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Wann, wo und warum?

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Wir möchten gleich zu Beginn klarstellen, dass wir Mirroring Hands hier nicht als die Therapie für alles und jedes hinstellen werden. Es handelt sich dabei ebenso wenig um ein Wundermittel wie bei irgendeiner anderen Therapie. Die Therapieforschung ist gerade zu der Erkenntnis gelangt, dass keine Therapie zwangsläufig wirksamer ist als eine andere (Wampold et al. 2016, S. 14–32; Connoly et al. 2014, S. 47). Was die Situation noch verwirrender macht, ist der Hinweis, dass Therapeuten aus eigener Erfahrung wissen, dass eine bestimmte Therapie bei einem Klienten durchaus wesentlich erfolgreicher sein kann als andere Ansätze, bei einem anderen Klienten hingegen eine andere Behandlung wirksamer ist. Das Rätsel lässt sich lösen, wenn wir den Klienten6 ins Zentrum des therapeutischen Prozesses stellen, wenn wir Erfahrung und Effizienz des Therapeuten und der Therapien, die er benutzt, berücksichtigen und wenn zwischen Therapeut und Klient eine angenehme und fruchtbare Beziehung (eine therapeutische Allianz) besteht (Ardito a. Rabellino 2011, S. 270; Miller et al. 2013, S. 88–97). Eine pragmatische Definition evidenzbasierter Praxis hat einen Druck erzeugt, der darauf abzielt, für die Arbeit mit Klienten Therapien vorzuziehen oder sogar als ausschließlich zulässig zu beurteilen, die als wissenschaftlich fundiert gelten. Diese Sicht scheint bei Krankenversicherern, Kostenträgern anderer Art und in vielen Ausbildungsinstitutionen immer mehr Bedeutung zu gewinnen. Obgleich wir das Bemühen um zuverlässig positive Behandlungsresultate schätzen, haben wir andererseits das Gefühl, dass solche einschränkenden Zielsetzungen nicht der Weg sind, dem wir folgen sollten.

Vielleicht wird es Sie überraschen zu hören, dass die Presidential Task Force der American Psychological Association im Jahre 2006 eine formelle Definition entwickelt und publiziert hat, die nicht die Bedeutung der Evidenz in den Mittelpunkt stellt:

»Evidenzbasierte Praxis in der Psychologie (EBPP) ist die Integration der besten verfügbaren Forschungsergebnisse und klinischer Expertise im Kontext der Charakteristika, der Kultur und der Präferenzen des Patienten« (Übers. d. Ü.; American Psychological Association Presidential Task Force on Evidence-Based Practice 2006, S. 273).

Es ist ziemlich klar, dass der Klient der Kontext ist und dass die Therapie, die Intervention oder die benutzte Technik nur ein Teil der Integration von zuverlässiger Praxis, Erfahrung des Klinikers und Reaktion des Klienten ist. Ein klientenzentrierter Ansatz ist nichts Neues. Ein solcher wurde erstmals von Carl Rogers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorgestellt (Rogers 1957a, S. 199–203; Rogers 2007, S. 240–248.). Wir sind der Auffassung, dass beim Bemühen um eine wirksame Therapie ein noch tiefgründigeres Engagement möglich ist, wenn man den Therapeuten bittet, noch einen weiteren Schritt vom Klienten zurückzutreten, sobald dieser »zentriert« ist, und es so der Therapie zu ermöglichen, sich auf klientenresponsive Weise zu entfalten. Bei der Frage nach dem Wann, Wo und Warum geht es also wesentlich um den Klienten, nicht um eine irgendwie vorgeschriebene oder übliche Behandlung und um vorgegebene Therapieprogramme oder -pläne. Nun ist auch dies zu relativieren, will man der Tatsache Rechnung tragen, dass es Fälle gibt, in denen ein Therapeut bei einem Klienten einen großen Teil der Arbeit selbst tun und eventuell sogar ein Therapieprogramm entwickeln muss. Bei genauerer Betrachtung kann man allerdings sogar solche Situationen als klientenresponsiv bezeichnen, weil der Klient zeigt, dass er Hilfe braucht, um an einen Punkt zu gelangen, wo er mit der eigenen Arbeit beginnen kann.

Die Methode »Mirroring Hands« wird zum bestmöglichen Zeitpunkt, am bestmöglichen Ort und mit den besten Absichten vorgestellt – wann, wo und warum – in Reaktion auf die Äußerung des Klienten über seine Bedürfnisse. Nach unserer Auffassung ist das in jeder Art von Therapie möglich, weil die bestmögliche Therapie grundsätzlich aus der Interaktion zwischen dem Klienten und dem Therapeuten resultiert (Stiles et al. 1998, S. 439–458; Hatcher 2015, S. 747–757). Deshalb ist es nicht in unserem Interesse, im Voraus festzulegen, unter welchen Bedingungen Sie Mirroring Hands einsetzen sollten, sondern es geht uns darum, Ihnen aufgrund unserer eigenen Erfahrungen mit dieser Methode Empfehlungen an die Hand zu geben.

Mirroring Hands

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