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1 Brille und Ekstase

Ich will, nein muss, nein ich muss, nein will, mir eine Brille kaufen, nein leisten.

Mit Lesehilfen im privaten Bereich schlage ich mich die ganze Zeit schon rum, da die Schriften, die ich studiere, meist mehrseitig und schmalzeilig sind.

Nun kommen noch Probleme mit dem Entziffern von Videotexten und Wegweisern hinzu, da hilft auch kein Zwinkern oder Blinzeln mehr.

Das vorab gewählte und bezahlte Sortiment eines Onlinevertriebs brachte mir nur schlechtsitzende und physiognomieentstellende Gestelle ins Haus, die prompt zurück an den Lieferanten gingen.

Ein Sehtest in der Brillenstube einer Großstadt und der darauffolgende Brillentest in der Kleinstadt waren die Folgestationen auf dem Weg zum Glück.

Plötzlich aber schwankte ich auf allen Vieren über Wege, Wiesen und Pflaster, Auge in Auge mit Dackel, Pudel und Mops.

Ich war Zwerg und drogenberauscht hilflos.

Es folgte ein erneuter Sehtest und daraufhin dasselbe Gestell mit neuen Gläsern.

Um Nuancen besser konnte ich nun Klingel- und Hinweisschilder in freier Wildbahn entschlüsseln und dabei schlau aussehen, wie ein Charakterdarsteller vielleicht.

Und wichtig: da keine Nickelbrille, kein Nazi, da keine Nickelbrille, kein Hippie.

Die Lesehilfe, indes, ist weiterhin etwas für den Ekstatiker in mir, den Ekstatiker in Sachen Liebkosung, den Ekstatiker, der vor der Ekstase die Brille ablegt, ebenso vor dem Schlafen, ein Handgriff, der die täglich zu verrichtenden Handgriffe erweitert.

Stracciatella und Mitropa

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