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TEIL 1 Aufstellung der Sanitätseinheiten im Vorfeld des Angriffs

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An und für sich war die 6. Armee unter Generaloberst Paulus6 mit Sanitätstruppen zunächst gut ausgestattet. Es gab nicht nur die Kriegslazarett-Abteilung 541 mit vier Lazaretten, sondern auch sechs Armee-Feldlazarette (1 bis 6/542), in denen auch etwa 120 Rotkreuzschwestern tätig waren, zwei Armee-Sanitätskompanien (1 und 2/542), vier Krankenkraftwagenzüge 542, den Armee-Sanitätspark 540 sowie die Luftwaffen-Sanitätsbereitschaft 4/XIII unter Stabsarzt Dr. Oskar Larbig7. Fast alle diese Einheiten waren Ende Juni 1942 zum Zeitpunkt des Angriffsbefehls und auch noch im November 1942 im großen Donbogen in genügender Entfernung vom Kampfgeschehen in der Stadt gut ausgestattet und voll einsatzfähig.

Die Armeekorps besaßen keine eigenen Sanitätseinheiten. Diese waren Bestandteile der einzelnen Divisionen (mit Ausnahme der 9. Flak-Division). In der Regel besaß jede Division zwei Sanitäts-Kompanien – je eine bespannt, d. h. mit Zugpferden –, viele auch ein Feldlazarett. Darüber hinaus gab es noch kleinere Sanitätseinheiten: Den zahlreichen Truppenärzten, die bei Bataillonen, Regimentern und Divisionsstäben eingesetzt waren, standen mehrere Sanitätssoldaten zur Verfügung, mit denen sie Truppenverbandplätze einrichten und dort eine erste Wundversorgung und Krankenbehandlung durchführen konnten. Es soll hier auch noch ausdrücklich erwähnt werden, daß in vielen dieser Sanitätseinheiten russisches und ukrainisches Hilfspersonal tätig war, darunter nicht nur ungelernte Kräfte, sondern auch Krankenschwestern sowie sogar Ärztinnen und Ärzte.

Dr. Erwin Paal8 schildert die Zusammensetzung einer Sanitäts-Kompanie am Beispiel der San.Kp. 1/16: „Hier wurde in drei Tagen im Verband der 16. Infanteriedivision die Sanitäts-Kompanie 1/16 (bespannt) aufgestellt. Zu ihr gehörten acht Sanitäts-Offiziere (zwei Chirurgen, ein Internist, ein HNO-Arzt, vier Allgemeinmediziner, ein Zahnarzt, ein Feldapotheker), ein Zahlmeister sowie 160 Unteroffiziere und Mannschaften. 17 bespannte Fahrzeuge, 46 Reit- und Wagenpferde, ein PKW und ein LKW standen für den Transport des gesamten Sanitäts-Gerätes, Operations- und Verwundetenzelte zur Verfügung. Eine Radfahrstaffel und eine Hundestaffel ergänzten die Kompanie. Die Führungsstaffel bestand aus dem Kompaniechef und allen Ärzten.

Der 1. Zug der San.-Kompanie hatte als Krankenträgerzug die Aufgabe, Verwundete zu suchen, zu bergen, Notverbände anzulegen und für den Rücktransport zu sorgen. Der 2. Zug, der Hauptverbandplatz-Zug, richtete auf Befehl des beim Divisionsstab befindlichen Divisionsarztes (IVb) oder auch selbständig bei Bedarf einen H.V.P.-Platz ein. Hier war der wichtigste Platz für eine allgemeine Wundversorgung und der erste Ort, an dem eine vollständige, fachärztliche Hilfe geleistet wurde. Hauptaufgaben waren nach der entscheidenden Sichtung der Verwundeten, alle lebenserhaltenden Eingriffe durchzuführen und die weitere Transportfähigkeit herzustellen. Die durchschnittliche Operationszeit betrug bei einem Schwerverwundeten eine halbe bis eine Stunde. Bei nicht so großen Kampfhandlungen wurden auch Bauch-, Kopf- und Lungenschüsse erfolgreich operiert.

Der 3. Zug, der Ergänzungs-Zug, diente als Ergänzung für die anderen Züge; er war auch mit dem notwendigen Ergänzungsmaterial ausgestattet. Später kam im Rußlandfeldzug als 4. Zug der Entlausungszug hinzu.“9

Ein Feldlazarett, das entweder bespannt oder motorisiert sein konnte, zählte 50 bis 60 Angehörige.

Armeearzt war Generalstabsarzt Dr. Otto Renoldi10, der im Oktober 1942 von seinem Quartier in der Nähe von Kalatsch aus die Sanitätseinsätze im gesamten Bereich der 6. Armee leitete.

Die Versorgung der Verwundeten und Kranken in der Nähe der Front, an der während der Kämpfe um die Stadt Zehntausende fielen, oblag den jeweiligen Sanitätseinrichtungen der 22 im Kessel eingesetzten deutschen Divisionen. Dem Armeearzt waren fachlich die Beratenden Ärzte zur Seite gestellt. Einer von ihnen war Friedrich Gross11: „Ich kam als Beratender Chirurg der 6. Armee erst am 13.11.1942 nach Stalingrad zur Ablösung des Beratenden Prof. Kuntzen12.

Diese Armee hatte zwei Beratende; der andere, Fick13, war wegen Typhus daheim. Im einzigen Kriegslazarett der 6. Armee östlich des Don in der Sowchose Woroschilow, wohin strahlenförmig alle Verwundeten der 30-km-Front, über 300 täglich, kamen und baldmöglichst nach Westen weitergeleitet wurden, arbeiteten 12 bis 14 Stunden täglich fünf Chirurgengruppen. In der Abteilung fand ich nur noch den an Ruhr schwer erkrankten Neurologen Flügel14 und den Armeehygieniker, einen Bayern, vor. Als ich fragte, wer denn der neue Armeearzt sei, hieß es: Renoldi. Mir unbekannt, wurde mir gesagt, er sei als Polizeiarzt in Nürnberg vor dem Krieg übernommen worden und habe den Spitznamen ‚Facharzt für Zentralheizung‘, weil er dafür in den Kasernenneubauten des 3. Reiches zuständig gewesen sei. Der Bayer wurde noch deutlicher: ‚Herr Kollege, do sehen’s an Zwicker und dahinter kummt nix!‘ Bei der Vorstellung war ich aber getröstet, als ich in seinem Adjutanten den Stabsarzt Dr. Seggel15 erkannte, der zu meiner Zeit in der inneren Klinik bei Prof. Morawitz als Assistent war und mit dem ich dort die Blutbank – damals Frischspender – aufgezogen hatte.“ Ein weiterer Adjutant von Dr. Renoldi war Oberstabsarzt Dr. Singer-Wolthaus16.


Dr. Friedrich Gross, Beratender Chirurg der 6.Armee


Generalstabsarzt Dr. Otto Renoldi, Armeearzt 6


Generalarzt Dr. Siegfried Müller, Korpsarzt des VIII. A.K.

Fachlich unter dem Armeearzt standen die Korpsärzte. Oberstarzt Dr. Kayser war Korpsarzt des IV. A.K., Korpsarzt des VIII. A.K. war Oberstarzt Dr. Müller17. Dr. Spiegelberg war Korpsarzt des XI. A.K. Generalarzt Dr. Hanspach18, Korpsarzt des XIV. Panzerkorps, fiel am 27. August 1942. Sein Nachfolger, Generalarzt Dr. Smend19, wurde am 18. Dezember 1942 krank aus dem Kessel ausgeflogen. Korpsarzt des LI. A.K. war Generalarzt Dr. Karl Arndt.

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