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1.2 Das Modell von 1790

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Vom Volk werden in lokalen Wahlkreisen Abgeordnete gewählt, die für drei, vier oder fünf Jahre, je nach Land verschieden, in die Hauptstadt reisen und dort ein Parlament bilden, welches im Namen des Volkes die Entscheidungen fällt. Es scheint, dass vor zweihundert Jahren diese Konstruktion in räumlich großen Ländern wie USA und Frankreich die beste Möglichkeit war, Demokratie zu verwirklichen.

Die Bürger wählen ihre Abgeordneten durch Ankreuzen auf einem Wahlzettel, den sie durch einen Schlitz in eine Kiste, genannt Wahlurne, werfen. Dadurch werden die abgegebenen Stimmen anonymisiert. Dann werden die Stimmen ausgezählt und der Abgeordnete, der die meisten Stimmen erhält, ist gewählt (relative Mehrheitswahl).

Es besteht ferner die Möglichkeit zur Listenwahl, bei der die starre Liste einer Partei angekreuzt wird und die Abgeordneten in einer von der Partei vorgegebenen Reihenfolge, gemäß der Zahl der erreichten Stimmen, ins Parlament rücken.

In der Anfangszeit der parlamentarischen Demokratie begaben sich die gewählten Parlamentarier dann mit der Postkutsche oder einem eigenen Pferd, kurze Zeit später auch schon mit der Eisenbahn, in die Hauptstadt, bildeten ein Parlament und vertraten nach bestem Wissen und Gewissen die Meinungen und die Interessen ihrer Wählerschaft. Das war in erster Linie die Wahl der Regierung und deren Kontrolle und das Beschließen von Gesetzen die dann für alle Bürger gelten.

Die Kommunikation zwischen Abgeordneten und Wählern war während der Wahlperiode eingeschränkt. Daher war das Vertrauen so wichtig, das die Bürger in ihre Vertreter setzen mussten. Es gab keinen Rundfunk und kein Fernsehen, auch keine schnellen Reisemöglichkeiten mit Auto oder Flugzeug. Der Telegraf wurde gerade erst erfunden und die erste Eisenbahn fuhr 1804 in England. Man kann sagen, dass Abgeordnete und Wähler in den Anfängen der Parlamentarischen Demokratie weit voneinander getrennt waren, nicht aus Prinzip, sondern aus räumlichen und technischen Gründen.

Diese informelle Situation ist kennzeichnend, um das Prinzip der parlamentarischen Demokratie zu verstehen. Das Parlament sollte das Volk repräsentieren, das fast unerreichbar fern im Lande lebte.

Für die Parlamentarier gab es höchstens die Möglichkeit, einen Brief mit Informationen nach Hause zu schicken, der dann mehrere Tage, wenn nicht Wochen, unterwegs war. In größeren Städten existierte vielleicht eine gedruckte Zeitung, welche über Vorgänge in der Hauptstadt zeitverzögert berichten konnte. Selbst Regierungen hatten kaum die Möglichkeit, ihr Volk aktuell zu informieren und von der Richtigkeit ihrer Arbeit zu überzeugen. Auch hier war Vertrauen angesagt und Kontrolle nicht durchführbar.

Die Regierenden handelten in dem Bewusstsein, dass das Volk hinter ihnen steht. Das alles war deshalb so, weil es keine besseren Möglichkeiten gab; moderne Kommunikationstechnik und schnelle Verkehrsmittel existierten 1790 noch nicht.

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