Читать книгу Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket - Reinhard Köhrer - Страница 30
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ОглавлениеLieutenant Carlos Bolder hatte die Position des Ortungsoffiziers übernommen.
Vor Mara Donelli lag jetzt eine Ruheschicht von sechs Stunden. Die Stunden krochen dahin.
Es tat sich nichts besonderes auf den Anzeigen. Aber plötzlich wurde Bolder durch etwas aufgescheucht.
Er hatte sich etwas in seinen Gedanken verloren, daran gedacht, dass seine Schwester und Familie in der Nähe von Minneapolis gewohnt hatten und nach dem Candermere Vorfall evakuiert worden waren. Es ging ihnen gut, aber inwieweit sie nicht möglicherweise nicht doch einen Schaden davon getragen hatten, würde sich vielleicht erst in einigen Jahren zeigen.
So wie bei vielen anderen auch.
Millionen Menschen betraf das, die in der Gegend um Minneapolis gewohnt hatten.
Manchmal waren es zufällige Parameter, die Schicksale bestimmten, etwa die Windrichtung, in die der Fall-Out getrieben wurde. Bolder hatte das ziemlich wütend gemacht.
Wütend auf die PAZIV und ihre Bewohner, zeitweise sogar wütend auf die eigene Regierung, die ganz offensichtlich nicht in der Lage war, die Westunion wirksam zu schützen.
Inzwischen war sein Gemüt zu seiner Normaltemperatur zurückgekehrt und er hatte eingesehen, dass die Bewohner der PAZIV am wenigsten dafür konnten, was ihre Regierung unternahm. Doch in dieser Sekunde waren Carlos Bolders Gedanken mit etwas anderem beschäftigt, mit einer blinkenden Anzeige in seinem Display. Das gibt es nicht, dachte er.
Etwas Vergleichbares hatte er noch nie gesehen. Carlos Bolder spürte einen seltsamen Druck in der Magengegend. Er war einige Augenblicke lang wie gelähmt.
Captain Jack A. Messer betrat in diesem Augenblick die Brücke der PRESIDENT SHARP.
Der Erste Offizier Monroe verließ den Platz des Kommandanten.
"Ich übernehme wieder", sagte Messer, dessen Körperhaltung eine erstaunliche Gelassenheit ausdrückte.
Erstaunlich in Anbetracht der Situation in der sich die Mannschaft der PRESIDENT SHARP während dieser Mission befand. Aber Messer war ein alter Fuchs.
Für ihn waren auch Gefahrensituationen fast schon etwas, das man als Routine bezeichnen konnte.
Messer ließ sich im Kommandantensessel nieder. Er balancierte zwischen Daumen und Zeigefinger einen Pappbecher mit Kaffee. Schwarz trank er ihn, schwarz wie die Nacht.
Carlos Bolder hatte mitbekommen wie Messer den Koch der PRESIDENT SHARP angewiesen hatte, dafür zu sorgen, dass der Kaffee besonders stark war.
Leichenweckerqualitäten sollte er haben. Aber Captain Jack A. Messer war alles andere als ein Zombie.
Edgar Monroe trat etwas zur Seite.
Die innere Distanz zu seinem Kommandanten war nicht zu übersehen, alle auf der Brücke spürten das, auch Carlos Bolder.
"Alle Systeme laufen einwandfrei", meldete der Erste Offizier Edgar Monroe.
Jack Messer hob die Augenbrauen. "Und was machen unsere Freunde von der PAZIV?"
"Halten sich momentan im Verborgenen", erwiderte Monroe.
"Gut so. Im Moment können wir auch noch keine Begegnung mit ihnen gebrauchen. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass wir durch ein agrarisch genutztes Sperrgebiet kommen." Jetzt endlich meldete sich Carlos Bolder zu Wort.
"Sir, es gibt hier ein paar Anzeigen, die...", er stockte, "ich kann, es kaum glauben."
"Worum geht es?", fragte Messer.
"Eine Reihe von gewaltigen Körpern schwimmen in unsere Richtung."
"Projizieren Sie das bitte auf den Hauptschirm."
"Okay, Sir."
Auf dem Hauptschirm erschien eine Projektion, die die Daten des Sonars und anderer Ortungsgeräte in Bilder umsetzte. Bilder, die anschaulich machten in welcher Position sich die PRESIDENT SHARP befand.
Eine enorme Rechnerleistung stand dahinter, aber auf diese Weise wurden die Daten der Abtaster für das menschliche Auge im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar.
Schließlich hätte es keinen Sinn gehabt, einfach eine Kamera an der Außenwand der PRESIDENT SHARP zu installieren und deren Bilder zu übertragen.
Nicht bei der schlechten Sicht, die in so großen Meerestiefen herrschte.
Das menschliche Auge war in jenen Regionen wie blind, nicht so die Ortungsgeräte der PRESIDENT SHARP.
Auf dem Bildschirm erschienen Objekte, die an die Form von U-Booten erinnerten, allerdings übertrafen sie die Größe der PRESIDENT SHARP um ein Vielfaches. Bis zu hundert Metern waren sie und sehr zahlreich. Objekte, die sich in irgendeiner Form miteinander zu koordinieren schienen. Jedenfalls hatten sie eine gemeinsame Richtung.
"Was ist das?", fragte Messer.
"Sieht aus wie Riesen U-Boote", meinte Norbert J. Leslie, der inzwischen wieder den Platz des Steuermanns eingenommen hatte.
"Wird ziemlich ungemütlich, wenn wir auf diese gigantische Flotte treffen."
"Es ist keine Flotte", erklärte Lieutenant Carlos Bolder. "Gerade treffen die Daten, der chemischen Fernanalyse ein und danach erscheint das sogar ausgeschlossen."
"Was melden diese Daten denn?", fragte Captain Jack A. Messer.
"Offenbar ist Kohlenstoff ein wichtiger Bestandteil dieser Giganten. Sir, es sind Lebewesen."
"Eine Walherde", flüsterte Jack Messer. "Ich habe es von Anfang an geahnt. Ausweichkurs programmieren!"
Norbert J. Leslie wirkte etwas unschlüssig.
"Aber ich verstehe nicht, Sir."
"Sofort Ausweichkurs programmieren!", befahl Messer noch einmal.
"Wir müssen hier schleunigst weg, sonst könnte es sehr gefährlich für uns werden."
"Ich dachte immer, dass die Riesenwale, aus der PAZIV-Züchtung äußerst friedlich sind", mischte sich Spiros Kalopoulos, der Feuerleitoffizier.
Messer nickte. "Das sind sie normalerweise auch. Schließlich lassen sie sich von Roboter U-Booten ohne Widerstand die Eiweißknollen von ihren Rücken herunterpellen. Aber in regelmäßigen Abständen begeben sich diese gewaltigen Herden auf Wanderschaft, vermutlich um zu Paarungsplätzen zu gelangen."
"Das gesamte genetische Erbe ihrer Walvorfahren bedarf wohl noch einiger Überarbeitung", mischte sich Sergeant Daria McDaniel, die Kommunikationsoffizierin jetzt ein.
Messer nickte.
"Bis das allerdings geschehen ist, sind sie während dieser Phasen äußerst gefährlich. Die Gefahr liegt nicht darin, dass sie aggressiv werden, sondern dass es sehr schwer ist ihren Schwärmen auszuweichen und eine Kollision wäre für ein Schiff wie die PRESIDENT SHARP tödlich."
Auf dem Hauptschirm erschienen jetzt immer weitere Gruppen von Riesenwalen. Sie bildeten zusammen einen gigantischen Schwarm, der immer näher zusammenrückte und genau auf die Position der PRESIDENT SHARP zustrebte. Ihre Manöver wirkten beinahe so als wären sie durch geheime Zeichen verabredet und koordiniert. Es war ein faszinierender Anblick, wenn man sich vorstellte, dass es sich bei den einzelnen Einheiten dieses Schwarms nicht um kleine Heringe, sondern um wahre Giganten handelte.
Die größten Säugetiere, die jemals die Erde bevölkert hatten, größer noch als alle ihre urzeitlichen Vorfahren.
Erschaffen von Menschen, die versucht hatten, damit die Ernährungsprobleme ganzer Kontinente zu lösen.
"Tun Sie jetzt genau, was ich sage", sagte Jack A. Messer an Norbert J. Leslie gewandt. Aber allen auf der Brücke war klar, dass diese Äußerung auch für sie galt. "Dies ist nicht meine erste Begegnung mit den Riesenwalen und ich weiß, dass ein Zusammentreffen mit ihnen alles andere als ein Vergnügen ist." Natürlich waren die agrarischen Sperrgebiete der PAZIV in erster Linie deswegen abgeriegelt, um der Konkurrenz der Westunion nicht den Zugang zum fortgeschrittenen gentechnischen Know-How der PAZIV Wissenschaftler zu überlassen, aber ganz nebenbei stellten diese Riesentiere natürlich auch eine Gefahr für jegliche U-Boote dar.
"Das muss eine gigantische Herde sein", sagte Jack A. Messer. Er wusste davon, dass die Geheimdienste der Westunion Satellitenaufnahmen im Hinblick auf die Walherden ausgewertet hatten. Von daher war einiges über das Verhalten der Tiere auch in der Westunion bekannt, aber die Erde, die hier zusammengekommen war übertraf alles, wovon Jack A. Messer bislang gehört hatte: ein gigantischer Pulk von riesigen Eiweißspendern, die sich einzig und allein davon ernährten, den Mund aufzumachen und das Meereswasser nach Kleinstlebewesen abzufiltern.
"Die scheinen aber noch ziemlich weit weg zu sein", meinte Spiros Kalopoulos gelassen.
Messer schaute ihn ernst an.
"Die sind sehr schnell und es ist sehr schwer, ihnen auszuweichen. Warten Sie's ab, es werden noch mehr auftauchen."