Читать книгу Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket - Reinhard Köhrer - Страница 36

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"Wow, das geht ja ab", sagte Paul Erixon, als der Slider in die höheren Schichten der Marsatmosphäre vorstieß.

In der Gegend um den Lowell-Krater herrschte an diesem Tag klares Wetter. Nur einige Kohlendioxid Wölkchen standen am Himmel. In der Ferne sah man die beiden Monde des roten Planeten am Himmel stehen, Phobos und Deimos.

Phobos, der größere der beiden Monde, brauchte zur Umkreisung des Mars nur etwas mehr als sieben Stunden. Wohingegen Deimos mehr als dreißig Stunden brauchte, um den roten Planeten zu umlaufen.

In immer wiederkehrenden Abständen standen die beiden Monde gemeinsam am Himmel. Im Moment war es gerade mal wieder so weit.

Jeff Larson hatte an der Pilotenkonsole des Sliders Platz genommen. Der hypermoderne Atmosphärengleiter sollte in großer Stückzahl produziert und an die irdischen Nationen verkauft werden. So jedenfalls war der Plan von John Darran. Auf diese Weise sollte der Mars Devisen erwirtschaften, um sich andere Gebrauchsgüter kaufen zu können, denn es war illusorisch, dass die wenigen Tausend Menschen von Port Mars sämtliche benötigten Güter selbst herzustellen vermochten.

Die technischen Möglichkeiten, der 'Neu-Marsianer' von der Erde hätten dazu zwar ausgereicht, aber Darran und seine Leute sahen ihre Aufgabe in erster Linie darin, die Gefahr abzuwehren, die der Erde aus den Tiefen des Weltraums drohte. Über geheime Verkaufsstellen sollte der Gleiter auf der Erde an interessierte Kunden verkauft werden.

Dafür lagen auch schon konkrete Pläne vor. Schließlich war es mit Hilfe des Tarnschirm für die EXPLORER II und ihr Schwesterschiff, das zweite Beiboot des havarierten Kugelraumers, möglich, unerkannt auf der Erde zu landen.

Paul Erixon blickte zurück auf das blasenförmige Gebilde, das sich über dem Lowell-Krater wölbte, gespeist aus unzähligen Projektoren, der große Prallschirm von Port Mars, der nach diversen Verstärkungsmaßnahmen nun hoffentlich ausreichte, um eventuellen Angriffen außerirdischer Mächte zu trotzen.

Immer kleiner wurde dieses Gebilde, das eine Art 'Insel des Lebens' auf einem ansonsten eher lebensfeindlichen Planeten darstellte. Eine künstliche Insel mit irdischer Atmosphäre und einer angenehmen gemäßigten Temperatur von 18 Grad Celsius.

Außerhalb des Lowell-Kraters erreichten die marsianischen Höchsttemperaturen am Äquator gerade Mal minus dreißig Grad, was in etwa den Werten der irdischen Antarktis entsprach. Der Gleiter beschleunigte immer stärker. Der Antrieb verursachte ein dumpfes Summ-Geräusch innerhalb der Kabine.

Der gesamte Slider vibrierte leicht.

Aufgrund des Einsatzes der Robotertechnologie, deren Grundlagen John Darran und seine Leute durch die Induktivschulung an Bord des havarierten Kugelraumers erlernt hatten, war der Andruck allerdings nicht zu spüren.

Unter normalen Umständen wäre er geradezu mörderisch gewesen. Schon an Bord irdischer Kampfjets konnte es passieren, dass aufgrund der enormen Gravitationskräfte, die völlig ungezähmt auf den Menschen einwirkten, Zahnfüllungen herausfielen oder sich das Blut in den Beinen sammelte, so dass es zum Kreislaufkollaps kam. Mit ein Grund dafür, weshalb die Anforderungen bei der Auswahl an Kampfpiloten so hoch waren.

Doch an Bord des Sliders wurde ein Beharrungsverzerrer eingesetzt, der diese Effekte abdämpfte.

Es handelte sich um die gleiche Technologie, wie sie auch an Bord der Kugelraumer zum Einsatz gekommen war, um die ansonsten absolut tödlichen Beschleunigungswerte abzudämpfen, wie sie ansonsten bei Start und Landung eines Raumers aufgetreten wären.

"Hast du ein bestimmtes Ziel ins Auge gefasst, Jeff?", fragte Paul Erixon.

Jeff Larson zuckte mit den Achseln. Ich hoffe, er wird wieder ganz der Alte! Ich werde jedenfalls versuchen, ihm dabei so gut es geht zu helfen. Schließlich hätte sein Schicksal jeden von uns treffen können…

"Einmal um den roten Planeten herum, würde ich sagen. Schließlich testen wir für Langstreckenflüge", erwiderte er. Paul Erixon nickte.

"Man muss dabei bedenken, dass der Mars nur halb so groß ist, wie die Erde, jedenfalls was das Volumen angeht." Bald war Port Mars hinter dem Horizont verschwunden. Immer höher ließ Jeff Larson den Gleiter hinaufsteigen, fast bis an die Grenze der Marsatmosphäre.

In der Kabine des Sliders herrschte zwar Erdatmosphäre mit entsprechenden Sauerstoff- und Druckverhältnissen, aber sicherheitshalber trugen die beiden Männer an Bord des Gefährts die Druckanzüge, mit denen sie notfalls auch außerhalb der Kabine überleben konnten.

"Eines Tages wird man planetenweite Rallyes mit diesen Dingern abhalten", meinte Paul Erixon.

Jeff Larson lachte.

"Bis dahin wird man sie wohl vorerst noch für Nützlicheres verwenden müssen", war seine Ansicht.

Ein mehrere tausend Kilometer langes Canyon zog sich unter ihnen wie eine Narbe durch die Marsoberfläche.

Auf der Erde gab es nichts Vergleichbares.

Selbst Naturwunder wie das Grand Canyon verblassten gegen diese Felsformationen, von denen man vermuten konnte, dass sie vor undenklich langer Zeit mal durch Wasser, fließendes Wasser geformt worden waren.

"Du hattest recht", sagte Paul Erixon schließlich während er hinunter auf die Marsoberfläche schaute.

"Womit?", fragte Jeff Larson.

"Es ist echt toll mit dem Slider über die Marsoberfläche zu jagen. Bisher habe ich mich ja nur innerhalb des Prallschirms aufgehalten." Jeff Larson hatte den Slider inzwischen durch den Canyon gelenkt. Vor ihnen lag nun eine Ebene, die rötlich schimmerte. Paul Erixon bemerkte, dass die Geschwindigkeit des Sliders sich verringerte.

"Was ist los? Probleme?", fragte er an Jeff Larson gewandt. Jeff Larson antwortete nicht.

Konzentriert glitten seine Finger über die Tastatur der Steuerung. Schließlich schüttelte er verneinend den Kopf.

"Alles okay, wir landen", erklärte er.

Der Slider senkte sich sacht auf die Marsoberfläche und landete.

"Wieso landen wir, wenn alles in Ordnung ist?" Paul Erixon schaute zu dem neben ihm sitzenden Jeff Larson.

"Ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn du zurückfliegst." Jeff grinste Paul Erixon an.

"Ich hatte bisher keine entsprechende Schulung und halte es für keine gute Idee", erwiderte Paul Erixon mit zurückhaltender Stimme.

"Ach was, das ist total einfach. Du fliegst einfach los. Ich sitze doch neben dir. Was soll da schon passieren."

Jeff Larson war bereits im Begriff auszusteigen.

Paul Erixon versuchte ihn am Arm zurückzuhalten.

"Ich möchte das nicht", sagte er.

Jeff machte sich los. "Ach komm. Jetzt sind wir soweit gekommen, nun klappt das mit dem Rückweg auch."

Er stieg nun endgültig aus und umrundete den Slider.

"Rutsch rüber", sagte er an Paul Erixon gewandt. Paul setzte sich an die Steuerungskonsole.

Jeff Larson nahm neben ihm Platz.

"Gestartet wird hier", sagte er und deutete auf einen bestimmten Punkt an der Steuerungskonsole. "Dort bestimmst du die Geschwindigkeit. Und hiermit gibst du die Richtung ein. Noch Fragen?"

Paul Erixon schüttelte den Kopf. Er hatte den Ausführungen von Jeff Larson genau zugehört.

"Also, ich weiß immer noch nicht, ob ich das tun soll."

"Du tust es einfach, okay!" Jeff Larson nickte Paul Erixon aufmunternd zu.

Paul Erixon fuhr mit seinen Fingern über die Konsole. Der Slider startete augenblicklich und setzte sich in Bewegung.

"Klappt doch!", meinte Jeff Larson.

Paul Erixon fühlte sich von Sekunde zu Sekunde wohler in der Position des Steuermanns.

Er regelte mit wenigen Berührungen der Konsole die Geschwindigkeit.

Am Horizont war jetzt der Olympus Mons zu sehen.

"Siehst du, dort ist der größte Vulkan des Sonnensystems." Jeff Larson deutete nach vorn. Ein beeindruckender Anblick bot sich dort. 27 Kilometer hoch ragte der Olympus Mons von der Marsoberfläche empor. Die Achttausender der Erde (inklusive Mount Everest) wirkten dagegen wie kleine Hügel, verglichen mit einem Alpenmassiv. Einer der Gründe, warum Berge auf dem Mars derart hoch werden, ist die geringere Oberflächenschwerkraft, die auf dem Mars herrscht. Paul Erixon nickte, da er den Olympus Mons auch bereits entdeckt hatte. Er hielt mit dem Slider direkt auf den Vulkan zu.

"Was hältst du davon, wenn du dort wendest und wir zurück fliegen, Paul?"

Was ist das für eine Stimme? Sie klingt so fern?

Paul antwortete nicht. Entrückt schaute er auf den immer näher kommenden Vulkan.

Was wäre, wenn ich hier und jetzt meinem Dasein ein Ende bereite?, dachte er.

Vorhin, als er im Aufenthaltsraum schon einmal diesen Gedanken hatte, wusste er noch nicht, wie er ihn in die Tat umsetzen könnte, aber jetzt hatte sich eine einmalige Gelegenheit ergeben, die nicht so schnell wieder kam.

Jeff Larson schien meilenweit entfernt zu sein. Er hatte ihn schon fast vergessen. Erixon nahm gar nicht mehr wahr, dass Larson überhaupt noch anwesend war. Die Erinnerung daran, dass er nicht allein in der Kabine des Sliders saß, war wie ein vages Bild aus einem halbvergessenen Traum. Etwas, dessen Realität schon beinahe verblasst war. Ja, warum nicht, dachte Erixon. Alles loslassen, alles beenden, Dunkelheit, Erlösung, Schlaf, Ruhe…

Er atmete tief durch, schloss für einen Moment die Augen. Warum hast du nur so lange gewartet mit diesem Schritt und ihn nicht viel früher versucht? Warum musstest du erst diese lange Zeit der Qual auf dich nehmen? Die Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf. Frieden, dachte er. Ja, Frieden wirst du finden. Und das schon sehr bald. Ein paar Augenblicke noch, Momente… Mehr nicht. Dann beginnt die Ewigkeit.

"Paul,..., Paul, was ist mit dir? Ist dir nicht gut? Paul, hörst du mich? Du musst den Kurs jetzt ändern!" Jeff Larsons Stimme war beständig lauter geworden.

Er sah Paul mit geschlossenen Augen neben sich sitzen. Er wirkte merkwürdig entrückt.

Auf seine Fragen gab Paul Erixon keine Antwort. Oh Mann, jetzt nur nicht in Panik verfallen, dachte Lieutenant Larson. Währenddessen war der Olympus Mons schon in bedrohliche Nähe gerückt.

Jeff Larson schob Paul unsanft in die Ecke des Sliders und quetschte sich selber näher an die Steuerung heran, um besser an die Tasten kommen zu können.

Der Druckanzug schränkte dabei seine Bewegungsfähigkeit etwas ein, so dass wertvolle Sekunden vergingen.

Jeff Larson fuhr mit seinen Fingern über die Tasten der Steuerung.

"Das wird knapp, verflucht knapp", murmelte er vor sich hin. In Paul Erixon, der sich bis dahin überhaupt nicht gerührt hatte, kam plötzlich Leben.

Mit einem seltsamen Laut, der soviel wie "Nein" bedeuten sollte, versuchte er Jeff Larson von seinem Vorhaben, den Gleiter aus der Gefahrenzone zu bringen, abzuhalten.

Ein Gerangel entstand. Zuvor war es Jeff Larson allerdings noch gelungen, die Landesequenz einzugeben.

"Mensch, Paul, ich bin's doch dein alter Kumpel Jeff." Jeff Larson versuchte Paul abzuwehren, der beständig anstrebte, an die Tastatur der Steuerung zu gelangen.

Paul schien Jeff überhaupt nicht zu hören. Er gebärdete sich wie ein Verrückter.

In diesem Moment setzte der Slider zur Landung an, doch die Entfernung war zu knapp gewesen, wie Jeff Larson bereits vermutet hatte.

Ein Ruck ging durch den Gleiter als er die ersten Felsen am unteren Rand des Olympus Mons streifte.

Paul Erixon und Jeff Larson flogen mit voller Wucht auf die Tastatur der Steuerung. Ein Lämpchen blinkte auf. Das Letzte was Jeff Larson spürte, war ein ziemlich harter Aufprall. Dann war da nur noch Schwärze

ENDE


Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket

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