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Die Absicht des Lukas
ОглавлениеLukas, der einige Jahre später schrieb, meiner Auffassung nach noch vor der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) und vor Paulus’ Tod (66 oder 64 n. Chr.), leitet sein Evangelium mit folgenden Worten ein:
„Hochverehrter Theophilus! Nachdem jetzt schon viele Personen sich darin versucht haben, einen Bericht zusammenzustellen von den Dingen, die sich in unserer Mitte ereignet haben – und das aufgrund der Aussagen derjenigen, die selbst Augenzeugen waren und sich dann der Aufgabe gewidmet haben, diese Botschaft weiterzugeben –, habe auch ich es für gut erachtet, es für dich der Reihe nach aufzuschreiben, nachdem ich alles ganz genau von seinem Anfang an untersucht habe, damit du die Zuverlässigkeit der Berichte und Aussagen erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.“31
Der griechische Arzt Lukas, der Christ geworden war und als Mitarbeiter von Paulus in den frühen Gemeinden bekannt war, legt hier klare Rechenschaft ab über seine Ziele und Vorgehensweise bei der Abfassung seines Evangeliums. Er hat ein deutliches historisches Interesse. Es stimmt nicht, was oft gesagt wird, dass die Verfasser der Evangelien am wirklichen, geschichtlichen Jesus uninteressiert gewesen seien. Lukas hat genau recherchiert (im Griechischen steht hier das Wort akribôs, also „akribisch, sorgfältig“), hat die schon vorhandenen Berichte zur Kenntnis genommen und gesichtet und will jetzt „der Reihe nach“, also chronologisch von Jesus berichten. Das alles tut er, damit sein Leser, ein gewisser Theophilus, dem er sein Evangelium widmet, und dann alle anderen, die es auch lesen, die „Zuverlässigkeit“ der ihnen vermittelten christlichen Unterweisung erkennen. Hier liegt wieder die Betonung auf der Tatsächlichkeit der beschriebenen Ereignisse und dem Wunsch, so genau und exakt wie möglich zu erfahren und zu vermitteln, was Jesus gesagt und getan hat.
Lukas hat seinem Evangelium die Apostelgeschichte als zweiten Teil seines Werkes angefügt. Auch dort zeigen sich sein geschichtliches Interesse sowie seine genaue Kenntnis der Zeitumstände. Viele Einzelheiten, besonders im Bereich der politischen Ordnung der verschiedenen Städte und Landschaften im römischen Reich, die Lukas erwähnt, sind inzwischen durch archäologische Funde bestätigt worden. Lukas wie den anderen Evangelisten, Markus, Matthäus und Johannes, ging es also um verlässliche Informationen über Jesus.