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5 Oie begegnet den Grauen
ОглавлениеAm dritten Tag hatte er sich am späten Vormittag auf den Weg gemacht und war die zwanzig Kilometer gefahren, um am Rand der Feldberger Seenplatte den Bildhauer Ulm Moros und seine Frau Linde zu besuchen. Sie lebten auf einem abgelegenen Dreiseitenhof, von Obstbäumen umgeben, an einem kleinen See, zugehörig einem benachbarten Dorf namens Lichtenhain.
Das bescheidene, wohl gestaltete, pastellig-stuckverzierte, eingeschossige Bauernhaus aus der Kaiserzeit lag direkt an der großstämmigen Eichen-Allee nach Feldberg.
Niemand war zu Hause.
Oie klemmte einen Zettel mit seiner Funknummer und einem Gruß für Ulm und Linde hinter das Hoftor. Er hatte darauf versprochen, es am Abend noch einmal zu versuchen. Dies im Hinterkopf schaltete er sein Funktelefon wieder ein, und fuhr auf den sanft-welligen Landstraßen der Uckermark mitten durch die traumhaften Farben des Landsommers nach Franzfelde.
Auf den letzten Kilometern bockelte der Niva über die Russenstraße. Im beunruhigenden Rütteln des Kopfsteinpflasters siebten sich seine Gedanken von der Spreu der Umstände, in die er geraten war.
So unmittelbar wie das Schütteln aufhörte, weil die Gefangenen, die diese Straße einst bauten, am Ende des Krieges zurück in ihre Heimat konnten, wie die Alten erzählten, so unmittelbar bekam er jetzt Hoffnung eine Idee und Verbündete zu finden, um Igor Antonows Auftrag zu erfüllen und das Schicksal seines Bruders zu klären.
Alles wird gut, der Kalte Krieg ist ja vorbei, beruhigte er sich, – da sah er, an den Abzweig nach Franzfelde herangefahren, über den weiten Stoppel-Acker, Chromblitze einer schwarzen Limousine bei Almas Gutshaus.
Es war ein etwas zu großes Auto für Künstler und für diesen Landstrich – vor allem aber stand es auf dem Rasen am Haus, auf dem nicht Freunde stehen und auch nicht Besucher.
Der alte Fuchs, der Jagd-Stress witterte, stieg ihm in den Nacken. Die Arme versteiften sich und er fuhr weiter geradeaus.
Am Feldweg hinter dem nächsten Hügel bog er nach links und zog in dessen Deckung über einen frisch gepflügten Acker.
Die Vierrad-Antriebe des russischen Last-Esels kreischten ins Innere, wie wenn sie eine Ahnung davon hätten, dass es zur Sache geht, und alarmierten ihn vollends. Mit jedem Meter, den er sich dem Gutshaus auf dem Gelände-Parcours näherte, stieg die Spannung.
Hinter den abschirmenden Buschgruppen am Park schaltete er die Zündung aus und ließ den Wagen auf dem Rasen ausrollen.
Er sprang hinaus und ging zwischen den großen Gehölzen im Bogen um den Weiher von hinten auf das Haus zu.
Beim Blick auf die unberührten Gartenmöbel zerstoben seine letzten Hoffnungen, doch noch harmlosen Besuchern zu begegnen, die früher dort warteten, wenn niemand im Hause war.
Jetzt hätte er gewarnt sein sollen, aber sein Naturell war das eines Draufgängers, was seine Frau Katha progressiven Leichtsinn nannte, wenn die Situation wie jetzt undurchsichtig wurde.
Diese Haltung kam, als Kindheitsmuster, schon aus dem Buddelkasten und vom oftmals turbulenten Bauernhof seiner Eltern. Da Oie damit ein respektables Alter erreicht hatte, sah er auch diesmal keinen Grund zurückzuschrecken.
In der Deckung der Hauswand, am Sockel entlang, stieg er auf die steile, steinerne Gartentreppe, die zum Kücheneingang führte, dessen mit farbigen Glas-Applikationen ausgefachte Tür verschlossen schien.
In der Küche war niemand, soviel konnte er überblicken, und so drehte er lautlos die Flügelmutter auf der Gartenseite, von der nur Eingeweihte wussten, dass sie über eine Achse mit der inneren Hakensperre verbunden war.
Als er die Tür lautlos einen Spalt weit geöffnet hatte, schoss der silbergraue Karthäuser-Kater Aramies mit unwirklich aufgeplustertem Fell wie ein Blitz durch seine Beine – die Treppe im gestreckten Galopp nehmend – unter die nahen Büsche.
Den Grund erfasste er mit einem Blick. Auf den grün-weißen Schachbrett-Fliesen der Gutsküche lag Franz der Dackel in seinem Blut und rührte sich nicht mehr. Oie schockierte dieser Anblick und eine unbeschreibliche Wut stieg in ihm auf, denn der Bauernsohn in ihm konnte zum Attischen Elch werden, wenn auch nur irgendjemand einem Tier etwas zuleide tat. Wer macht so etwas? Warum?
Gespannt wie eine Sprungfeder, den Mörder riechend, griff er instinktiv nach der Hacke neben der Tür. Er streifte die knarzigen Sandalen ab und schlich in Richtung Bibliothek, aus der er raschelnde Geräusche vernahm.
Die Bibliothek war das ehemalige Zimmer der Köchin, die über einen Flur, von dem Türen der Speisekammern und Vorratsschränke abgingen, mit der Küche verbunden war.
Den Stiel der Hacke fest und schräg vor der Brust, wie er es in den japanischen Kampf-Künsten erlernte, hatte er die offene Tür zur Bibliothek gerade erreicht, da umflutete ihn eine Fahne von Schnaps-Schweiß, und ein großer, fetter Schatten, den wohl der Luftzug aufscheuchte, der seinen geräuschlosen Kücheneintritt spürbar begleitete, stand wie ein Scherenschnitt im Gegenlicht.
Ehe Oie auch nur etwas sagen konnte, schossen dessen Arme, zwischen denen ein blanker Draht blitzte, in Richtung seines Kopfes.
Oie – klein von Statur – duckte sich instinktiv ab. Der Draht traf den Stiel und er musste dieser heftig anprallenden oberen Bewegung nur noch verstärkend folgen, sodass dem Angreifer die eiserne Hacke von unten aufwärts zwischen die Beine fuhr.
Das erzeugte einen orgelnd-gepressten Schrei, wie er ihn nur aus dem Theater in Erinnerung hatte. Der jaulend-fluchende Schatten fing sich und griff vorschnellend, über die Hacke, die Oie sausen ließ, nach seinem linken Arm. Auch diese Bewegung wurde übernommen.
Reflexartig, wie er es Tausende mal trainierte, griff Oie dessen Ärmel, riss heftig, und sichelte sein rechtes Bein hinter das vorrückende, Halt suchende rechte Bein des Schattens.
Der erstaunt grunzende Gegner vollzog unfreiwillig eine leichte Drehung um die eigene Achse, verlor das Gleichgewicht und schlug, zur Seite fallend, mit dem Kopf auf die Kante des neben der Tür stehenden, gusseisernen Kanonenofens.
Der Ofen erzitterte mit dem Geräusch einer krachend knackenden Nuss so schwer, dass aus den Fugen des Ofenrohrs Ruß stob, und der Schatten fiel wie ein Sack von Wasser in sich zusammen – nur seine Hand zitterte noch, in Wellen erschlaffend, wie elektrisiert, am Unterarm Oies.
Angewidert nach Luft schnappend, nahm Oie nun wahr, wie sich unter der sichtbar faustgroßen Einkerbung des fast kahlen Schädels vom Schattenmann schnell eine wässrig-blutige Pfütze bildete.
Gepolter auf der Treppe zum Dachgeschoss alarmierte ihn jetzt aufs Höchste – und sein Belastungsasthma schnürte bedrohlich. Die da kommen mindestens zu zweit, wenn nicht zu dritt, schwante ihm und er fühlte, auf noch mal soviel Glück konnte er nicht hoffen.
Die Gutsküche lag zu nahe am Hauptflur des Hauses, sodass ein Rückzug zum Auto aussichtslos erschien. Da er auch sonst nicht zu ahnen vermochte, aus welcher der Durchgangstüren der nächste Angriff vorgetragen würde, in welcher Raumflucht er entfliehen konnte, entschloss er sich blitzartig zum Abtauchen. Sein Standort im Gutshaus war wie geschaffen dafür.
Jeder Flügel des Gebäudes hatte zentral einen großen steinernen Mantel-Kamin, der im Erdgeschoss zu beiden Seiten des Mittelflures auf zwei mächtigen Zügen ruhte, die bis in den Keller reichten. Im Durchgang zur Küche befand sich eine der niedrigen quadratischen Eichentüren, die als Inspektionsluke dienten. Die Tür leise öffnend schwang er sich auf die Steigeisen, schloss die Luke hinter sich und stieg geräuschlos zum Keller hinab, während er oben das aufgeregte Fluchen zweier Stimmen vernahm, deren sprachliche Herkunft er nicht zuordnen konnte.
Der Gewölbekeller, an dem der Schornstein-Zug endete, ließ sich geräuschlos betreten, indem er über einen inneren Kipphebel der Tür den Haken einer Haspe anhob.
Im Dämmerlicht kleiner verstaubter Kellerfenster überraschte ihn ein letzter Duft von Geräuchertem. Den hatte der feuchtmuffige Wildkeller konserviert, in dessen Decke verrostete, schmiedeeiserne Haken zum Abhängen des Wildes, der Schinken und Dauerwürste eingemauert waren, um den Mäusen jede Chance auf Beute zu nehmen.
Seinen Kindern hatte der Anblick dieser spitzen Eisen in der Gewölbekeller-Märchenwelt Schauder in die Augen getrieben, daran erinnerte er sich merkwürdigerweise gerade in diesem Augenblick. Wenn er nicht selber daran enden wollte, so war ihm klar, musste er sich schleunigst vom Acker machen.
Seine Gedanken rasten: Wer waren die? Was wollten sie und wer hatte sie geschickt? Woher wussten die eigentlich, dass er hier war?
Die Funknummer hatten sie von der Auskunft, das war klar, aber wo er war, wusste niemand, außer dem Taxifahrer und Alma - die aber schieden für ihn aus. Das war aber nicht das Hauptproblem in diesem Augenblick, denn wo sollte er hin?
Es gab erstmal nur eine Richtung, die Flucht der Kammern im Kellergewölbe.
Die waren durch schwere rahmenlose Eichentüren verbunden. Nach der Passage von drei Türen und einigen unvermeidlichenQuietschern der Scharniere stand er in der Garage unter dem Haus. Die hatte er damals, aus Ratlosigkeit gegenüber der ausschweifenden Raumfülle des Gutshauses, in die dem Buschwald zugewandte Kellergewölbe eingebaut und mit einer wagehalsigen Rampe nach außen versehen.
Das Klapp-Tor stand offen, weil es einer von Almas Reparatur-Aufträgen war, die Schwenk-Mechanik zu justieren.
Die hornalte, blaue JAWA seiner Söhne stand aufgebockt an der Seite und er wusste, er konnte sich auf sie verlassen, da er mit ihr am Tag zuvor – wie in alten Zeiten – ein Stündchen durch die Landschaft geströpt war.
Der Schlüssel steckte. Das einzige Problem – wie immer – bestand im Kalt-Start der alten Mühle. Er bockte sie ab und trat mit allem Schwung, zu dem er als Leichtgewicht fähig war, auf den Kickstarter. – Nichts.
Wie vermutet musste er mit, pfeifender Lunge, mehrmals durchtreten, und die Kaskade der vernehmlichen Geräusche kam ihm vor wie Wecksignale für ein ganzes Regiment.
Aus allen Poren trat Schweiß, den er im Nachhinein als Angstschweiß deuten sollte.
Sich näherndes Gerufe und Getrampel machten klar, dass nur wenig Zeit war, seine Haut zu retten. Ein Jesus-Maria und Joseph entfuhr ihm, wie ein Hilferuf aus seiner katholischen Jugendzeit – und wurde überdröhnt vom aufjaulenden Zweitakter.
Als der Motor ansprang, kam ihm das vor wie das Glücksgefühl, das ihn als Kind ergriff, als zum ersten Mal ein Raumschiff zur Rückkehr vom Mond startete – denn alles war wieder möglich.
Sekunden später schoss er die Rampe hoch, und als er beim Hochschalten heftige Schmerzen im Spann verspürte, wurde ihm klar, dass er ohne Schuhe fuhr.
Ein in das Dröhnen der Zylinder hereinpeitschender Knall, wie eine Fehlzündung, ließ seinen Rückspiegel in tausend Teile zersplittern, – und zeigte, dass die Jagd eröffnet war.
Der heiße Wunsch sich in Luft aufzulösen, verkrampfte ihn instinktiv zur Kugelform – er schleuderte – und driftete nach zwanzig Metern auf den wohlbekannten Buschpfad zum Walde hin ab.
Er wusste, dorthin konnte ihm niemand mit dem Auto folgen.
Nach einigen Waldschlägen in rasanter Fahrt, fuhr er seitlich ins Gebüsch, ließ den Motor auslaufen und hielt. Angespannt lauschte er auf Motorgeräusche in der Umgebung. Nichts als das leichte Säuseln des Windes war zu vernehmen.
Dafür erklang aus seiner Jackentasche plötzlich Bachs Konzert für zwei Violinen – wie ein Ton aus einer andern Welt – sein Funktelefon. Überrascht nahm er es hoch und erwartete eigentlich einen der Sprüche Ulms, da er ja seine Funknummer an dessen Hoftor hinterlassen hatte. Stattdessen hörte er einige entsetzliche Flüche und eine Stimme mit hartem osteuropäischem Akzent: »Hejj du Schwaiiin! – du chast Bruder zerstööört!«
Oie schwieg.
»Wir chriegen dich baald, weeill du chaast, was uuns gechöört! Gib es, daahn ist Frieden - gibst du nicht, daahn bist du tooot!«
Oie blieb stumm.
Die Stimme brüllte ins Telefon, sodass Oie den Hörer weit von sich hielt: »Waas isst?«
Oie fing sich, dachte an den toten Franz, wurde störrisch und schrie zurück: »Scheiß Gorilla!«
Er riss den Akku raus, steckte die SIM-Karte in die Brusttasche und schwang sich erneut aufs Motorrad. Langsamer fahrend schwenkte er – mehr instinktiv, als dass er einen Plan hatte – seiner Heimat Berlin zu. Am Weg in dieser Richtung lag Ulms Hof. Bis dahin hoffte er auf einen klaren Kopf.
In dieser Gegend standen die Bäume in Gruppen und waren die Wäldchen miteinander verbundene Inseln, die Spitzen größerer und steiler Hügel bedeckend oder sich entlang von Bach-Niederungen hinziehend. Sie wurden umrahmt durch große, offene Ackerflächen, – von Feldwegen und wenigen Straßen unterbrochen. Diese Straßen mied Oie, fuhr auf Randwegen der Felder und hielt vor jeder Straßenquerung im Unterholz an.
Die Lage sondierend fuhr erst weiter, wenn die Luft rein war – denn zuweilen schienen ihm schwarze Limousinen über den Horizont zu preschen – aber er konnte sich auch täuschen und es waren nur die aufgebrezelten Kaleschen von Landjüngern auf dem Weg zur Brautschau.
Auch hoffte Oie, die Grauen hätten mit dem Ausfall ihres Kumpanen so viel zu tun, dass sie von ihm ablassen würden. Trotzdem – er musste sehr vorsichtig sein, denn ohne Helm, barfuß und mit einem Einschuss-Loch im Blech des zersplitterten Rückspiegels, war er in jeder Weise auffällig. Das wäre ihm in den Wirtschaftswäldern nahe Feldberg beinahe zum Verhängnis geworden.
Orientiert an der abendlichen Sonne, musste er einem sumpfigen Bachgelände ausweichen und umkurvte böllernd eine Schonung, um auf dem Hügel dahinter seine Richtung zu finden.
Als er an der Forstweg-Kreuzung einbog und wieder Gas geben wollte, stand ein Mann in der Quere und riss sein Gewehr hoch. Blitzartig erkannte Oie seine schlechten Chancen und stieg in die Bremsen. Die Maschine schleuderte, brach aus und er hatte große Schwierigkeiten sie abzufangen – um nicht zu Füßen des Flintenmannes zu landen – aber abgewürgt hatte er sie.
Der Blick auf Grün-Grau mit Dienstmütze ließ seinen Puls runterkommen, aber der sichtlich erzürnte Mann hinter der Flinte fluchte: »Hundsfott, auf Sie habe ich schon gewartet.«
Der Förster war ein älterer, stattlicher Herr und hieß Brammert, so stellte er sich vor.
Als er Oies verzweifelten, irren Blick sah, ließ er den Drilling sinken: »Ein Motorrad im Wald hört man doch kilometerweit, wissen Sie das nicht? Motorradrennen sind hier verboten, besonders bei dieserTrockenheit – auch für ältere Herren!« – konnte sich der Forstmann einen ironischen Unterton nicht verkneifen.
Oie senkte pflichtschuldig sein Haupt und überlegte, wie er dem lästigen Amtmann von der Schippe springen könne. Dann hörte er sich lächelnd sagen: »Ich bitte um Nachsicht, Herr Oberförster, aber ich komme von Freunden und habe keinen Sturzhelm – da wollte ich mich auf den Landstraßen nicht sehen lassen.«
Der Förster berichtigte: »Revierförster. – Und die Schuhe haben Sie auch vergessen?« – Dabei rutschte das Gewehr wieder etwas höher.
Oie entschloss sich zum Angriff: »Ach wissen Sie«, lächelte er, mit der leisen Stimme eines Ertappten, und schaute dem Förster mutig in die Augen, »eigentlich war ich nur bei einer alten Freundin. Bloß da kam ihr Kerl nach Hause und ich musste mich rausschleichen – Sie verstehen doch?«
Der Förster, faltig angejahrt, schmunzelte. Die Flinte sank dabei wieder etwas herunter: »War kein Schrank da?«
»Nee«, gewann Oie Oberwasser. »Aus dem Alter bin ich raus. Der hat ja nur einen Ausgang, und wenn man Pech hat, legt sich der Kerl daneben zum Schlafen – und das beschädigt doch im Ernstfall auch die Dame.«
Der Förster nickte verständig, wurde freundlicher und schritt zur Vernehmung: »Wer sind Sie und woher kommen Sie?«
Aus Oie konnte nun die Wahrheit heraus: »Albrecht van Oie heiß ich – aus Berlin, aber jetzt ein paar Tage zu Gast auf Franzfelde.«
Der Förster lächelte wissend: »So so, bei Alma sind Sie? Ihr Name kommt mir bekannt vor. – Waren Sie nicht mal mit Alma....?«
»Ja. – Kennen sie Alma?«
»Natürlich! Persönlich und gut, seit Jahren. Wer kennt sie hier nicht? In unserer Gegend ist doch sonst nicht viel los. Ihre Sommerfeste zum Abschluss der Plein-Airs sind legendär. Ich kaufe auch immer mal was – mein Forsthaus hängt voll davon. Landschaften, wie sie heute keiner mehr malt, Skulpturen, wo man sich als Mensch wiedererkennt und Grafiken, denen man die handwerkliche Meisterschaft ansieht. Wo gibt’s das sonst noch in unserer Provinz? – Einfach schön.«
Oie war erstaunt und erfreut über soviel Kunstsinn bei einem Revierförster.
»Also«, sagte Brammert und reichte ihm die Hand: »Grüßen Sie Alma – und machen Sie künftig einen Bogen um meinen Wald, denn das stresst die Tiere. Vorn an der Straße rechts geht’s nach Franzfelde.«
Oie bedankte sich für soviel Nachsicht und warf seine Mühle wieder an.
Im letzten Abendlicht näherte er sich Lichtenhain.