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Sueton
ОглавлениеDer römische Schriftsteller Sueton verfasste um das Jahr 120 n. Chr. eine Biografie der zwölf ersten römischen Kaiser in lateinischer Sprache. In der Beschreibung des Lebens des Claudius heißt es: „Die Juden vertrieb er aus Rom, weil sie, von einem gewissen Chrestos aufgestachelt, fortwährend Unruhe stifteten.“7 Dies geschah im Jahr 49 n. Chr. Sueton hatte seine Information wahrscheinlich einem Polizeibericht entnommen, den er jedoch etwas missverstand. Er nahm wohl an, dass dieser Chrestos im Jahr 49 n. Chr. in Rom anwesend war. In Wirklichkeit handelte es sich aber um Auseinandersetzungen innerhalb der Judenschaft über die Frage, ob Jesus der Christus sei. Die Schreibung Chrestos für Christos ist aus dem sogenannten Itazismus im Griechischen zu erklären, also der Tendenz, manche Vokale und Doppelvokale nur noch als langes i zu sprechen. So lautet Athen heute auf Griechisch Athini. Diese Verwechslung von „Chrestos“ und „Christos“ ist also verständlich, da Christus ja ein griechisches Wort ist, das Sueton nur gehört hatte und dann auf Lateinisch wiedergeben wollte.
Aus dieser Notiz des Sueton wird deutlich, dass schon in den Vierzigerjahren, also weniger als zwanzig Jahre nach Kreuzigung und Auferstehung Jesu, innerhalb der jüdischen Bevölkerung Roms Christen waren. Und dass die Auseinandersetzungen um Christus zur Ausweisung aller Juden aus der Kaiserstadt führten. Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Rom gab es offensichtlich heftige Diskussionen darüber, ob Jesus der Christus ist oder nicht. Genau diese Frage trennt noch heute Juden und Christen!
Es ist bemerkenswert, dass dieselbe Vertreibung der Juden aus Rom auch in der Apostelgeschichte berichtet wird. Der Verfasser Lukas schreibt: „Danach zog Paulus fort aus Athen und kam nach Korinth. Dort begegnete er einem Juden namens Aquila, der aus der Gegend von Pontus stammte. Zusammen mit seiner Frau Priszilla war er kurz vorher aus Italien dorthin gekommen, weil Kaiser Klaudius angeordnet hatte, dass alle Juden die Stadt Rom verlassen mussten.“8 Das Ehepaar Aquila und Priszilla waren schon Christen, als sie aus Rom kamen. Hier sehen wir, wie die Berichte des römischen Historikers Sueton und des neutestamentlichen Historikers Lukas sich gegenseitig bestätigen. Wobei zu beachten ist, dass Lukas 50 bis 60 Jahre vor Sueton geschrieben hat, also viel näher am eigentlichen Geschehen war!
Eins jedenfalls wird aufgrund dieser Episode deutlich: Die Faszination von Jesus war schon wenige Jahre nach seinem Tod in der Hauptstadt des römischen Reiches zu spüren.
Nach dem Tod von Claudius (54 n. Chr.) kehrten die Juden, und mit ihnen die jüdischen Christen, wieder nach Rom zurück. Inzwischen war auch eine Reihe von Römern und Griechen Christen geworden, ja der christliche Glaube war sogar in den Kaiserpalast eingedrungen. Manche aus der Garde und einige Sklaven hatten den neuen Glauben angenommen. Als im Jahr 64 Rom niederbrannte und das Gerücht zu kursieren begann, dass Nero selbst das Feuer gelegt habe, suchte er einen Sündenbock, um den Verdacht von sich abzulenken. Deshalb ließ er die unbeliebte Gruppe der Christen beschuldigen. Viele von ihnen wurden gefangen genommen und wilden Tieren vorgeworfen oder als lebende Fackeln bei einem seiner Gartenfeste verbrannt. Sueton erwähnt dies in seinem „Leben Neros“: „Mit Todesstrafen wurde gegen Christen vorgegangen, eine Sekte, die sich einem neuen, gemeingefährlichen Aberglauben ergeben hatte.“9