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1 Materialangelegenheiten

Als im Jahre 1924 Osram und Philips beschlossen, dass ihre Glühbirnen aller tausend Stunden kaputt gehen müssen, ahnten sie nicht, dass es knapp hundert Jahre später findige Gegner ihres (und inzwischen auf alle Wirtschaftsbereiche ausgeweiteten) organisierten Problems des ständigen Nachkaufenmüssens geben wird.

Die also ständigen Handyupdates, die das Handy langsamer machen und zu wiederum gekauften neuen und schnelleren Handys führen, die ausgeleierten Schraub- und Steckverbindungen, die zu Neuanschaffungen von Schraub- und Steckverbindungen beinhaltenden Sachen führen, die kurz nach Garantieablauf kaputt gehenden Bildschirme, die zu mit neuen Garantien ausgestatteten Bildschirmen führen, selbiges geltend für Abspielgeräte von Ton- und Bildträgern, Zeitmess- und Wiedergabegeräte, Haushaltsgegenstände mit und ohne Stromversorgung und darüber hinaus sämtlichen Verschleißdingen, die uns umgeben, den Kampf ansagen würden.

Vorerst springen jedoch gerade zwischen Black Friday und Totensonntag und um Weihnachten herum Konsumpioniere und Marktwirtschaftsstützer auf die von den Herstellern bereitgestellten Züge und müllen weiter ihre Wohnungen mit Dingen zu, die dem technischen Fortschritt und der aktuelle Mode Rechnung tragen.

Wenn aber die Gegner dieser Verbrauchsdiktatur zu Partnern in einzelnen Geschäftszweigen werden, kann sich das Blatt schnell wenden.

Schon jetzt malträtieren Konsumenten Anbieter mit Forderungen nach Serviceleistungen, die das eigentliche Produkt von seiner uneingeschränkten Macht (mit allem Für und Wider) befreien.

So möchte doch gern nur Licht gekauft werden und nicht Glühbirne und Strom, so möchte man keinen Teppich, sondern Gehstunden auf diesem erwerben, keine Schreibtischmöbel dafür Sitz- und Tischstunden und gleich gar nicht Waschmaschinen, sondern Waschvorgänge.

Und da der Kunde König und der König von Verkäufern und Herstellern als dieser behandelt werden will, müssen sich diese auch zukünftig darauf einstellen.

Bis es aber so weit ist, werde ich weiter Untertan bleiben, der für kleines Geld einen Schwingsessel erwirbt, welcher sich nach dem Zusammenbau als mit viel zu kurz geratenen Armablageflächen entpuppt- einer Absage an die Gemütlichkeit demzufolge, die mir als Bucher „gemütlicher Schwingstunden“ vielleicht nicht passiert wäre.

Vorerst und bei näherer Betrachtung der Lage schwanke ich zwischen lobenswerter Materialressourceneinsparung zugunsten der Natur und einer verabscheuenswerten Materialreduktion zur Gewinnmaximierung.

Stracciatella und Mitropa

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