eindruck gewinnen, sie seien wohlhabender geworden. Dieser psychologische Effekt verleitet oftmals zu mehr Konsum, stimuliert also die Realwirtschaft.

• Der Erwerb von Wertpapieren durch Geschäftsbanken mit »frisch gedrucktem« Zentralbankgeld treibt die Anleihenkurse maroder Staaten in die Höhe. Dies drückt deren Refinanzierungskosten, sprich: die Kosten der Verlängerung auslaufender Kredite. Warum?

Schauen wir uns als Beispiel eine irische Staatsanleihe mit Fälligkeit 18. Juni 2019 an. Diese Anleihe notierte am 26. Februar 2014 bei 112,77 Euro, das entspricht mehr als dem Doppelten des Tiefs von Mitte 2011, als die Anleihe an der Börse Stuttgart für 54,50 Euro zu haben war.31

Der irische Staat zahlt jedem Besitzer eines 100-Euro-Anleihescheins jährlich 4,40 Euro.32 Ist aber der Kurs, wie hier im Beispiel auf 112,77 Euro angestiegen, dann entspricht dies nur noch einer Verzinsung oder Rendite von 1,85 Prozent. Je höher der Kurs der Anleihe, desto niedriger die Verzinsung. Umgekehrt: Beim Tiefstand von 54,50 Euro betrug die Rendite 14,3 Prozent.33 Die Rendite auf dem Kapitalmarkt und der Kurs der Anleihe verhalten sich also gegenläufig. Steigt der Kurs, fällt der Zins, und umgekehrt. Der Kursanstieg von 54,50 auf 112,77 Euro ist dasselbe wie der Renditeverfall von 14,3 auf 1,85 Prozent.

Die Mechanik, dass steigende Preise für Vermögensgüter sinkende Renditen bedeuten, kann man sich auch an einer Immobilie klarmachen: Angenommen, Sie wollen eine Eigentumswohnung kaufen, die für 1 000 Euro im Monat (also 12 000 Euro im Jahr) vermietet ist. Wenn Sie 240 000 Euro zahlen müssten, ist Ihre Mietrendite 5 Prozent (= 12 000/240 000). Wenn aber der Preis auf 250 000 Euro steigt, sinkt Ihre Mietrendite auf 4,8 Prozent (= 12 000/250 000). Nichts anderes gilt für Anleihen. Der irische Staat kann sich bei Umschuldungen nach dem aktuellen Renditeniveau richten. Wenn er neue Anleihen im Wert von 100 Euro herausbringt, so braucht er nur rund 1,85 Euro an jährlichem Zins zu zahlen, deutlich weniger als die 4,40 Euro auf die alte Anleihe. Die Finanzierung der Staatsdefizite wird billiger. Indem er sich zu den neuen Konditionen refinanziert und Altschulden ablöst, spart er bares Geld.

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