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6. JANUAR

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Begegnung in Bethlehem

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.

JESAJA 9, 1

Es war schon spätabends. Ich war eingeladen, mit einer Gruppe junger Leute von Jerusalem hinüber nach Bethlehem in die Geburtskirche zu fahren. Dort feierten die orthodoxen und die orientalischen Christen ihr Weihnachtsfest, in der Nacht vom 6. zum 7. Januar. Dieses Datum geht auf eine alte Tradition zurück, älter noch als die westliche, die die Geburt des Erlösers am 25. Dezember feiert.

Die kurze Busfahrt führte uns über den Militärposten an Rahels Grab, und bald hielten wir vor der Geburtskirche mitten in Bethlehem. Wie gewaltig dieser Bau ist, erkennt man erst, wenn man durch die kleine Tür eintritt, bei der man sich bücken muss. Die Kirche wurde im vierten Jahrhundert auf Veranlassung von Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin, errichtet. Der Monumentalbau erhebt sich über der Höhle, von der die ortsansässigen Christen berichteten, dass hier Jesus geboren wurde. Es gibt keinen Grund, diese Aussage anzuzweifeln, denn hier wohnten von Anfang an ohne Unterbrechung Nachfolger von Jesus. Die ersten von ihnen waren noch Zeitgenossen von Maria und den Aposteln.

In dieser Nacht war die Kirche voller Menschen. An vielen Stellen wurden gleichzeitig die Gottesdienste gefeiert. Die Griechisch-Orthodoxen neben den Syrern, die Kopten neben den Armeniern. Es war wunderbar, das Sprachengewirr mitzuerleben, das Gotteslob in den verschiedensten Sprachen. Und mittendrin wir.

In dieser Nacht erlebte ich es wieder, das Wunder von Bethlehem. Mir wurde neu klar: Die Geburt von Jesus, unscheinbar vor zweitausend Jahren in einer Höhle, ist ein Ereignis von weltumspannender Bedeutung. Das hilfsbedürftige Kind in der Krippe ist der König der Welt.

„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht!“ So hat es der Prophet vorausgesagt. Hunderte Jahre später wurde es wahr. Dort in Bethlehem. Und seitdem scheint das Licht Gottes, Jesus selbst, hinein in die Dunkelheit der Welt.

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