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Kapitel 2

Amsterdam – 21. Februar 2003

Es war Mitternacht, aber die Fahrräder strömten noch immer durch die Stadt. Ihre Fahrer kämpften gegen den von der Nordsee herüberpeitschenden Wind und Regen an. Für einsame Herzen mit Geld und einer Neigung zum Selbstbetrug herrschte in der ruhigen Wohnstraße an einem der Kanäle südlich des Hauptbahnhofs eine andere Gangart. In einem alten Stadthaus, dessen Schild „Yab Yom“ so dezent war, dass man die Stufen hinaufgehen musste, um es zu lesen, hatte sich Arthur Whyte so auf einem Barhocker platziert, dass er den Flur, der zur Treppe führte, im Auge behielt. Über die Treppe gelangte man zu den Privaträumen. In einem der Zimmer saß ein Süd-Molukke auf dem Rand einer kreisrunden Badewanne, in der einen Hand einen Joint, in der anderen die dicken Zöpfe eines rumänischen Mädchens. Draußen hörte es auf zu regnen, aber der Wind blies weiter. Die Stadt schimmerte nass und dunkel. Der Molukke blies Rauch aus, der in einer violetten Wolke über den Schaumblasen auf der Wasseroberfläche hängen blieb. Als der Mann vor der Tür ein Geräusch hörte, spannte er sich an. Er wandte sich von dem Mädchen ab, beruhigte sich aber, als sich leise Schritte den Flur hinabbewegten. Unten öffnete der Manager des „Yab Yoms“ Männern in Lederjacken die Tür. Ihr slawischer Akzent drang bis zur Bar durch und ließ die Mädchen, die dort standen oder lustlos tanzten, innehalten.

„Wollen Sie austrinken, Sir?“, fragte der Barkeeper. Er nickte zum Rundbogen, wo der Manager stand und Whyte eisig anstarrte.

„Ich bin nicht wirklich durstig“, sagte Whyte.

Der Manager hörte es und kam zur Bar.

„Aber vielleicht hungrig“, sagte er. „Vielleicht sollten Sie eine Wahl treffen und nach oben gehen.“

Whyte warf ihm einen Blick zu, der den Manager dazu brachte, einen Schritt zurückzutreten und sich mit leicht auseinander gestellten Beinen hinzupflanzen. Der Manager war ein ehemaliger Profi-Stuntman. Er trug eine weite Jacke über affenartigen Armen.

„Ich habe Ihnen am Eingang die Regeln erklärt. Ein Getränk, dann rauf oder raus. Außerdem sind Sie schlecht für’s Geschäft. Die anderen Gäste kommen nicht her, um sich böse anglotzen zu lassen.“

Whyte spürte, wie sein Mund trocken wurde. Er erhob sich und stellte sich vor den Manager. Dabei achtete er darauf, ob dieser Anstalten machte, auf ihn loszugehen. Hinter ihm, wo der Barkeeper stand, ertönte ein metallisches Kratzen. Der Manager schien seine Möglichkeiten auszuloten. Dann hob er langsam seine mächtige Faust und sah auf die Uhr.

„Sagen wir, zwanzig Minuten.“

Whyte setzte sich wieder auf den Barhocker und versuchte, sich auf den Molukken im oberen Stockwerk zu konzentrieren. Sein Name war Ruud Bobel, ein neunundzwanzigjähriger Laufbursche, dessen Arbeitgeber Whyte und seinen Partnern noch eine Provision in Höhe von Vierzigtausend für den Cima schuldete, der jahrhundertelang die Accademia in Venedig geschmückt hatte – oder vielmehr deren Keller –, bevor er erst kürzlich „befreit“ wurde.

Ein Mineralwasser später blieb der Flur noch immer leer. Whyte fühlte eine stechende Anspannung in seine Schultern kriechen. Er war davon überzeugt, dass Bobel noch ein letztes Mal alles aufbot, bevor er mit seiner Crack-Sucht und Whytes Vierzigtausend nach Indonesien verschwand. Whytes Partner, Max Schopenhauer, hätte sich normalerweise am anderen Ende darum gekümmert. Niemand bestahl die Adrianobrüder, am allerwenigsten einer ihrer Untergebenen. Aber Max beantwortete keinen von Whytes Anrufen, und das Netzwerk der Adrianobrüder erstreckte sich nicht bis Jakarta. Whyte musste die Sache selbst in die Hand nehmen. Nur wo?

Er entschied sich für hier und jetzt. Er trank sein Wasser aus, stand auf und nickte dem Manager zu, der im Flur an der Rezeption stand. Whytes marineblauer Anzug war maßgeschneidert, das Button-Down-Hemd hing lose über seinem flachen Bauch, die hochglanzpolierten Schuhe hatten Kreppsolen. Am Rücken unter dem Jackett war eine Kaliber .25 mit Klettverschluss an seinem Gürtel befestigt. Er wünschte sich, er könnte mit seinem alten BMW auf der Autobahn München-Innsbruck nach Süden zu dem umgebauten Bauernhof in Lucca fahren, wo sein Malatelier auf ihn wartete. Aber man konnte sich erst seiner wahren Bestimmung widmen, wenn man seine Schulden bezahlt hatte. Und dafür brauchte Whyte die Vierzigtausend. Und einen Gläubiger, der endlich wieder ans Telefon ging.

Der Barkeeper hob die Augenbrauen und nickte in Richtung einer Blonden in einem geschmackvollen schwarzen Kleid, die Whyte seit zehn Minuten von der Tanzfläche her betrachtete.

Whyte reagierte nicht. Er könnte mit dem Mädchen als Tarnung raufgehen, aber er wollte Kollateralschäden vermeiden. Dann hörte er leise Schritte auf der mit Teppich belegten Treppe. Er wandte sich wieder der Bar zu. Bobel passierte den Rundbogen und ging direkt zur Rezeption, um seine Rechnung zu bezahlen. Er wirkte unruhig, als er ein Bündel Euroscheine aus der Tasche zog.

„Sagen Sie dem Manager“, sagte Whyte zum Barkeeper, „falls es draußen laut wird in den nächsten paar Minuten, soll er nicht die Polizei rufen. Verstanden?“

„Polizisten sind hier nur Kundschaft.“

„Und sagen Sie der Blonden … nein, vergessen Sie’s.“

„Dass Sie wiederkommen?“

„Ich zahle nie.“

„Wir zahlen alle, Sir“, sagte der Barkeeper und trocknete ein Glas ab.

Whyte betrachtete ihn für einen Moment. In seinem Magen pulsierte es vor Aufregung.

Er hörte, wie sich die Eingangstür öffnete. Er ging schnell in den Flur und trat hinaus auf die Straße. Die Tür hielt er fest, um sie leise hinter sich zu schließen. Tiefhängende Wolken spiegelten die Lichter der Stadt, aber die Straße und der Kanal waren dunkel. Ruud Bobel ging links hinunter und sah träge den Enten im Wasser zu. Aber Whyte wusste, dass Bobel ihn entdeckt hatte und sich gerade überlegte, ob er sich der Sache stellen oder fliehen sollte – in das voll besetzte Restaurant auf der anderen Seite der Brücke oder ein Stück weiter zum Taxistand am Hauptbahnhof.

Lautlos glitt Whyte die Stufen hinunter und den Bürgersteig entlang. Es waren ausreichend parkende Wagen zwischen ihm und Bobel, der langsamer geworden war, um sich umzusehen. Vielleicht zweifelte er daran, verfolgt zu werden.

Whyte überquerte die Straße und sprang zwischen zwei geparkten Mopeds hervor. Bobel wirbelte herum und wich zurück. Er hob seine Arme in einer angedeuteten Geste der Selbstverteidigung, als Whyte ihm die .25er vor das Gesicht hielt. „So mag ich das“, sagte Whyte. „Lass die Hände, wo ich sie sehen kann. Du weißt ja, wie das geht.“ Bobel erstarrte einen Moment, aber dann schien er sich zu erinnern und entspannte sich. Er ließ sich von Whyte am Arm zurück über die Straße leiten. Bobel trug spitze Schuhe, eine Cargohose mit aufgesetzten Taschen und eine schwarze Windjacke aus Nylon, auf deren Vorderseite „Lakers“ stand. Sein Gesicht war schmutzig braun, und Dreadlocks fielen über seine Stirn. Er roch nach Hasch und billigem Badeschaum. Ein Grinsen verzog die eine Seite seines Mundes. „Hey, Engländer, du willst diese Spielzeugpistole mit ’ner Krallenhand bedienen?“

Whyte machte ein enttäuschtes Gesicht. „Das ist aber der völlig falsche Ton“, sagte er. „Der entbehrt jeder taktvollen Note, die man gern hören möchte. Und besonders clever ist es auch nicht, weil diese Klauenhand ein Eigenleben hat, und wenn du sie wieder beleidigst, könnte sie sich krampfartig zusammenziehen und ein nettes fünfundzwanzig Millimeterloch mitten in das ‚k‘ auf deinem hässlichen Oberteil schießen. Wenn ich mich also nicht auf deine Intelligenz verlassen kann, muss ich dir wohl ganz genau erklären, wie tief die Scheiße ist, in der du gerade steckst. Pass auf! Du bist hier der Depp, der den Riesenfehler gemacht hat. Es gibt zwei Möglichkeiten: Du gibst mir das Geld, oder du kommst mit zu den Adrianobrüdern, die dir die Haut mit Kneifzangen abziehen werden, um nachzusehen, ob du es darunter versteckt hast.“

„Die haben mich abgehängt. Ich hab’ nie Geld gesehen. Sind einfach mit dem Teil abgehauen.“ Bobel sah verletzt aus. „Du bist doch jetzt nur hinter mir her, weil ich das schwächste Glied bin.“

„Nein, weil du dir von meiner Provision für tausend Euro einen blasen lässt. Außerdem bist du ein mieser Zuhälter mit einer Vierzehnjährigen in deinem Stall, die du von einem Albaner gekauft hast. Deshalb haben dich Arrigo und Luciano rausgeworfen. Und jetzt hast du jemanden reingelegt, mit dem sie Geschäfte machen – mich.“

„Ich würde mal sagen, mein Wort gegen ihrs. Das ist wohl ’ne Hängepartie.“ Bobel streckte die Hände mit den Handflächen nach oben aus. Er sah über Whytes Schulter hinweg die Straße hinunter.

Whyte spürte ein Brennen in den Sehnen, die von seinem rechten Handgelenk wegführten. Er wechselte die .25er in seine Linke und versuchte, den Ärger unten zu halten, der sich gerade hinter seinen Augen aufbaute. Er wusste, dass dieser nichts mit Ruud Bobel zu tun hatte … Es passte nicht zu Max, seinem Partner, nicht erreichbar zu sein. Nicht wenn Whyte ihn wirklich brauchte. Max war immer da.

Nur jetzt nicht.

„Mach die Taschen leer.“

„Wozu?“

Whyte zielte mit der Mündung der .25er auf Bobels rechtes Auge. Bobel kramte durch seine Jacke und präsentierte zwei Hände voller Kleingeld, Schlüssel, Plastikmundstücke für die Wasserpfeife und Visitenkarten.

„Wo steht das?“, fragte Whyte, nahm den Autoschlüssel und ließ ihn vor Bobels Gesicht baumeln.

„Parkplatz am Hauptbahnhof. Willst mir wohl die Bremsflüssigkeit rauslassen. Mann, das hat die Kleine gerade schon mit mir gemacht.“ Bobels Grinsen zeigte einen goldenen Zahn.

Whyte drückte auf den Knopf auf dem Schlüsselbund, und Lichter eines Peugeot, der zehn Meter entfernt geparkt war, leuchteten auf. Er stieß Bobel vor sich her zu dem Wagen. „Oh, Ruud, Lügen haben kurze Beine, weißt du? Hoffen wir mal, dass ich meine Scheinchen da drin finde. Dann kannst du nach Hause, und ich kann nach Hause, muss dich nicht an den Laternenpfosten binden und Adrianos Vertreter vor Ort anrufen, damit er dich abholt.“

„Das ist Belästigung. Ich hab’ deinen Scheiß nicht. Du verdirbst mir echt ’nen schönen Abend.“

Whyte öffnete die Beifahrertür und dann das Handschuhfach. Er sah unter den Vordersitzen und im Kofferraum nach, schloss die Tür, riss sie dann wieder auf. Eine Reisebroschüre, auf der „Antigua“ stand, klemmte zwischen den beiden Vordersitzen. Darauf hatte jemand „Van der Valk“ und eine Telefonnummer gekritzelt.

„Das ist ein Flughafenhotel“, sagte Whyte. „Triffst du da jemanden?“

„Ja, meinen Steuerberater. Was stimmt nicht mit dir, Mann?“

Hinter sich hörte Whyte das Klacken von Metallabsätzen auf dem Gehweg. „Ich bring dich zu den Adrianos. Findest du das lustig?“

Bobel ließ sich mit einem Mal auf alle viere fallen. Im selben Moment hörte Whyte, wie jemand von hinten auf ihn zugerannt kam. Er drehte sich gerade in dem Moment um, als zwei kräftige Fäuste in seine Brust schlugen. Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf ein großes, schwarzes Gesicht mit einem roten Kopftuch darüber, bevor er nach hinten flog. Seine Waden knallten gegen Bobels Oberkörper, und er überschlug sich rückwärts. Er stürzte so hart auf den Bürgersteig, dass er davon abprallte und unter einen Wagen rutschte. Mit der Lende schlug er gegen den Reifen. Als er völlig benommen dort lag und versuchte, wieder Luft in seine Lungen zu bekommen, hörte er Autotüren schlagen und einen Motor anspringen. Er zwang sich auf die Beine und sah gerade noch den Peugeot die Straße entlangbrettern. Die Bremsen quietschten, als er um die Ecke bog.

Der Manager und ein paar Frauen standen in der offenen Tür des „Yab Yom“ und sahen Whyte an. Die Blonde in dem schwarzen Kleid stöckelte die Stufen hinunter, ging auf die Straße, hob die .25er auf und brachte sie ihm. Der Griff baumelte zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger. Whyte stand auf dem Gehweg und klopfte nachdenklich sein zerrissenes Hemd sauber. Er verfluchte sich dafür, von zwei minderbemittelten Typen reingelegt worden zu sein und vierzigtausend Euro auf Wiedersehen sagen zu müssen.

Der Blonden tätschelte er kurz die Schulter, dann stolperte er davon. Zehn Minuten später saß er zusammengesunken auf einer Bank am Kanal und drehte die .25er in der Hand. Zwei Enten flogen vorbei, eine ein Stück vor der anderen, und zeichneten V-Formen aus dunklem Wasser in die Algen. Seine Augen brannten, und in seinen Ohren klang das gespenstische Geräusch eines Cricketschlägers, der auf Gelenke und Muskeln traf. Seine Gelenke, seine Muskeln. Whyte dachte an dieses Ereignis, das so viele Jahre zurücklag. Es war der Tag, an dem er seinen Partner kennengelernt hatte. Er würde nach München fahren, um ihn zu finden.

Er steckte seine .25er wieder ins Holster, zog sein Handy raus, rieb mit dem Daumen über die zerkratzte Oberfläche und schaltete es ein. Sofort piepte die Mailbox. Er hielt das Handy ins Laternenlicht, um zu sehen, wer angerufen hatte.

„Max“, murmelte er und drückte den Knopf für die Mailbox.

„Arthur …“ Die Stimme war nur ein Flüstern. Einen Moment herrschte Stille, dann hörte er, wie jemand wegrannte. Ein hartes, klapperndes Geräusch folgte, dann starb die Verbindung.

Pistoia – 22. Februar 2003

Gabriel Schopenhauer saß im Bett. Das Handy hatte er ans Ohr gedrückt, die Stirn gerunzelt. Seinen Großvater zu erreichen war immer schwierig, aber diesmal hörte er nur das monotone Signal, das ertönte, wenn eine Nummer nicht mehr existierte. Er fluchte und warf das Handy auf die Decke. Von draußen drang das Geräusch eines Dieselmotors herein. Er schlug die Decke zurück und ging zum Fenster. Ein schwarzer Fiat Sedan fuhr langsam über die Piazza, als würde er eine bestimmte Adresse suchen. Ein Priester eilte an dem achteckigen Brunnen vorbei und teilte dabei ein Meer aus Tauben, das sich hinter ihm wieder schloss. War schon Zeit für die Messe? Gabriel sah auf die Uhr. Er hatte lange geschlafen.

Eins von Emilys Kunstgeschichtsbüchern lag auf dem Fenstersims. Er nahm es in die Hand, etwas, das er nur tat, wenn sie nicht in der Nähe war. Natürlich wusste sie, dass er dyslektisch war. Aber in ihrer Gegenwart las er niemals. Denn wenn er las, hielt er das Buch nur wenige Zentimeter vor der Nase und folgte mit dem Zeigefinger den Wörtern. Er war verdammt nochmal ihr Ehemann und kein Stümper, der seine Muttersprache mit der Bedächtigkeit entzifferte wie ein Ägyptologe Hieroglyphen.

Er konnte hören, wie sie unten Saft machte. Die Akustik eines italienischen Palazzos mochte der Polyphonie von Palestrinas Kompositionen alle Ehre machen, aber moderne Gerätschaften klangen wie Presslufthammer, die sich durch das Fundament fraßen. Gabriel spürte das hohe Jaulen in seinem Backenzahn. Als es aufhörte, stellte er sich vor, wie sie den Kopf zurücklegte, um zu trinken, wobei ihr schwarzes Haar mit den roten Reflexen frei über die Schultern floss. Emily, die Gesundheitsfanatikerin. Sie aß wenig, trank wenig Alkohol, und ihr geschmeidiger Körper wirkte zehn Jahre jünger als ihre dreiunddreißig.

Er sah auf das Bett. Die andere Decke war glatt bis unter das Kissen gezogen. Hatte sie überhaupt hier geschlafen? Sie arbeitete oft bis tief in die Nacht an ihren Forschungen über Renaissancearchitektur, während er sich in der Bibliothek mit seinen Modellbrücken abrackerte und dabei die Zeit vergaß.

Draußen hielt ein Wagen.

Gabriel trat auf die Galerie und wollte gerade etwas nach unten rufen, als er sah, wie sie unter ihm den Steinboden überquerte und die Treppe hinaufkam. Sie trug ein Tablett mit einem Glas Saft und einem Zuckerbrötchen aus dem Café Fredo. Sie bewegte sich mit der auf die Körpermitte ausgerichteten Haltung einer Tänzerin, den Bauch angespannt unter Rippentop und Boxershorts. Sie ließ ihren Kopf kreisen.

„Warst du gestern Nacht im Bett?“, fragte er.

„Bin beim Lesen auf dem Sofa eingeschlafen. Ich kann dir sagen, das macht vielleicht ’nen steifen Hals.“

„Ich kann Großvater nicht erreichen.“

„War das schon mal anders? Trink deinen Saft, solange er noch frisch ist.“

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und öffnete die Lippen für einen Kuss, als es unten an der Holztür klopfte.

„Scheiße, wer ist das?“

„Ich geh schon“, sagte er.

„Du bist doch nur halb angezogen.“ Sie gab ihm das Tablett und sprang leichtfüßig die Treppen hinunter.

Du auch, dachte er. Meine wunderschöne Frau. Wer auch immer auf der anderen Seite der Tür stand, konnte sich auf eine angenehme Überraschung gefasst machen. Gabriel durchquerte das Schlafzimmer, ging zum Fenster und nippte an seinem Saft. Der schwarze Fiat parkte unten, daneben standen ein Carabiniere und zwei Männer in Anzügen, die auf unangenehme Weise offiziell wirkten.

Das Vermächtnis. The Legacy

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