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PARADIGMEN-WECHSEL VERÄNDERUNG DER WELTSICHT?

Das Wort Paradigma (griechisch: parádeigma, aus parà „neben“ und deiknymi „zeigen“, „begreiflich machen“) bedeutet Beispiel, Muster. Seit dem späten 18. Jahrhundert bezeichnet Paradigma eine bestimmte wissenschaftliche Lehrmeinung, Denkweise oder Art der Weltanschauung. Zunächst einmal ist das Wort „WELT“ genauer zu betrachten. Das angelsächsische „werold“ bezeichnete den Wohnsitz der Menschen auf der Erde; hieraus entstanden die englischen Worte „world“ und „old“, wobei man unter „old“ mehr das gelebte Zeitalter verstand. Im Lateinischen und Französischen kennen wir die völlig anders klingenden Worte „mundus“ und „le monde“.

Die Welt, in der wir leben, ist eine äußerst zwiespältige, um nicht zu sagen vielspältige: Grenzen teilen Kontinente und Länder, Generationskonflikte trennen Jung und Alt, egoistische Bedürfnisse ziehen Trennungsgräben um jeden einzelnen. Vieles weist darauf hin, dass die Klüfte immer größer werden. Der augenblickliche Globalisierungsprozess der mächtigen Weltkonzerne wird die Trennung von Armen und Reichen vergrößern und für neuen sozialen Sprengstoff sorgen. Wir haben uns seit Jahrhunderten einer urteilenden Weltanschauung verschrieben - am auffälligsten wird dies an der Kernspaltung deutlich - und viele Menschen spüren, wie sich ein Umbruch anbahnt. Ob es allerdings die erwartete äußere Weltkatastrophe etwa in Form des aller Orten gefürchteten Atomkrieges sein muss, bleibt dahingestellt. Die Möglichkeit eines inneren Umbruchs, einer Transformation, einer metanoia, wobei unser Weltbild von Grund auf erschüttert wird, ist ebenso gegeben. „Metanoia“ bedeutet weder Umkehr noch Reue, sondern die Überschreitung des Intellektes (griechisch: nous = Intellekt; lat.: intellectus)

Der weltberühmte Forscher Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt wurde fast 90 Jahre alt - in Berlin am 14. September 1769 - ein Jahr vor der Geburt Ludwig van Beethovens zur Welt gekommen und dort nach jahrzehntelangen Reisen in ferne Länder am 8. Mai 1869 gestorben. Er hat uns vermittelt, wie wichtig empirisches Wissen ist, um die Welt zu verstehen.

Sein Name ist allgegenwärtig: Eine Lilie, ein Mondkrater und eine Meeresströmung sind nach ihm benannt, um nur einige Beispiele zu nennen. Nicht ohne Grund zählt er weltweit immer noch zu den bekanntesten Deutschen. Was ist das Besondere an Alexander von Humboldt, der als eines der letzten Universalgenies gilt und in Lateinamerika immer noch als zweiter Entdecker verehrt wird?

Humboldts Weltbild ist von den Idealen der Aufklärung geprägt. Er ist davon überzeugt, dass prinzipiell alle Menschen gleichmäßig zur Vernunft begabt sind. Es gibt keine hohen und niedrigen Menschenrassen, nur Bildungs- und kulturelle Unterschiede: "Alle sind gleichmäßig zur Freiheit bestimmt." Humboldt glaubt an einen ständigen Fortschritt in Wissenschaft und Politik, der früher oder später zur Ausbildung einer rechtlich-sozial egalitären Gesellschaft führen wird. Bis kurz vor seinem Tod arbeitet er an seinem Lebenswerk, dem "Kosmos", in dem er alles vereinen will: das gesamte Wissen über die Welt. Viele seiner wissenschaftlichen Einzelbeobachtungen sind im Laufe der Jahre von anderen Forschern korrigiert worden.

Das Besondere an Alexander von Humboldt aber ist sein Sinn für Gesamtzusammenhänge. Nach der Aufspaltung der Wissenschaften in spezialisierte Einzeldisziplinen hat dieser global-ökologische Ansatz erst seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder an Bedeutung gewonnen.

Viele Generationen haben sich schon vor uns danach gesehnt, die eine, besondere, zu sein, und immer wieder haben Menschen sich in Prophezeiungen über neue Zeitalter und Jüngste Gerichte ergangen - und doch gibt es einige ernstzunehmende Hinweise, die gerade für unsere Zeit eine entscheidende Weichenstellung erwarten lassen: mit dem Alten oder mit dem Neuen aufzuerstehen.


Selket, o.T. - Prophet

Öl auf Leinwand, 24 × 18 cm

Das überkommene, mechanistische Weltbild, das unseren Globus als berechenbaren Lebensraum für maschinenähnlich funktionierende Menschen sieht, verwickelt sich zunehmend in Widersprüche und wird immer schwerer haltbar. Ob wir nun einer inneren Wende zutreiben oder einem äußeren Umbruch, ist heute kaum genau vorherzusagen und wird auf lange Sicht gleichgültig bleiben. Sicher scheint nur, dass einem tieferen Rhythmus, einem inneren Gesetz folgend, eine neue Phase im Wellenmuster heranrollt. Tatsächlich wäre auch die große äußere Katastrophe ein Umkehrpunkt (die eskalierende Zahl und das gewaltige Ausmaß der Naturkatastrophen sollte zeichenhaft und bewusst wahrgenommen werden!), nichts anderes bedeutet das griechische Wort katastrophé. Wie aus dem äußeren Zusammenbruch eine neue Welt mit einem neuen Denken entstünde, ließe ein innerer Umschwung in den Menschen ein neues Weltbild erwachsen, auf dem sich eine neue Welt aufbauen würde. Alles wird seinen richtigen Lauf nehmen.

Wir wären aber keine Menschen, würden wir nicht an unserer Welt hängen, genau wie wir an unserem Körper hängen. In dieser Hinsicht wird uns die Parallelität von Körper (Mikrokosmos) und Welt (Makrokosmos) sehr drastisch vor Augen geführt: Der Untergang der Welt bedeutet auch den Untergang unseres individuellen Körpers, und umgekehrt bedeutet auch unser körperlicher Tod das Ende unserer gewohnten Welt. Tatsächlich ist die Erde unser kollektiver Körper, unser gemeinsamer Himmelskörper, den wir uns, wie den individuellen, möglichst lange erhalten wollen; auch wenn unser individuelles und kollektives Verhalten in letzter Zeit eher auf beider Zerstörung hinausläuft. Das ist eines der Paradoxa unserer Zeit. Es liegt an einem nicht nur veralteten, sondern auch gefährlich unangemessenen Weltbild, das von einem ebenso unangemessenen Denken beherrscht wird.

Gerade aber im Denken deutet sich jetzt ein Umbruch an, nähert sich doch die Naturwissenschaft, vor allem die moderne Quantenphysik, dem geistigen Weltbild, dem eine allumfassende statt der bisherigen trennenden und sezierenden Weltsicht zugrunde liegt. Man kann jetzt erleben, wie sich die Vorhut der Wissenschaft mit dem zeitlosen Wissen vereinigt. Es ist der Punkt, wo sich die Schlange in den Schwanz beißt, wo sich älteste und neuestes Wissen vereinigen. Vereinigung führt zur Ganzheit.

Es geht vor allem um Ganzheit, um das Erkennen der Einheit von Mikrokosmos und Makrokosmos. Unser Ziel ist es nicht, etwas zu beweisen, der Wissenschaft ihre Arbeit abzunehmen, sondern vielmehr, auf den Grundsätzen der Weisheitslehren fußend, mit dem modernen Wissen zu spielen und dabei ein Gefühl für uns selbst zu bekommen und für unseren Platz im Kosmos. Von der uralten Basis der Weisheit aus wollen wir die Welt in unserer Zeit betrachten und dabei sehen lernen, Gefühl für die verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit entwickeln, Analogien erkennen, die Spielregeln von Lila, dem kosmischen Spiel, entdecken, um dadurch mehr Spaß am Spiel zu finden. Denn natürlich macht ein Spiel mehr Freude, wenn wir seine Regeln kennen und aktiver Mitspieler statt frustrierter Außenseiter sind. Die Kenntnis des Spielfeldes und des Musters aber, das dem Verlauf des großen Spiels zugrunde liegt und ihn bestimmt, macht erst das Erreichen unseres eigentlichen Ziels möglich: Die Einheit von Mikro- und Makrokosmos zu entschlüsseln.

Bei Lao Tse lesen wir im 48. Kapitel des „Tao Te King“:

„Wer nach Wissen sucht, weiß mit jedem Tag mehr.

Wer den Weg sucht, tut mit jedem Tag weniger.

Weniger, immer weniger ist zu tun,

bis man beim Nicht-Tun ankommt.

Ist man beim Nicht-Tun angekommen,

bleibt nichts ungetan.

Wer die Welt gewinnen will, mischt sich nicht in die Dinge ein.

Wer sich in die Dinge einmischt, ist der Aufgabe,

die Welt zu gewinnen, nicht gewachsen.“

Kardiosophie

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