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3. Vor 43 Jahren

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„Es ist bald Zeit zum Abendessen, müsst ihr nun wirklich noch raus zum Fischen?“

„Ja, die Bedingungen sind gut. In zweieinhalb Stunden sind wir wieder zurück“, ruft Rolf seiner Frau zu. „Komm, Stefan!“

Nachdem der Knabe zögernd vorn im Boot Platz genommen hat, startet Rolf den Motor, und in einem weiten Schlenker verlässt die „Mahagoni“ das Ufer. In den Wellen schaukelnd gleitet das Boot um die Landzunge. Die bekannten Häuser, die Pizzeria, der Kirchturm werden kleiner. Noch erkennt Stefan das Schulhaus, wo er im Pavillon in den Kindergarten geht. Bald nähern sie sich dem bewaldeten Hügel, der steil in den See abfällt. Alles bleibt zurück, was an Zivilisation erinnert. Himmel, Wasser und der Höhenzug bilden im Dämmerlicht eine graugrüne Einheit. Stefan nimmt die rhythmischen Bewegungen des Bootes wahr, ihm wird kühler. Übelkeit kommt hoch, sodass er zum Ausgleich beginnt, die nahen Abhänge am Seerand zu fixieren.

Nach weniger als einer halben Stunde tummeln sich zwei fette, silbrige Tiere in der mit Wasser gefüllten Kühltasche. Der nächste Fisch an der Angel ist ein kleines Tier. Es windet sich in den Händen von Rolf.

„Stefan, komm, setz dich vor mich hin!“

Stefan spürt auf einmal einen festen Griff um seinen Oberkörper. Er bekommt keine Luft mehr. Nicht nur, weil er sich kaum bewegen kann, sondern weil sich das Tier in Rolfs Händen in seinem Munde hin und her bewegt. Je mehr er versucht, sich zu befreien, umso fester wird der Griff und umso wilder werden die Bewegungen.

„Onkel Rolf, lass mich los, bitte, lass mich los!“, schreit es in ihm.

Die Zeit setzt aus. Das Boot hebt und senkt sich, Wasser spritzt über die Kleider. An seinen Wangen scheuert ein offener Reißverschluss. Von seinen Lippen tropfen Wasser und Schleim. See und Himmel fließen zusammen und drehen sich. Stefan wird schwarz vor den Augen und er verliert das Bewusstsein.

Unterdessen ist es kühl geworden und das Boot gleitet über die leichten Wellen dem Hafen zu. Rolf putzt Stefan den Mund. Mit seinem Taschentuch reibt er ihm mit Seewasser das Gesicht ab. Alles stinkt nach Fisch, findet Stefan. Der kleine Fisch ist auf einmal so groß und wild geworden. Warum? Stefan schaudert und grübelt nach: Wenn ich erwachsen bin, möchte ich einen Beruf haben, bei dem ich auf Tiere aufpassen und dafür sorgen kann, dass es ihnen gut geht.

Tschêl

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