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II. DIE ERDE – FLACH ODER RUND? EIN KURZER HISTORISCHER ÜBERBLICK: MITTELALTER UND BEGINN DER NEUZEIT

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Mein geliebter R.!

„Die Menschen im Mittelalter sollen geglaubt haben, die Erde sei eine Scheibe. Sogar noch die Seeleute des Kolumbus seien voller Angst gewesen, sie würden mit ihren Schiffen über den Rand der Welt hinaus ins Nichts stürzen. Und das, obwohl bereits die Antike wusste, dass die Erde eine Kugel ist. Die Vorstellung von den dummen, unwissenden Bewohnern der mittelalterlichen Welt geistert seit Jahrhunderten durch Geschichtswerke, Schulbücher und Romane.

In Wirklichkeit ging jeder ernstzunehmende mittelalterliche Gelehrte von der Kugelgestalt der Erde aus. Auch für Dichter und Kaufleute, Mönche und Priester war dieses Wissen ganz selbstverständlich, wie zahlreiche Quellen belegen. Nicht zuletzt der Reichsapfel als Herrschaftssymbol des Heiligen Römischen Reiches zeigt, welches Bild die Menschen sich damals von der Welt machten“ (Focus Online vom ? [nicht einmal das Publikationsdatum ist genannt, so sieht „sauberer“ Journalismus aus], http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/irrtuemer-der-geschichte-mittelalter-die-menschen-hielten-die-erde-fuer-eine-scheibe_id_3627640.html, abgerufen am 24.06.2017: Zehn populäre Irrtümer der Geschichte. Irrtum 1: Die Menschen im Mittelalter wussten nicht, dass die Erde eine Kugel ist).

Wie heterogen in der Antike die Sichtweise (von der Erde als Kugel resp. Scheibe) war wurde zuvor aufgezeigt; insofern ist die Behauptung, „… obwohl bereits die Antike wusste, dass die Erde eine Kugel ist“, schlichtweg falsch. Und eine Lüge, sofern wider besseres Wissen verbreitet.

Indes: Was kümmern uns (resp. den Focus als Meinungsmacher der Interessen seiner Eigner [Burda-Verlag]) Wahrheit und differenzierte Betrachtung der Wirklichkeit: Schon Prokrustes kürzte oder streckte seine Gäste nach Maßgabe seiner Regeln – derart vergewaltigt man auch heute nach Vorgabe derjenigen, welche die Macht haben, ihre höchst subjektive Sicht der Wirklichkeit zur allgemeinverbindlichen Wahrheit zu erklären.

Und der Spiegel schreibt:

„So war es zunächst die Rhetorik der Auslassung, ein Verschweigen der mittelalterlichen Quellen, das die ´kopernikanische Wende´ als historischen Bruch erscheinen ließ: hin zum modernen Weltbild mit der Sonne im Mittelpunkt. Kopernikus hätte es nicht nötig gehabt, seine Leistung auszuschmücken und auch die kugelförmige Welt als neue Idee zu reklamieren – ein heliozentrisches Weltbild hatte im Mittelalter wirklich niemand vertreten. [Anm.: Der werte Leser unterscheide zwischen dem Kugel- oder Scheibenmodell der Erde einer- und einem geo- resp. heliozentrischen Weltbild andererseits.] Auch von den antiken Philosophen hatte nur Aristarch von Samos so weit gedacht und war niedergeschrien worden.

[Anm.: Aristarch(os) von Samos (4./3. Jhd. v. Chr.), auch als griechischer Kopernikus bezeichnet, vertrat wohl zunächst ein geozentrischen Weltbild („Über die Größen und Abstände von Sonne und Mond“), danach jedoch ein heliozentrisches (mit einer um die Sonne kreisenden und sich um ihre eigene Achse drehenden Erde):

„‘ ἐπαγγείλῃς, ὥσπερ Ἀρίσταρχον ᾤετο δεῖν Κλεάνθης τὸν Σάμιον ἀσεβείας προσκαλεῖσθαι τοὺς Ἕλληνας, ὡς κινοῦντα τοῦ κόσμου τὴν ἑστίαν, ὅτι τὰ φαινόμενα σῴζειν ἁνὴρ ἐπειρᾶτο, μένειν τὸν οὐρανὸν ὑποτιθέμενος, ἐξελίττεσθαι δὲ κατὰ λοξοῦ κύκλου τὴν γῆν, ἅμα καὶ περὶ τὸν αὑτῆς ἄξονα δινουμένην. ἡμεῖς μὲν οὖν οὐδὲν αὐτοὶ παρ᾽ αὑτῶν λέγομεν, οἱ δὲ γῆν ὑποτιθέμενοι τὴν σελήνην, ὦ βέλτιστε, τί μᾶλλον ὑμῶν ἄνω τὰ κάτω ποιοῦσι, τὴν γῆν ἱδρυόντων ἐνταῦθα μετέωρον ἐν τῷ ἀέρι, πολλῷ τινι μείζονα τῆς σελήνης οὖσαν, ὡς ἐν τοῖς ἐκλειπτικοῖς πάθεσιν οἱ μαθηματικοὶ καὶ ταῖς διὰ ’“ (Plut. De Faciae 923a).]

Und doch wertete der polnische Astronom [i.e. Koperni-kus] seine Vorgänger ab und zitierte 1543 im Vorwort zu seinem Hauptwerk ´Von der Umdrehung der Weltkörper´ als erster maßgeblicher Gelehrter überhaupt den vergessenen Laktantius: Von dessen Zuschnitt seien auch die Kritiker seines Weltbilds, schrieb Kopernikus. Und so wurde mit Laktantius ein seltener Erdscheiben-Theoretiker zum Vertreter der vormodernen Gelehrtenschaft, die Kopernikus damit für dumm verkaufte“ (Wolff, P.: Mittelalter und Moderne. Wie die Erde zur Scheibe wurde. Spiegel Online vom 02.11.2005, http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/mittelalter-und-moderne-wie-die-erde-zur-scheibe-wurde-a-381627-2.html, abgerufen am 24.06.2017).

Jedoch: Waren die „Erdscheiben-Theoretiker“ tatsächlich so selten?

In der Antike mit Sicherheit nicht.

Und wie sah es diesbezüglich im Mittelalter aus?

Ähnlich der Antike gab es Vertreter des Erdscheiben- wie auch des Erdkugel-Modells; wirklich einigen konnte man sich in der „Gelehrten“-Welt nicht (wobei den Meinungen der „Gelehrten“ oft mehr philosophische Anschauungen und religiöse Überzeugungen als irgendwelche [natur-]wissenschaftliche Erkenntnisse zugrunde lagen).

So verfasste Martianus Capella (5. Jhd. n. Chr.) die allegorische Lehrschrift „De nuptiis Philologiae et Mercurii“ (Von der Hochzeit der Philologie und des Merkur), die im Mittelalter als Lehrbuch hoch geschätzt wurde; in dieser Allegorie spricht die Halbgöttin Geometria zur Götterversammlung: „… formam totius terrae non planam, ut aestimant, positioni qui eam disci diffusioris assimulant, neque concavam, ut alii, qui descendere imbrem dixere telluris in gremium, sed rotundam, globosam etiam, sicut Dicaearchus asseverat“: … die Form der Erde ist in ihrer Gesamtheit nicht flach, wie die meinen, die sie mit einer ausgebreiteten Scheibe vergleichen, auch nicht hohl, wie die glauben (aestimant … ut alii), die davon sprechen, dass der Regen in den Schoß der Erde (telluris in gremium) falle, vielmehr rund und kugelförmig, wie Dicaearchus versichert (eigene Übersetzung; Vogel, K. A.: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution. Diss., Göttingen, 1995, S. 65).

Isidor von Sevilla (6./7. Jhd. n. Chr.), Bischof ebendort, entwickelt in seiner Enzyklopädie „Etymologiae“ sowie in seiner Schrift „De natura rerum“ (Über die Natur der Dinge) eine Vorstellung von der Geographie der Erde, die sich weder einem Scheiben- noch einem Kugelmodell eindeutig zuordnen lässt – einerseits ist von orbis (Erdkreis) und rota (Rad) die Rede, was als Beweis für die Konzeption einer Scheibe gelten mag (Brincken, A.-D. v. d.: Raum und Zeit in der Geschichtsenzyklopädie des hohen Mittelalters. In: Historischer Verein für Stadt und Stift Essen [Hrsg.]: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen. Band 96, 1981, 6-21), andrerseits spricht er von pila (Ball) und globus (Kugel); mit orbis habe er, Isidor, nur den (kreisförmig) bewohnten Teil der Erde gemeint (Simek, R.: Altnordische Kosmographie. De Gruyter, Berlin 1990).

Sein Werk stelle den Versuch dar, „den für gesichert gehaltenen Bestand antiken Wissens mit der christlichen Lehre zu verbinden …[;] noch im 15. Jahrhundert wurde es von geographisch Interessierten … als Quelle angegeben“ (Vogel, K. A.: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution. Diss., Göttingen, 1995, S. 88).

Bis zu den Scholastikern des Hochmittelalters (12. bis 15. Jhd. n. Chr.) dürfte dieser Meinungs-Wirrwarr vorgeherrscht haben:

„Für die Geographiegeschichte des Mittelalters sind zuerst die älteren Darstellungen von Peschel … heranzuziehen. Oscar Peschel lieferte in seiner ´Geschichte der Erdkunde´ (1865) … einen wegweisenden Überblick über die Grundzüge der Geschichte der Erdgestalt. Knapp faßte Peschel im Kapitel über ´Den Verfall der Wissenschaft im früheren Mittelalter´ die widerstreitenden Auffassungen von Augustinus und Laktanz zur Erdgestalt zusammen, wies auf Passagen bei Isidor hin, nach denen sich die Erde als ´Wagenrad (Scheibe)´ darstelle, und erwähnte die auf Konzeptionen des Chaldäers Patricius und seines Schülers Thomas von Edessa [6. Jhd. n. Chr.] zurückgehende Konzeption des Alexandriners Kosmas, der sich Erde und Himmel nicht sphärisch, sondern kastenförmig vorstellte.

Ähnliche Vorstellungen fänden sich im Frühmittelalter beim ´Anonymus von Ravenna´ [um 700 n.Chr.; Verfasser frühmittelalterlicher geographischer Schriften, der – ursprünglich griechischen und dann ins Lateinische übersetzten – Cosmographia] sowie bei Aethicus Ister [fiktiver Verfasser der – angeblich oder vermeintlich – in der Antike entstandenen Reisebeschreibung Cosmografia: Die Erde sei eine flache Scheibe, die vom Ozean umflossen werde; (biblischer) Himmel und Hölle seien fest mit der Erde verbunden und Bestandteile der materiellen Welt].

Beda Venerabilis [7./8. Jhd. n. Chr.; spricht explizit (in „De natura rerum“) von globus terrae (Erdkugel) sowie (in „De temporum ratione“) von orbis terrae (Erdkreis), die in der Mitte der Welt lägen und wie ein Ball (pila) gleichermaßen rund seien], Adam von Bremen [Adamus Bremensis, 11. Jhd. n. Chr., verfasste das erste schriftliche Zeugnis über die Entdeckung Vinlands, i.e. (Nord-)Amerikas] und Gerbert [von Aurillac] (Papst Sylvester II.) [10. Jhd. n. Chr.; Epitaph: „Staune nicht, dass die Trägheit des törichten Pöbels / die nie sich an die Wahrheit gekehrt, als Zauberer mich verschrien / weil ich des Archimed´s Kunst und die Lehre der Weisheit betrieben / Damals, als man nichts wissen zum Ruhme gezählt / galt ich den Rohen als Zauberer; doch es verkündet mein Grabmal / dass ich im frommen Sinn, treu und in Ehren gelebt“, http://www.jahr1000wen.de/jtw/Texte_H-E/g_1003.html, abgerufen am 25.06.2017] hätten dann wiederum das ptolemäische System und damit die ´Kugelgestalt der Erde´ vertreten. [So jedenfalls wird berichtet, Liebster.]

Insgesamt betonte Peschel den niedrigen Kenntnisstand der frühmittelalterlichen lateinischen Geographen gegenüber der Antike. Die im Anschluß an Isidor sogenannten ´Radkarten´ [mappae mundi, kreisrunde Darstellung der seinerzeit bekannten Welt] nannte Peschel ´traurige Gemälde von dem Rückfall der Wissenschaft in ihr Kindesalter´ …

Dagegen hätten zur Zeit des Kalifen Mamun, der im Jahre 813 den Thron bestieg, ´die Araber die Erbschaft des hellenischen Wissens angetreten´ und bereits zu dieser Zeit den Almagest des Ptolemäus [μαθηματική σύνταξις – die mathematische Struktur; der Almagest ist eines der Hauptwerke der antiken Astronomie und beruht auf einem geozentrisch-ptolemäischen Weltbild] und vermutlich auch dessen geographische Tafeln übersetzt: ´Bei ihnen herrschte weder Streit noch Zweifel, daß die Erde eine Kugelgestalt habe und im Mittelpunkt des Weltalls schwebe´“ (Vogel, K. A.: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution. Diss., Göttingen, 1995, S. 12).

Diese Vorstellung von der Erde als Kugel (innerhalb eines geo-zentrischen Weltbilds) setzte sich während der Scholastik (in diesem Zusammenhang: 12. bis 15. nach-chr. Jhd.) immer mehr durch (zumindest in Gelehrten-Kreisen; zum Weltbild der „einfachen“ Leute s. beispielsweise die Seefahrer des Kolumbus, wie diese, Liebster, gleich zu Anfang des Kapitels beschrieben werden):

Thomas von Aquin (13. Jhd. n. Chr.) postulierte eine runde Erde. („Eandem enim conclusionem demonstrat astrologus et naturalis, puta quod terra est rotunda …“: Denn denselben Schluss ziehen der Astronom und der Naturphilosoph, z.B., dass die Erde rund ist …[Thomas von Aquin: Summa theologica. Prima pars. Quaestio 1, Iª q. 1 a. 1 ad 2; eigene Übersetzung].)

Und auch Albertus Magnus (ebenfalls 13. Jhd. n. Chr.) war überzeugt, „dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel sei. Albert stützte sich dabei hauptsächlich auf Aristoteles und nannte eine Reihe von Gründen für die Kugelgestalt: So können die Auf- und Untergänge der Gestirne im Osten früher, im Westen später beobachtet werden [Anm.: widerspricht nicht einem flache Erde-Modell – die Sonne beginnt ihre Kreise über der flachen Erde im Osten und wandert während ihres circadianen Rhythmus´ dann gen Westen]. Bei Reisen nach Süden werden neue Sternbilder sichtbar; je weiter man sich aber im Norden befindet, umso mehr Sterne bleiben stets über dem Horizont [Anm.: Gesetz der Zentralperspektive, s. zuvor den Exkurs: Die – vermeintlichen – aristotelischen Beweise für eine runde Erde].

Und wenn man sich per Schiff einer Küste nähert, werden wegen der gekrümmten Wasserfläche zuerst die Bergspitzen und dann erst die Küstenlinie sichtbar [Anm.: Ebenfalls dem optischen Gesetz der Zentralperspektive geschuldet]. Als weiteres Argument dienen die Beobachtungen bei einer Mondfinsternis: Der stets runde Schatten, den die Erde auf den Mond wirft, könne nur durch ihre Kugelgestalt erklärt werden“ [Anm.: Zum Gegenbeweis s. den Exkurs: Die – vermeintlichen – aristotelischen Beweise für eine runde Erde]. (Popp, R. und Steib, B.: Wissenschaftsgeschichte. Albertus Magnus – der große Neugierige. Spektrum.de, http://www.spektrum.de/magazin/albertus-magnus-der-grosse-neugierige/830312, abgerufen am 26.06.2017.)

Weitere bekannte Verfechter der Globustheorie waren (wobei sich der Übergang von der Vorstellung der Erde als Scheibe zu der als Kugel nur allmählich – das heißt über Jahrhunderte hin – vollzog und, so meine dezidierte Meinung, Liebster, oft mehr weltanschaulich-religiöse Überzeugungen denn vermeintlich wissenschaftliche Erkenntnisse Grundlage der jeweiligen Vorstellung waren)

 Rabanus Maurus (8./9. Jhd. n. Chr.):

 „Rabanus hatte auch eine Art Encyklopädie, unter dem Titel de universo verfaßt, in welcher von allen Gattungen der Thiere, von astronomischen Ereignissen, Untersuchungen, vom Kriegsschiffsbaue ec. gehandelt wurde“ (Handbuch der Pädagogik, zum Gebrauche akademischer Vorträge und für denkende Erzieher, von Dr. J. Anton Fischer. Inspektor der Höheren Feiertagsschule in München und Dozent der Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität. München 1832. In Commission der Mich. Lindauer´schen Verlagsbuchhandlung, S. 31)

„Auf Oresmus' Karte ist die Erde mit der einen Hemisphäre in Wasser eingesenkt … Vom Ocean umgeben findet sich inmitten des All die Erde als Rad mit Jerusalem im Centrum (b. Rabanus Maurus)“ (Humbold-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek, Digitale Sammlungen. Tafel VII. In erster Abtheilung, 6., http://www.digi-hub.de/viewer/fulltext/BV041240610/22/, abgerufen am 26.06.2017)

Inhaltsverzeichnis:

„… VIII. Hrabanus Maurus: Die Erde als sfera und als rota oder eine Gratwanderung mit Lukrez

1. De compvto (820) und die Kugelgestalt der Erde

2. Rad, Kreis und Quadrat als Erdmodell bei Hrabanus Maurus

3. Atomtheorie und Lukrez-Spuren bei Hrabanus Maurus“

(Krüger, R.: Das lateinische Mittelalter und die Tradition des antiken Erdkugelmodells [ca. 550 – ca. 1080]. Eine Welt ohne Amerika. Band III. Weidler, Berlin, 2000)

„Die Heilige Schrift nennt die Erde einen Kreis (orbis). Es heißt aber ferner bei Hrabanus, daß sie viereckig (quattuor cardinibus) dargestellt wird, und daß Quadrat (quadratio) und Kreis (circulus) verschiedenartige Schemata sind, ´wie die Geometrici sagen´. Die vier Ecken, Norden, Süden, Osten, Westen, bezeichnen indessen die vier Winkel des in den Erdkreis eingeschriebenen Quadrats, also hat die Heilige Schrift recht“

(Hrabanus Maurus, http://de.mittelalter.wikia.com/wiki/Hrabanus_Maurus#cite_note-2, abgerufen am 26.06.2017)

 Hildegard von Bingen (12. Jhd. n. Chr.): „Hildegard von Bingen betrachtete in ihren Visionen daher Ei und Rad schlechthin als Symbole des Weltenbaus: Das Ei ähnelt der Unterscheidung der Elemente, das Rad symbolisiert deren rechts Maß. Die Welt aber ist (wie das Rad oder die Kugel) ein geschlossenes Ganzes; sie ist rundum geschlossen, rund und kreisend. Diese Form stellt auch eine bekannte Miniatur zu Hildegards ´Liber Scivias´ dar: Breite Feuerzungen umgeben die sternen- und planetenbestückten Sphären, aus denen zugleich die Winde wehen; sie umhüllen ihrerseits einen Luftgürtel, der die Erde in der Mitte umgibt“ (Goetz, H.-W.: Gott und die Welt. Religiöse Vorstellungen des frühen und hohen Mittelalters. Teil I, Band 2: II. Die materielle Schöpfung: Kosmos und Welt. III. Die Welt als Heilsgeschehen. Akademie-Verlag, Berlin, 2012, S. 68 f.)

 Dante Alighieri (13./14. Jhd. n. Chr.):

„Auch Dantes Lehrer Brunetto Latini (1220-1294?) hatte von denjenigen gesprochen, die auf der Unterseite der Erde lebten. Sie kehrten uns ihre Füße entgegen, wenn wir Tag hätten, sei es für sie Nacht. Diese Stelle ist als Beleg dafür angeführt worden, daß im Mittelalter die Vorstellung einer rundherum bewohnten Erde weit verbreitet gewesen sei. Doch sind derartige Hinweise auf die Möglichkeit von Antipoden zurückhaltend zu interpretieren: ähnlich wie Dante hat auch Brunetto Latini die Antipoden nur hypothetisch zur Erläuterung der sphärische Gestalt der Erde herangezogen – ob er jedoch zugleich der Meinung war, daß die von ihm auf der gegenüberliegenden Seite der Erde erwähnten Menschen tatsächlich existierten“ [ist unklar] (Vogel, K. A.: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution. Diss., Göttingen, 1995, S. 197).

„Die naturphilosophischen Überlegungen Dantes zur Erdgestalt blieben nicht, wie man meinen könnte, spröde Theorie. Vielmehr läßt sich zeigen, daß sie eine wesentliche Grundlage für die poetische Weltordnung der ´Divina commedia´ bildeten. In drei Büchern – Inferno, Purgatorio, Paradiso – beschrieb Dante die heilsgeschichtlich bedeutsamen Etappen seines Weges von der Hölle, dem Mittelpunkt und niedersten Ort des Kosmos, über die Rückseite der Erde bis zum Himmel am äußersten Rand des Universums. Inferno, die Höllenhöhle, befinde sich im Zentrum der sphärischen Erde. Dorthin, in den himmelfernsten Ort des Kosmos, sei Luzifer gestürzt worden“ (ibd., S. 197 f.)

 Martin Behaim (1459-1507):

„Als die weltweit älteste erhaltene Darstellung des Erdballs in Kugelgestalt ist der Behaim-Globus des Germanischen Nationalmuseums eines der bedeutendsten Kulturzeugnisse der Geografiegeschichte.

Zeitgleich mit Kolumbus erster Amerikafahrt zwischen 1492 und 1494 angefertigt, dokumentieren sein Kartenbild und seine Beschriftungen das europäische Weltbild am Vorabend der großen Entdeckungen. Mit seinen 110 Miniaturen, ca. 2.000 Toponymen (Orts- und Flurnamen) und zahlreichen Kurz- und Langtexten besitzt er enzyklopädische Dimension und beachtlichen Quellenwert für das vorkolumbianische Wissen über die außereuropäische Welt.

Der Globus wurde zwischen 1492 und 1494 für den Nürnberger Rat geschaffen“ (Digitalfotografische Erfassung und Erstellung eines 3D- Computermodells des Behaim-Globus, http://www.gnm.de/forschung/forschungsprojekte/digitalisierung-behaim-globus/, abgerufen am 26.06. 2017).

Wie Du weißt, Liebster, wollte Kolumbus in der frühen Neuzeit Indien (Ostasien) bekanntlich auf dem Seeweg erreichen – indem er gen Westen segelte und die Erde zu umrunden versuchte (und sich dabei u.a. auf Aristoteles zurückgehender geographischer Vorstellungen bediente; Bergdolt, K.: Scholastische Medizin und Naturwissenschaft an der päpstlichen Kurie im ausgehenden 13. Jahrhundert. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 7, 1989, S. 155-168); er kam indes, bekanntermaßen, nur bis nach Amerika.

Ein solches Vorhaben sei nur sinnvoll gewesen – so die Verfechter der Globus-Theorie –, weil Kolumbus an eine runde Erde geglaubt habe.

Und Ferdinand Magellan sowie Francis Drake hätten mit ihren Weltumsegelungen (frühes resp. spätes 16. Jhd. n. Chr.) dann in der Tat bewiesen, dass die Erde eine Kugel sei.

Ex nihilo nihil fit - Die Lüge von der Evolution, die Mär, die Erde sei eine Kugel

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