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1. Ein erster Blick auf die Kosten
ОглавлениеFinanz-, Schulden-, Eurokrise; Griechenland-, Zypern-, Bankenkrise; Wirtschaftskrise, Rezession, Arbeitslosigkeit: Allein schon diese wenigen Worte weisen auf die komplexe Gemengelage hin. Vielfältig auch die Akteure, die zur Bewältigung der Krise beitragen sollen beziehungsweise diese begleiten: Regierungen und Parlamente, Europäischer Rat, Eurogruppe, EZB, IWF, Troika, Verfassungsgericht. Verwirrend schließlich die Komplexität der Maßnahmen: Rettungsschirme EFSM, EFSF, ESM, Dicke Bertha, Bazooka, LTRO, OMT, Bankenunion.
Die Finanzkrise im Euroraum ist die vorerst letzte einer Vielzahl von Vorgängerkrisen weltweit (vgl. S. 24). Im Verlauf dieser Krisen explodierten Geldmenge und Staatsverschuldung nicht nur in Europa. Die weltweite Staatsverschuldung erreichte bis Mitte 2013 33 Billionen Euro und war damit rund 80 Prozent höher als Mitte 2007.5 Die umlaufende Geldmenge vervielfachte sich in den wichtigsten Industrieländern. Allein im Euroraum nahm die Geldmenge von 2004 bis 2013 um 96 Prozent zu, 6 während das reale (also inflationsbereinigte) Bruttoinlandsprodukt nur um 13,8 Prozent stieg.7 Auch an Deutschland gingen die Krisen nicht spurlos vorüber. Das Bundesfinanzministerium beziffert den Anteil der Eurokrise an der deutschen Staatsverschuldung auf 64,7 Mrd. Euro oder 2,4 Prozent des BIP.8 Dies ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit.
Allein die bisherigen Rettungssummen der Staatengemeinschaft für die Euro-Krisenländer belaufen sich auf unvorstellbare 1 029 Mrd. Euro. Hinzu kommen bereits zugesagte und beschlossene zukünftige Leistungen in Höhe von 675 Mrd. Euro, sodass die Gesamtsumme 1 704 Mrd. Euro beträgt. Rund ein Drittel der Maßnahmen wird von Deutschland getragen; das ifo Institut für Wirtschaftsforschung hat ein Haftungsrisiko von 574 Mrd. Euro errechnet.
Maximaler Verlust Deutschlands bei Zahlungsunfähigkeit der GIIPS-Staaten einschl. Zyperns, in Mrd. EUR | |
Verluste aus Finanzhilfen an … | (Mrd. EUR) |
• Griechenland | 80 |
• Portugal | 18 |
• Irland | 13 |
• Beteiligung an IWF-Krediten | 11 |
Zwischensumme | 122 |
Verlustrisiken der Bundesbank (einschl. Target 2) | 262 |
Verlustrisiken aus ESM | 190 |
Maximale Verluste für Deutschland | 574 |
Haftungsrisiko der Staatengemeinschaft insg. (nachrichtlich) | 1 704 |
Anteil Deutschlands am weltweiten Haftungsrisiko | 33,7 % |
Abbildung 1: Verlustrisiko für Deutschland9
Schauen wir uns die zentralen Begriffe genauer an.10