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Die Propheten

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Eine der Hauptaufgaben der Propheten bestand in der Durchsetzung des Bundes, den Jahwe am Sinai mit seinem Volk eingegangen war. Sie riefen Israel zur Treue gegenüber dem im Gesetz verbrieften Gotteswillen auf. Es ist nicht erstaunlich, dass die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit ein wichtiges Thema der Botschaft der Propheten war. Israel sollte nie vergessen, dass es einem gerechten Gott diente, der sich der menschlichen Not annimmt und gegen Ungerechtigkeit einschreitet. Als Israel in der Zeit zwischen der salomonischen Herrschaft und dem babylonischen Exil selbst zum Unterdrücker wurde, fiel es unter Gottes Gericht, wie einst die Ägypter unter Gottes Gericht gefallen waren. Im Namen Jahwes traten die jüdischen Propheten auf und sagten das Gericht über die Ungerechtigkeit an:

So spricht der Herr: Wegen der drei Verbrechen, die Israel beging, wegen der vier nehme ich es nicht zurück: Weil sie den Unschuldigen für Geld verkaufen und den Armen für ein Paar Sandalen, weil sie die Kleinen in den Staub treten und das Recht der Schwachen beugen. Sohn und Vater gehen zum selben Mädchen, um meinen heiligen Namen zu entweihen. (Amos 2,6–7)

Übertragen Sie das auf den globalen Welthandel! Treten die Großen die Kleinen nicht in den Staub, wenn sie sie zu tiefsten Löhnen schuften lassen? Beugen sie nicht das Recht der Schwachen, wenn sie ihnen verbieten, sich zu organisieren und für ihre Rechte aufzustehen? Missstände, wie Amos sie beschreibt, sind keine Kollateralschäden einer globalisierten Welt, in der einige Nutzen ziehen können und andere leider nicht, sondern es sind Verbrechen. Amos Sicht von Sünde ist radikal und umfassend. Er beklagt die Ungerechtigkeit gegenüber den Kleinen und Schwachen, und im gleichen Atemzug verdammt er sexuelle Unmoral. Wir finden keine künstliche Trennung zwischen sozialethischer Ungerechtigkeit und individueller Unmoral vor, denn Gott ist sowohl heilig als auch gerecht. Wie die anderen Propheten hatte auch Amos besonders für die, die sich durch Ungerechtigkeit bereicherten, scharfe Worte übrig:

Weh denen, die das Recht in bitteren Wermut verwandeln und die Gerechtigkeit zu Boden schlagen. Bei Gericht hassen sie den, der zur Gerechtigkeit mahnt, und wer Wahres redet, den verabscheuen sie. Weil ihr von den Hilflosen Pachtgelder annehmt und ihr Getreide mit Steuern belegt, darum baut ihr Häuser aus behauenen Steinen – und wohnt nicht darin, legt ihr euch prächtige Weinberge an – und werdet den Wein nicht trinken. Denn ich kenne eure vielen Vergehen und eure zahlreichen Sünden. (Amos 5,10–12)

Die Worte des Propheten klingen wie ein Kommentar zur globalisierten Weltwirtschaft. Auf der einen Seite die Armen und Hilflosen, die für ein Stück Brot oder einen Maisfladen unzählige Stunden Arbeit verrichten müssen – sofern ihnen der Lohn überhaupt ausbezahlt wird. Mehr als 2 Milliarden Menschen müssen mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen. Wenn sie mit ihrem dürftigen Einkommen weder einen Arztbesuch noch sauberes Trinkwasser kaufen können, sind sie da nicht um ihren gerechten Lohn gebracht worden? Auf der anderen Seite die Wohlhabenden und Mächtigen, die sich schamlos bereichern und jährlich Millionen kassieren. Das Geld, das sie den Arbeitern vorenthalten, schlägt auf ihrem Konto zu Buche. Sie verwandeln das Recht in bitteren Wermut und machen sich den Gott der Gerechtigkeit zum Feind.

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