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2.2.1 Begriffe

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Solche in ihrer Intension festgelegten Ausdrücke nennt man auch Begriffe. Begriffe können definiert werden als »Denkeinheiten, deren zunächst subjektiver Charakter dadurch objektiviert, d. h. intersubjektiv vermittelbar gemacht werden kann, dass andere Individuen mit einer solchen Denkeinheit den gleichen Inhalt wissentlich verbinden« (Dreier 1997,117; vgl. Sartori 1975, 13; 1984, 27). Mit Dreier (1997, 130) können drei Typen wissenschaftlicher Begriffe identifiziert werden, die sich hinsichtlich ihres Informationsgehalts unterscheiden.2

1. Klassifikatorische Begriffe (qualitative Begriffe) dienen der Erfassung von Unterschieden. Es werden Kriterien festgelegt, nach denen alle untersuchten Fälle in zwei oder mehrere Klassen eingeteilt werden können. Dabei müssen die Klassen begrifflich so definiert werden, dass sie wechselseitig ausschließlich und erschöpfend sind. D. h., ein Fall kann lediglich in eine Klasse fallen und alle Fälle können einer Klasse zugeordnet werden. Beim italienischen Politikwissenschaftler Giovanni Sartori heißt das dann »mutually exclusive« und »empirically exhaustive« und stellt eine zentrale Bewertungsgrundlage für Klassifikationssysteme dar. Ein Beispiel für eine Klassifikation von Elementen wäre die Unterscheidung von Besitzklassen in Arm und Reich oder von politischen Regimen in Demokratie und Diktatur.

2. Komparative Begriffe oder Ordnungsbegriffe setzen Eigenschaften von Fällen zueinander in Bezug. Sie ermöglichen damit eine feinere Unterscheidung und genauere Beschreibung. Die Vergleichsgrößen wären dann ärmer oder reicher in Bezug auf Besitz bzw. demokratischer und weniger demokratisch bei politischen Regimen. Dabei gilt, dass komparative Begriffe in einer strengen Ordnung zueinanderstehen. Dazu müssen die Bedingungen der Irreflexivität (ein Element kann nicht mit sich selbst in einer Relation stehen: Deutschland ist demokratischer als Deutschland), der Asymmetrie (Deutschland ist demokratischer als Kasachstan; damit ist ausgeschlossen, dass Kasachstan demokratischer ist als Deutschland) und der Transitivität (Deutschland ist demokratischer als die Türkei. Die Türkei ist demokratischer als Kasachstan; das bedeutet auch, dass Deutschland demokratischer ist als Kasachstan) erfüllt sein.

3. Sogenannte metrische Begriffe setzen die Fälle in eine strenge Ordnung zueinander und erlauben Aussagen über die Abstände zwischen den Fällen. Dazu würde man beispielsweise Besitz in Euro messen und könnte damit die Abstände in genauen Beträgen angeben. Es sind also mehr Informationen in den Begriffen enthalten, die dann auch mehr und exaktere Aussagen über Zusammenhänge zwischen Begriffen und deren verschiedenen Ausprägungen bei den Fällen erlauben (A besitzt 100 €, während B nur 50 € besitzt. A ist daher nicht nur reicher, sondern um 50 € reicher als B, und damit doppelt so reich wie B.)

Für die Formulierung von Theorien über die Wirklichkeit und für wissenschaftliche Analysen ist es hilfreich, Begriffe mit möglichst hohem Informationsgehalt zu formulieren, da dadurch auch mehr und genauere Aussagen über die Wirklichkeit möglich sind. Dass das gerade in der Politikwissenschaft nicht so einfach ist, können wir wieder am Beispiel des Begriffs Demokratie sehen: Dieser ist zunächst ein klassifikatorischer Begriff und wird erst komparativ, wenn man den Begriff erweitert um das Kriterium des Verwirklichungsgrads. Ein metrischer Begriff wird er kaum werden können, denn auf welcher Basis können wir formulieren, welches Land doppelt so demokratisch ist wie ein anderes?

Methoden in der Politikwissenschaft

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