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Abgrenzung der Albträume von anderen Störungen

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Ob jemand einen Albtraum hat oder nicht, ist eigentlich relativ einfach zu beurteilen anhand der Kriterien des beängstigenden Trauminhalts und der raschen Orientierung nach dem Erwachen. Dennoch gibt es eine Reihe von anderen Schlafstörungen, die in gewisser Weise Überschneidungen oder Ähnlichkeiten mit Albträumen aufweisen, sodass manchmal irrtümlicherweise Verwechslungen vorkommen. Die anderen Schlafstörungen (ausführlich in Kapitel 11) sind das Schlafwandeln, der Pavor nocturnus und die REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Ferner gibt es noch drei Schlafstörungen, die ebenfalls mit dem Störungsbild der Albträume verwechselt werden können, das sind die Schlafparalyse, die atmungsgebundene Schlafstörung und die Narkolepsie (die hier aber nicht näher beschrieben werden). Ebenso sind Albträume von luziden Träumen (Klarträumen) zu unterscheiden. Bei luziden Träumen handelt es sich um Träume, in denen der Träumende weiß, dass er gerade träumt und unter Umständen sogar in diese Träume eingreifen kann, indem er den Ablauf der Träume ändert oder nach seinen Wünschen formt. Luzide Träume können aber durchaus auch Albträume sein.

Beim Schlafwandeln steht die betroffene Person auf und geht im Zimmer, möglicherweise sogar im Haus oder außerhalb des Hauses umher. Im Gegensatz zu den Albträumen besteht dabei aber keine oder nur eine geringe Traumerinnerung. Auch findet das Schlafwandeln im Non-Rapid-Eye-Movement-Schlaf (Non-REM-Schlaf, siehe Kapitel 5) statt und daher eher zu Beginn einer Nacht, während die Albträume im Rapid-Eye-Movement-Schlaf (REM-Schlaf) und damit gegen Ende der Schlafperiode auftreten.

Der Pavor nocturnus (oder Nachtschreck) ist durch ein plötzliches Aufschrecken aus dem Schlaf, meistens beginnend mit einem Schrei und einer sehr starken körperlichen Erregung gekennzeichnet. Auch hier haben die Betroffenen (meistens Kinder) keine oder nur eine sehr vage Traumerinnerung, wodurch sich dieses Störungsbild klar von Albträumen unterscheidet. Wie das Schlafwandeln tritt auch der Pavor nocturnus im Non-REM-Schlaf auf und daher vornehmlich in der ersten Nachthälfte.

Bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung treten im Schlaf, meist während der Träume, Vokalisationen (Sprechen, Schreien) und/oder Bewegungen auf. Diese kommen zustande, weil bei den Betroffenen die Hemmung der Muskulatur, die normalerweise während des REM-Schlafs (und damit während des Träumens) auftritt, unvollständig ist, weshalb die Träume in geäußerte Laute oder Bewegungen übergehen können. Wie bei den Albträumen sind Menschen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung nach dem Erwachen aber sofort orientiert und können sich auch oft an den Traum, der die Bewegungen oder Vokalisationen ausgelöst hat, erinnern. Die Abgrenzung zwischen Albträumen und der REM-Schlaf-Verhaltensstörung fällt nicht immer leicht, weil die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ja auch mit Träumen zusammen auftritt und aus Träumen hervorgeht. Die Diagnose einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollte dann gegeben werden, wenn die motorische Aktivität sehr ausgeprägt ist und über das Albtraumerleben dominiert.

Bei der Schlafparalyse tritt eine Unfähigkeit auf, willkürliche Bewegungen während des Übergangs zwischen Wachsein und Schlafen auszuführen. Dies kann sowohl beim Übergang zum Einschlafen (hypnagog) als auch beim Übergang vom Schlafen zum Aufwachen (hypnopomp) auftreten. Diese Gelähmtheit ruft meist extreme Angst hervor. In der Regel werden bei dieser Störung keine Angstträume berichtet, weil die Betroffenen meist merken, dass sie noch nicht oder nicht mehr schlafen und ihre Lähmung real und nicht geträumt ist. Manche Betroffene aber interpretieren den paralysierten Zustand fälschlicherweise als Albtraum, einen Traum, den sie vielleicht schon kennen, in dem sie vor irgendetwas oder irgendwem davonlaufen wollten und dies nicht konnten.

Bei der atmungsgebundenen Schlafstörung (Schlafapnoe) kommt es aufgrund einer Verengung des Rachenraums zu sekundenlangem Aussetzen der Atmung, die dann meistens mit einem sehr tiefen und lauten Atemgeräusch wieder einsetzt. Diese zum Teil sehr lange Atempause führt zu Veränderungen der Sauerstoff- und Kohlendioxidanteile im Blut und kann als Erstickungsgefühl wahrgenommen werden. Dieses Erstickungsgefühl kann in Kombination mit der erhöhten vegetativen Erregung aufgrund der verminderten Atmung von den Betroffenen als Albtraum fehlinterpretiert werden. Im Gegensatz zu Albträumen können Schlafapnoen aber während der gesamten Nacht auftreten.

Bei der Narkolepsie fallen die Betroffenen während normaler Tagesaktivitäten unwillkürlich und unwiderstehbar in kurze Anfälle von erholsamem Schlaf, der mit einem Verlust des Muskeltonus und dem Auftreten von REM-Schlaf-Episoden einhergeht. Die Narkolepsie geht oft mit hypnagogen oder hypnopompen Halluzinationen einher, die als sehr intensiv beschrieben werden und traumartigen oder albtraumartigen Charakter annehmen können. Diese sind aber nicht mit den eigentlichen Albträumen im nächtlichen REM-Schlaf gleichzusetzen und von diesen zu unterscheiden.

Luzide Träume sind keine Störung, auch wenn sie mitunter einen angstbesetzten Inhalt haben können. Sie sind aber von den Albträumen zu unterscheiden, da es sich bei den luziden Träumen um ein Phänomen handelt, das manche Menschen haben, nämlich, dass sie sich im Traum bewusst sind, dass sie gerade träumen. Das kann bei manchen Menschen dazu führen, dass diese Träume ihnen Angst machen und diese Träume irrtümlicherweise als Albträume bezeichnet werden. Bei den luziden Träumen handelt es sich aber um eine bestimmte Gabe, die nichts mit Albträumen zu tun hat und im Gegenteil sogar hilfreich eingesetzt werden kann, um Albträume zu behandeln (siehe Kapitel 9.4).

Was uns den Schlaf raubt

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