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Ich lief in den Nachmittag. Die Tragetasche, die ich für meinen Laptop gekauft hatte, hielt ich fest unter dem Arm. Ich war zufrieden, einen ganz neuen Bezugspunkt gefunden zu haben, einen, der allen früheren überlegen war, auch weil er nicht mehr gebunden war an einen festen Ort, an den meine früheren Wohnadressen noch gebunden waren. Denn egal, wo ich mich nun befand, wenn ich nur einen Telefonanschluß hatte, konnte ich weltweit Zuhause sein. Wenn ich dann noch eine Homepage haben werde, bin von überall her erreichbar. Eine Homepage im Netz könnte ein einzigartiges Zuhause werden. Von jedem Ort der Welt werde ich an jedem Ort der Welt Post bekommen können. Ich kann verbinden und jeder Zeit verbunden sein.

Es war beinahe dunkel geworden. Auf den Gehwegen wurde es glatt. Das Wasser des in der Mittagsonne geschmolzenen Schnees, war wieder überfroren. Ich lief und lief, denn auf das Laufen allein kam es mir in diesem Moment an. Erst, als ich vor der Gedächtniskirche auf dem Kurfürsten Damm angekommen war, blieb ich stehen. Die fliegenden Händler hatten ihre Stände schon abgebaut. Die Straßenmusikanten waren auf dem Weg, ihr Spiel in den Kneipen fortzusetzen. Obdachlose begannen, den Platz um die Gedächtniskirche einzunehmen. Ich suchte unter den Passanten nach Moses Grossman, obwohl ich wußte, daß es keinen Grund gab, warum er hier sein sollte. Er hatte eine Spielerlaubnis für die Unterführung im U-Bahnhof Stadtmitte. Die Miete für einen Spielplatz rund um die Gedächtniskirche war sehr hoch. Und trotzdem horchte ich in den Abend, ob ich seine Orgel nicht hörte.

Ich lief an der Drogenszene vor dem Europacenter vorbei und hielt meinen Laptop fester. Langsam ging ich auf den Wittenberg Platz zu. Ein bißchen war ich enttäuscht und gestand mir auch ein, Moses Grossman hier nicht zu finden. Kurz vor dem Kaufhaus des Westen hatten Obdachlose in einem Papierkorb Feuer gemacht. Der Papierkorb stand unweit von dem China-Imbiß, der erst vor einigen Wochen hier aufgemacht hatte. Sie wärmten ihre Hände am Feuer über dem Korb. Ich blieb zwei drei Meter vor dem Feuer stehen und sah in die hellen Flammen. Weil Kunststoffteller vom Imbißstand in dem Feuer brannten, waren die Flammen sehr gelb. Es war ein kräftiges und schönes Feuer. Erst nachdem ich schon eine ziemliche Weile in die Flammen gesehen hatte, und ihrem Weg folgte, auf dem sie nach oben stiegen, um danach wieder zurückzufallen in den brennenden Mittelpunkt, fiel mir auf, daß sich das Feuer nicht verzehrte. Denn der Papierkorb, in dem es brannte, war zu klein, als daß er ein solch kräftiges und langandauerndes Feuer hätte halten können, egal, wieviel Kunststoffteller in ihm brannten. Ich trat noch näher auf dies wundersame Feuer zu. Da rief eine Stimme.

Agnes?

Für einen Augenblick meinte ich, sie käme aus dem Feuer.

Ja, sagte ich und ging noch einen Schritt auf das Feuer zu.

Tritt nicht näher heran, kam die Stimme nun vom Kaufhaus des Westens.

Wer bist du?

Geh nur, du bist schon auf den Weg.

Ich meinte, die Stimme, die ich da gehört hatte, war die von Moses Grossman. Ungläubig sah ich von einem Ende des Wittenbergplatzes zum anderen. Sah zum China-Imbiß. Aus dem eisernen Papierkorb stiegen die Flammen noch höher über seinen Rand hinaus. Sie wechselten ihre Farbe hin zu einem helleren Gelb. Das Feuer hatte eine beträchtliche Höhe erreicht. Die Flammen stiegen und stiegen gen Himmel. Von fern her waren Martinshörner zu hören. Passanten hatten die Feuerwehr gerufen.

Ich umfaßte meinen Laptop fest und bahnte mir einen Weg durch die Menschenmenge, die sich inzwischen um dieses wundersame Feuer versammelt hatte. Ich ging zum Wohnheim.

Die gefundene Frau

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