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8. Klimawandel
ОглавлениеNach einer Stunde Arbeit holt sich Stefan im Keller einen Schokokopf. Genüsslich knabbert er an der dünnen Schokoladenhülle und holt mit spitzer Zunge den Eiweißschaum in seinen Mund. In der Küche spült er seine Hände und entfernt den weißen Schaum von den Mundwinkeln. Schaum, wie Schneeflecken im Frühling, denkt Stefan. Dabei erinnert er sich an ein Ereignis vor einem Jahr:
Er war erst wenige Wochen als Parkwächter im Dienst, da ging im Val da Stabelchod eine riesige Schlammlawine nieder und riss einen Teil des Wanderweges mit einer Brücke mit. Sofort nach dem Eintreffen dieser Meldung im Zentrum machten sie sich auf, um Wanderer in dieser Gegend zu bergen. Als der Regen nachgelassen hatte, stiegen sie ins Tal auf. Glücklicherweise waren alle Wanderer mit dem Schrecken davongekommen. Seither verläuft der Wanderweg an einer neuen Stelle. Am Südhang des Tales sind trichterförmige Löcher zu sehen, am Westhang klaffen tiefe Kerben, in Baumstämme eingeklemmt die Überreste einer Brücke.
Stefan sinniert weiter: Was wird geschehen, wenn im Zusammenhang mit dem Klimawandel die fünf Prozent der Landesfläche der Schweiz, die aus Eis bestehen, zunehmend schmelzen? Lokal, bei Dörfern, ist es zwar ausführbar, mit viel Technik und Bauten einen gewissen Schutz zu bieten. Doch generell sind präventive Maßnahmen nicht möglich. Das Klima verändert sich. Ist die Ursache nur bei den fossilen Brennstoffen, beim Verkehr, zu sehen? Im Zentrum, während der Pausen, kommt es immer wieder zu Diskussionen zwischen den Parkwächtern.
Ich bin mir noch zu wenig sicher, zu welchem Lager ich mich zähle, stellt Stefan fest.
Da gibt es einerseits die Meinung, der Klimawandel sei menschengemacht, und auf der anderen Seite diejenigen, welche die Hauptursache der Veränderung den periodischen Sonnenexplosionen zuschreiben. Wie auch immer, vor 100 Jahren sind in diesem Teil der Schweiz kaum Autos gefahren. Das Automobil galt als eine Gefährdung des Straßenverkehrs, als lärmendes Ungetüm, als Luxusfahrzeug. Ein Vierteljahrhundert hat es gedauert, bis es unter Befürwortern und Gegnern des Autos zu einer mehrheitsfähigen Lösung kam. Der Souverän stimmte im Sommer 1925 einer Autovorlage zu. Damals gehörten touristische Kreise zu den vehementesten Befürwortern des Autos. Heute sieht das ganz anders aus. Die meisten Touristen lassen ihr Fahrzeug nach der Anreise stehen und benutzen während der Ferienzeit den gut ausgebauten öffentlichen Verkehr.