Читать книгу Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket - Reinhard Köhrer - Страница 24
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ОглавлениеEdgar Monroe, der erste Offizier des U-Boots WUSU-2345 PRESIDENT SHARP, hatte auf der Brücke im Sessel des Kommandanten Platz genommen.
Commander Jack A. Messer hatte ihm für einige Stunden das Kommando überlassen, um sich etwas zurückziehen zu können. Messer gönnte sich zwar kaum Ruhepausen und hatte sein eigenes Schlafbedürfnis auf das Mindeste reduziert, aber ein bedürfnisloser Übermensch war auch er nicht. Die Natur forderte in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ihr Recht.
Die Konsole des Steuermanns hatte ein junger Lieutenant namens Carl Smith eingenommen.
Edgar Monroe kannte ihn seit ihrer gemeinsamen Zeit auf der Flottenakademie der Westunion. Monroe war allerdings schon im Abschlussjahrgang gewesen als Carl Smith dort begonnen hatte. Computerspezialist Lieutenant Marvin Zimmer war wieder einmal damit beschäftigt, die Systeme zu checken. Das gehörte in regelmäßigen Abständen zu seinen Routineaufgaben. Außerdem überprüfte er diesmal die Identifikationscodes mit denen sich die PRESIDENT SHARP bislang gegenüber Patrouilleneinheiten der PAZIV ausgewiesen hatte.
Er glich die Daten mit den Impulsmustern ab, die die PRESIDENT SHARP von Marineeinheiten der PAZIV empfangen hatte. Selbst minimale Fehler konnten die Gegenseite schließlich misstrauisch machen.
"Ja", stieß Zimmer zufrieden aus und lehnte sich zufrieden in seinem Schalensitz zurück.
Feuerleitoffizier Spiros Kalopoulos sah ihn etwas verwundert an.
"Was gibt zu diesem Ausbruch ungehemmten Entzücken des Anlass?", fragte er grinsend.
Marvin Zimmer hob die Augenbrauen. Er hatte ein rundes Gesicht mit Sommersprossen. Der dünne Oberlippenbart, den er trug, hatte eine leicht rötliche Färbung. Die Augen waren dunkelbraun. Zimmer sah Kalopoulos verschmitzt an. "100 Prozent Übereinstimmung. Ich habe die gespeicherten ID-Signale noch ein wenig modifiziert, so dass sie nun noch besser an die Abtaster der Gegenseite angepasst sind. Auf diese Weise wird es kaum möglich sein, uns als das zu identifizieren, was wir wirklich sind: eine Einheit der Westunion."
"Wäre das denn bislang möglich?", erkundigte sich der erste Offizier Edgar Monroe.
Zimmer zuckte die Schultern. "Das kommt ganz darauf an, welchen Aufwand man betreibt. Ein genauer Vergleich der ausgetauschten Signale und eine Überprüfung auf kleine Ungenauigkeiten dürften bei einem gewieften Fachmann schon einen gewissen Verdacht erregen. Aber ich denke, diese Gefahr können wir nun vernachlässigen." Kommunikationsoffizierin Daria McDaniel mischte sich jetzt in das Gespräch ein. "Sagen Sie, was macht einer wie Sie eigentlich bei der Submarine Navy der Westunion?", fragte sie. "Warum machen Sie sich nicht in der IT-Branche selbstständig?"
"Soll ich Ihnen was sagen", erwiderte Zimmer, "manchmal ist mir schon der Gedanke gekommen. Wahrscheinlich ist es ein sicheres Gehalt und die Aussicht auf eine, wenn auch kärgliche Pension, die mich bei der Stange hält."
Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Die Anzeigen blinkten und auf den Displays bewegten sich Punkte.
Durch die Sichtfenster war nicht allzuviel zu sehen. Schließlich war es dunkel hier unten, tief unter dem Meeresspiegel. Die PRESIDENT SHARP fuhr mit maximaler Tiefe. Dies auch um auf der Gegenseite nicht aufzufallen. Was die Crew der PRESIDENT SHARP vorhatte, war schließlich nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein Anschlag auf das Herz der PAZIV Geheimdienste. Selbstverständlich war mit entsprechender Gegenwehr zu rechnen. Außerdem natürlich mit verschiedenen Ringen gestaffelter Sicherheitsmaßnahmen.
Je näher wir an unser Ziel herankommen, dachte Edgar Monroe, desto gefährlicher wird es. Monroe spürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Von Anfang an war ihm bei dieser Mission nicht wohl gewesen. Niemand hatte ihnen vor Aufbruch in den Pazifik gesagt, worum es bei ihrer Mission genau gehen würde.
Das war nichts Ungewöhnliches. Es geschah um das Gelingen der Mission nicht zu gefährden, um Spionage von vornherein zu verhindern und auch deswegen, weil die Angehörigen der Beteiligten geschützt werden mussten. Schließlich wären sie sonst leichte Beute für Erpressungsversuche gewesen, die von den Spionen der PAZIV ausgegangen wären. Die Geheimhaltung war vollkommen. Monroe gefiel es allerdings nicht, dass das Schiff auf dem er diente, so weit in das Meeresareal der PAZIV eindrang. Das war ein glatter Verstoß gegen alle bestehenden Verträge und Übereinkünfte.
Sicher, dachte er, es tobte bereits ein Sabotagekrieg, wie er grausamer nicht sein konnte.
Die Verursachung eines Kernkraftgaus war schließlich keine Kleinigkeit. Und die Erkenntnisse, dass die PAZIV dahinter steckte, hatten sich immer mehr verdichtet.
Der Geheimdienst dieses bevölkerungsreichsten Machtblocks der Erde schien vor nichts zurückzuschrecken.
Niemand vermag abzusehen, was geschieht, wenn wir X-Point wirklich sprengen, dachte Monroe. Niemand! Er hoffte, dass wenigstens Präsident Berringer sich über diese Frage ein paar Gedanken gemacht hatte. Gedanken vor allem darüber, was er tun würde, wenn die Entwicklung völlig aus dem Ruder lief und das konnte schnell geschehen. Die Westunion mochte auf vielen Gebieten, insbesondere auch der Raketentechnologie weiter und fortgeschrittener sein als die PAZIV, dafür besaß die PAZIV das unzweifelhaft größere Potential an Menschen.
Eines steht fest, dachte Monroe, wenn es zu einem totalen Atomkrieg kommen sollte, bei dem es möglicherweise zu Milliarden Opfern kam, dann hatte die PAZIV aufgrund dieser Tatsache die Chance zu überleben. Davon abgesehen, gab es vermutlich keinen sicheren Ort, um eine Atomverseuchung zu überleben, als den Grund des Meeres, denn die Wassermassen des Pazifiks wirkten wie ein gigantischer Strahlenschutzschild.
Schließlich wurden ja auch die Brennstäbe herkömmlicher Reaktoren in Wasserbäder getaucht, um die Neutronenstrahlung zu dämpfen.
"Man erzählt sich ja allerhand Geschichten über diese gentechnisch veränderten Meerestiere, die im PAZIV Gebiet erzeugt werden", meinte Daria McDaniel, die Kommunikationsoffizierin. Carl Smith grinste. "Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, mich nur von den Tentakeln irgendwelcher Riesentintenfische zu ernähren." Monroe lächelte dünn. "Wahrscheinlich immer eine Frage, welche Alternative man hat", meinte er.
"Meine Alternative heißt Cheeseburger", warf Kalopoulos ein.
"Ich wette, Tintenfische sind um einiges gesünder, selbst wenn sie genverändert sind." Das war Daria McDaniel. Sie wollte eigentlich noch etwas sagen, wirkte aber plötzlich sehr konzentriert.
"Was ist los?", fragte Edgar Monroe, dem diese Veränderung keineswegs entging.
"Da war gerade ein sehr schwaches Signal", sagte sie und lauschte in den Kopfhörer hinein, den sie trug. Einige Augenblicke verharrte sie so.
An Bord der Brücke herrschte Schweigen. Die Blicke aller Anwesenden waren auf Daria McDaniel gerichtet, aber die Kommunikationsoffizierin schüttelte schließlich den Kopf.
"Doch nicht?", fragte Edgar Monroe.
"Tut mir leid, Sir. Ich dachte für einen Moment, da wäre irgendetwas. Es war nur ganz schwach."
"Auf meinen Scannern ist allerdings im Moment nichts zu sehen ", warf Carl Smith ein.
"Weit und breit kein U-Boot der PAZIV Flotte. Und um ehrlich zu sein, ich bin auch nicht traurig darum."
Edgar Monroe nickte. "Denen werden wir schon früh genug begegnen", prophezeite er.