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Einleitung oder Essen ist fertig!

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Die rührigsten Fans kleinbäuerlicher, handwerklicher Lebensweise sitzen in den Werbebüros der Grossverteiler und der landwirtschaftlichen Labelorganisationen. Noch und noch lassen sie adrette Bauerntöchter mit Weidenkörbchen am Arm und sehnige Jungbauern mit Heugabeln in der Faust über die Bildschirme flimmern. Da werden Rüebli von Hand gezupft, und die Eier im Regal sind so individuell wie die Hühner, die sie gelegt haben. Das Verkaufspersonal des Supermarkts hebt die erdverklebten Kartoffeln direkt vom knarrenden Holzwagen in die Regale. Im Hintergrund wühlen ein paar Schweine glücklich in der duftenden Erde, beobachtet von zufriedenen Kühen, die stolz ihre Hörner tragen.

Die folgenden Seiten berichten von Hühnern, die so individuell sind, dass ihre Eier es niemals in die Regale der Grossverteiler schaffen würden. Von Kartoffeln, deren eigenwillige Formen jeden Food Product Manager erbleichen liessen. Von Kühen, die ihre Hörner behalten dürfen und von dem Getreide, aus dem wir unser eigenes Brot backen. Von digitalen Formularen, üppigen Direktzahlungen und ökologischen Zweifeln. Sie halten Gedanken fest, die uns durch den Kopf gehen, wenn wir an einem Sommertag auf einem dreissigjährigen Traktor durch die Wiesen tuckern. Oder im Winter alte Obstbäume schneiden, während am stahlblauen Himmel Jet um Jet gegen Süden gleitet.

Das klingt romantisch. Manchmal ist es das auch. Doch dieses Buch feiert nicht die lindgrüne ländliche Idylle. Das besorgen schon die Landleben-Hochglanzmagazine, die in den Kioskregalen so munter spriessen wie die Pilze auf einem herbstlichen Kuhfladen. Hier wird die wahre Geschichte eines Kleinbauernhofs in der Schweiz im beginnenden 21. Jahrhundert erzählt. Unsere Geschichte.

Entstanden ist ein – hoffentlich kurzweiliges – Geschichtenbuch. Daneben will «Stolze Kühe, krumme Rüebli» ein politischer Diskussionsbeitrag sein. Wir unternehmen einen Flurgang durch ein Vierteljahrhundert Agrarpolitik und ländliche Entwicklung in der Schweiz. Es geht um Tiere, Pflanzen, Landschaften, Menschen. Wir werfen Seitenblicke auf Politik, Behörden, Geld und Geist. Und das in einer Gesellschaft, in der Kuhbilder, Edelweiss und Alphörner allgegenwärtig sind, obwohl 97 von 100 Menschen hierzulande im Alltag nichts mit Landwirtschaft zu tun haben – vermeintlich. In Wirklichkeit ist es vorab die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung, die unsere Art der Tierhaltung, den Alltag der Menschen auf den verbliebenen Höfen, die Vielfalt oder Einfalt auf Äckern und Wiesen prägt. Sie tut dies mit dem Einkaufszettel, der Wahlliste, dem Abstimmungskuvert. Wer täglich essen will, nimmt täglich Einfluss auf die Landwirtschaft. Es schadet nicht, darüber immer wieder nachzudenken und zu sprechen.

Schliesslich noch dies: Der Schreibende ist zwar der Chronist der Hofgeschichte und hat inzwischen einiges über Kühe, Traktoren, Hühner, Getreide und Gemüse gelernt. Doch mit fremden Federn schmücken will er sich auf keinen Fall. Die Landwirtin, Betriebsleiterin und Seele des Hofs Berg ist seine Lebenspartnerin Claudia!

Stolze Kühe, krumme Rüebli

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