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Das Zeitalter der Maschinen

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Österreichs Maschinenindustrie rangierte am Vorabend des Krieges unter den führenden Erzeugern der Welt, hinter den USA, Großbritannien und Deutschland. Die Zentren waren in Niederösterreich und im benachbarten Böhmen und Mähren: Die Nachfrage kam von den großen Treibern des wirtschaftlichen Wachstums, den Eisenbahnen, mechanischen Webereien, Hüttenwerken, Zuckerfabriken, Bierbrauereien, Dampfmühlen und Papierfabriken und nicht zuletzt vom wachsenden Bedarf an landwirtschaftlichen Maschinen für den großen Agrarsektor der Monarchie.

Böhmen und Niederösterreich beherbergten jeweils etwa ein Drittel des österreichischen Maschinenbaus. Die Maschinenindustrie ihrerseits beanspruchte etwa ein Drittel des österreichischen Stahlverbrauchs. Ihr Produktionswert lag 1912 in 21 Aktiengesellschaften und 259 Fabriken mit 34.000 Arbeitern bei etwa 640 Mio. Kronen. Es waren nicht nur die großen Maschinenfabriken, die Brünner Maschinenfabrik, Waagner-Biro in Wien oder die Andritzer Maschinenfabrik, sondern eine ganze Reihe von Nischenbetrieben, wo Wiener Produzenten Weltruf erlangt hatten.

Maximilian und Louis Friedmann besetzten mit der Dampfstrahlpumpe und mit ihrer Armaturenfabrik solch eine Nische, ebenso der Techniker Alfred Collmann, der 1876 die erste zwangsläufige Steuerung für Kolbendampfmaschinen entwickelt hatte, die sogenannte Collmann-Steuerung. Die Maschinenfabrik der Brüder Josef und William Hardy profitierte von der Erfindung ihrers Vaters, der sogenannten Hardyschen Vacuumbremse. Anton Freissler war der erste Hersteller elektrischer Personen- und Lastenaufzüge in Österreich. Aber auch Franz Wertheim, der als Werkzeugproduzent und Erzeuger von feuerfesten Kassen Weltruf erlangt hatte, schuf sich im Aufzugbau ein weiteres Standbein. Karl Schember war der größte Waagenproduzent. Sein Vater, der 1836 als Lokomotivführer in den Dienst der Kaiser Ferdinands-Nordbahn eingetreten war, hatte sich 1852 selbständig gemacht und begonnen, eine Werkstätte zur Erzeugung von Brückenwaagen zu errichten.176 Schember & Söhne stellte 1888 erstmals auch Münzwaagen auf. Das Zeitalter der Münzautomaten war angebrochen: für Schokolade, Zigaretten und eben auch zum Abwägen der eigenen Körperfülle. Ein besonderes Geschäft waren feuerfeste Tresore, die Wertheim mit geschicktem Marketing anbot, oder die Soldkassen für das kaiserliche Heer, die Theodor Braun erzeugte. Später weitete er seine Fabrik für Briefkästen und Metallwaren auf Münzautomaten aus. In den 1980er Jahren wurde die inzwischen recht klein gewordene Firma von dem damaligen Automatenkönig Ferry Ebert übernommen, der von ihr seine Kondomautomaten bezogen hatte. 1993 wurde das Unternehmen liquidiert. Nicht immer waren es technische Wunderdinge: Auch so kleine Dinge wie der Priemsche Druckknopf-Verschluss oder mechanische Feuerzeuge konnten reich machen.

Einige Unternehmen haben ihre Erfolgsgeschichte bis heute fortgesetzt. Aus den Patenterlösen für seinen Reflexions-Flüssigkeitsstandzeiger errichtete Richard Klinger 1893 die „Gumpoldskirchner Maschinen- und Metallwarenfabrik“, wo er ein neues, druck- und temperaturbeständigeres Dichtungsmaterial entwickelte, das später „Klingerit“ genannt wurde und noch heute hergestellt wird. Die Gumpoldskirchener Maschinen- und Metallwarenfabrik Richard Klinger, in der später auch Azetylen-Beleuchtungsanlagen, Stopfbüchsenpackungen sowie verschiedene Arten von Pumpen (Rundlauf-, Feuerlösch-, Öl- und Fettschmierpumpen) erzeugt wurden, wurde 1912 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt und hatte bei Klingers Tod 600 Beschäftigte. Heute arbeiten für die Klinger-Gruppe, deren Sitz inzwischen in der Schweiz ist, mehr als 1.800 Beschäftigte, davon etwa 400 in Gumpoldskirchen. Auch die Krauseco Werkzeugmaschinen GmbH, 1905 von Ernst Krause, Gesellschafter der Fa. Schuchardt & Schütte, gegründet, blickt inzwischen auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurück. Ihr Gründer, der aus Solingen gebürtige Ernst Krause, versteuerte 1910 bereits die Riesensumme von 304.000 Kronen.

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