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Vorwort

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Wir begeben uns mit diesem Buch auf äußerst schwieriges Terrain. Sowohl die internationalen als auch die regionalen Entwicklungen sind in Bewegung. Es existieren zwar klare langfristige Ziele und Interessen der wichtigsten Akteure, dennoch sind immer wieder überraschende Kursänderungen und neue Konstellationen möglich. Die politische Situation erweist sich jedenfalls als weitaus schwieriger prognostizierbar als noch vor wenigen Jahren. Die Golfregion ist ein besonderer Fall. Hier gibt sich die Welt ein Stelldichein und potenziert die ohnedies bereits in Überfülle vorhandenen lokalen und regionalen Konflikte um ein Vielfaches.

Mit diesem Buch soll die aktuelle Situation in den Golfstaaten analysiert und gleichzeitig ihre historischen Grundlagen in Erinnerung gerufen werden. Damit wird auch der Versuch unternommen, manchen in den Mainstream-Medien kursierenden Halbwahrheiten und bewussten Falschmeldungen entgegenzutreten. Matin Baraki hat gemeinsam mit mir international bekannte AutorInnen aus unterschiedlichen Regionen und Fachgebieten eingeladen, die politische Lage zu sondieren und über mögliche Entwicklungen zu informieren. Wir standen dabei von Anbeginn an vor vielfältigen Fragen. Es begann mit der banalen Entscheidung, wie die Region zu benennen ist. Die meisten in Europa verwendeten Landkarten bezeichnen sie als Persischen Golf. Diese Bezeichnung findet sich z.B. bei Wikipedia.1 Aber auch dort steht zugleich ein Hinweis auf ein Problem, das sowohl weit zurückgreifende historische Wurzeln, aber auch hochaktuelle machtpolitische Bedeutung hat. Betrachtet man die Anrainerstaaten des »Persischen Golfes« so sind dies fast ausschließlich arabische Länder, deren Bevölkerung noch dazu im Unterschied zu den schiitischen Persern in überwiegender Mehrheit der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam angehört. Und diese bevorzugen es, die Region als »Arabischen Golf« zu bezeichnen.2 Damit sind wir mitten in der Gegenwart angelangt, in der diese historische Region zweifellos zu einem der Krisenherde erster Ordnung zählt. Zu allem Überdruss lagert hier ein Großteil der weltweiten Energiereserven3, was seit über einem Jahrhundert kleptokratische Interessen der Weltmächte weckt.

Neben den Staaten der unmittelbaren Region, also den sechs Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) und den Nachbarn Iran und Irak wollten wir auch einen Blick in die weitere Umgebung werfen, zumindest soweit diese einen direkten Einfluss auf die Situation im Golf hat, weshalb auch Israel und Syrien behandelt werden. Ohne ausführliche Analysen der mehr oder minder direkten Einflussnahmen der weltweit agierenden Großmächte USA, China und Russland wären natürlich viele Entwicklungen nicht verständlich. Eine Beschreibung der Rolle der UNO im Kontext mit den zunächst erfolgreichen und danach von der Trump‘schen Administration wieder aufgekündigten Atom-Verhandlungen mit dem Iran ist ebenso essenziell wie auch Analysen der gesellschaftspolitischen Strukturen der völlig von den Öleinnahmen abhängigen Rentierstaaten. Beiträge über die Rolle des Islam sowie politikwissenschaftliche Betrachtungen der unterschiedlichen sicherheitspolitischen Konzeptionen einzelner regionaler Akteure runden einen Band ab, der ohne Zweifel manche Lücken aufweist, aber wichtige Einblicke in eine seit vielen Jahren und Jahrzehnten heiß umkämpfte Region gewährt.

Es ist uns gelungen, eine attraktive Gruppe internationaler AutorInnen zu gewinnen. Diese ist fachlich kompetent, auch hinsichtlich Nationalität und Muttersprache gut durchmischt. Und – was mir persönlich ebenfalls wichtig war – wir haben auch eine Ausgewogenheit zwischen wissenschaftlich hochqualifizierten ExpertenInnen und journalistisch tätigen GeneralistInnen zustande gebracht.

Krise am Golf

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