Читать книгу Seewölfe Paket 18 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 16
11.
ОглавлениеMardengo war am Ende. Erst jetzt begriff er, auf welches Risiko er sich eingelassen hatte. Die „Isabella“ war hoffnungslos unterbemannt, nur mit einer vollzähligen Besatzung hätte sie gegen zwei Schiffe bestehen können. So aber mußte er es geschehen lassen, daß sich die Spanier von zwei Seiten näherten. Sie nutzten zum Längsseitsgehen eine Feuerpause aus, die er gezwungenermaßen einlegen mußte, weil er mit dem Nachladen der Geschütze nicht nachkam.
Die Spanier schrien und stürmten von beiden Seiten heran, sie sprangen auf die Decks der „Isabella“ und schossen und fochten nieder, wer sich ihnen in den Weg stellte. Der Korse brach unter einem wilden Säbelhieb Don Augustos zusammen, ein anderer Pirat fiel, als Don Lope auf ihn schoß.
Mardengo verteidigte das Achterdeck, aber auch er konnte sich nicht halten. Zwei Spanier trieb er zurück, einen dritten tötete er, doch dann drang die Übermacht von allen Seiten auf ihn ein – nur der Weg nach achtern war noch frei.
Mardengo zögerte nicht, zumal er sah, daß keiner seiner Kerle den Enterangriff überlebte. Er schwang sich über die Heckreling, hechtete ins Wasser und verschwand in den Fluten.
Die Spanier stürzten an die Reling und richteten ihre Musketen, Arkebusen und Tromblons auf das Wasser, doch Mardengo tauchte nicht mehr auf.
„Wo steckt der Hurensohn?“ brüllte Don Lope de Sanamonte. „Ist er ertrunken?“
„Ja, Señor“, entgegnete der Bootsmann der „Santa Veronica“. „Jedenfalls hat es den Anschein.“
Doch der Schein trog. Mardengo tauchte sehr weit, bis er sich außerhalb der Sichtweite des Gegners befand. Er erreichte das Nordufer der Insel und ging an Land. Er schlüpfte ins Dickicht und bewegte sich durch den Urwald. Sein Gesicht war verzerrt. Rache, dachte er immer wieder, ihr werdet alle sterben.
Die Spanier suchten nicht nach ihm, sie segelten mit den drei Schiffen in die Mündung des Flusses und gingen vor Anker. Die Boote wurden abgefiert, und ein starkes Aufgebot ging an Land. Don Augusto und Don Lope führten je einen Trupp an, sie waren sicher, Mardengo früher oder später zu finden.
Oka Mama hatte den Fluß fast erreicht. Plötzlich zuckte sie zusammen – vor ihr war ein Geräusch, dann eine Bewegung. Sie hob die Muskete und war zum Feuern bereit, da erklang der Laut eines Nachtvogels, und sie wußte Bescheid. Sie ließ die Waffe wieder sinken.
„Bist du’s?“ fragte sie leise.
„Ja“, erwiderte Mardengo und trat aus dem Dickicht auf den Pfad. „Wir müssen verschwinden. Die Spanier haben gesiegt. Nur einige bleiben in den Fallen hängen, die anderen kämmen alles ab.“
Oka Mama schwieg. Sie vernahmen das Gebrüll der Spanier, die in Fallgruben stürzten oder von Giftpfeilen getroffen wurden. Aber beide wußten sie, daß jede Hoffnung umsonst war. Die Partie war verloren.
Es hatte auch keinen Sinn, Mardengo für sein Versagen zu bestrafen.
„Gehen wir“, sagte Oka Mama mit brüchiger Stimme. „Die Berge sind unsere letzte Rettung.“
Ja – dort wollten sie sich verstecken, bis Ruhe eintrat. Die Nacht war noch lang. Vielleicht konnten sie später wenigstens ein Boot entführen und damit fliehen.
Sie stiegen in den Felsen auf und langten vor dem Wasserfall an. Oka Mama hob mißtrauisch den Kopf.
„Bist du sicher, daß sie noch nicht hier sind?“ fragte sie im Rauschen des Wassers.
„Ganz sicher“, erwiderte er. Als erster betrat er die Höhle. Hände packten ihn von allen Seiten, jemand hielt ihm den Mund zu. Er konnte Oka Mama nicht mehr warnen.
Sie folgte ihm durch den Wasserfall, und es waren Carberry und Dan O’Flynn, die sie festnahmen.
„Ich sollte dich quer durch den Busch jagen, du verschrumpelte Sumpfhexe“, sagte der Profos. „Aber darauf verzichte ich.“
Mardengo versuchte sich loszureißen, aber Hasard fällte ihn mit einem einzigen Hieb. Er schleppte ihn unter den Wasserfall, brachte ihn wieder zum Bewußtsein und fragte ihn über den Verlauf des Gefechts aus. Mardengos letzter Widerstand zerbrach, er schilderte, was sich zugetragen hatte.
Ilaria war neben Oka Mama und fesselte sie.
„Teufelin“, sagte sie. „Du hast uns in dem Glauben gelassen, Pirates’ Cove liege einsam im Meer. Das stimmt nicht. Es ist nicht weit zu den Nachbarinseln, wir hätten jederzeit fliehen können. Das wirst du alles noch bereuen.“
Oka Mama schwieg. Was sollte sie sonst auch tun? Es gab nichts mehr zu retten, nichts mehr mit den Zähnen zu verteidigen. Sie hüllte sich in einen Mantel aus Haß und Verachtung und wehrte sich nicht, als sie geknebelt und ganz nach hinten in die Höhle geschleppt wurde.
Mardengo wurde ebenfalls gefesselt und geknebelt, dann beratschlagte Hasard von neuem mit seinen Männern.
„Wir wissen jetzt, wo die Spanier sind“, sagte er. „Die ‚Isabella‘ ankert in der Flußmündung. Wahrscheinlich sind nur wenige Ankerwachen zurückgelassen worden. Das ist unsere Chance.“
Das Gebrüll der Spanier war verstummt. Sie hatten die Fallen bewältigt, suchten den Urwald ab und gelangten in das Lager, wo sie die vier gefesselten und geknebelten Piraten fanden. Es kostete sie einige Zeit, die Insel zu erforschen – eine bessere Chance gab es für die Seewölfe nicht.
Hasard beschloß, sofort zu handeln.