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9.

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Die Ankerbucht der „Saint Croix“ verfügte über eine recht enge Einfahrt, die allenfalls zwei Schiffe zur selben Zeit passieren ließ. Dies hatte Bill, der Ausguck der „Isabella“, aus der Entfernung von gut einer halben Meile schon entdeckt, bevor Ben Brighton, der von Hasard das Kommando übernommen hatte, sich zu einer recht eigenwilligen Taktik durchrang. Bills Meldung, daß der Bucht eine bewaldete Barriere vorgelagert war, gab den Ausschlag. Ben entschied sich für ein kleines Ablenkungsmanöver.

Gefährlich krängte die „Isabella“ nach Backbord, hart lag sie an dem frisch aus Osten blasenden Wind. Ihre Masten hatten sich der Wasserfläche so tief zugeneigt, daß Ben fest damit rechnete, die Piraten in der Bucht würden sie erst im allerletzten Augenblick entdecken können. Jedenfalls ragte der Dschungel auf der Landzunge vor der Bucht höher auf als die Großmarsstenge der „Isabella“.

„Ferris!“ rief Ben dem rothaarigen Schiffszimmermann zu.

Ferris Tucker kauerte schon auf der Back, wo er diesmal seine „Höllenflaschenabschußkanone“ aufgebaut hatte. Er drehte sich zu Ben um, der auf dem Quarterdeck stand, und grinste ihm wie der Teufel in Person zu. Er zeigte klar, und Ben Brighton gab ihm seinen Befehl: „Sobald du kannst, läßt du die erste Flasche los. Schick sie so weit wie möglich nach Süden ’rüber!“

„Aye, Sir. Schon verstanden, Sir!“ rief Ferris zurück. Er richtete sich auf seine Aufgabe ein, plazierte die erste Flasche auf der pfannenförmigen Vorrichtung des Apparates, zerrte ein Kupferbecken mit glimmender Holzkohle zu sich heran, griff sich einen Luntenstock und zündete die Lunte der Flasche, sobald sie auf weniger als eine Kabellänge Distanz an die Einfahrt der Bucht heran waren.

Die Flaschenbombe wirbelte von Bord, als er die Arretierung der Schleuder löste. Sie flog nach Steuerbord davon, landete im Regenwald und ging mit mächtigem Getöse in die Luft. Ferris packte gleich die nächste Flasche auf die Pfanne, blickte zu Ben – und ließ auch diese Ladung los, weil Hasards erster Offizier und Bootsmann ihm aufmunternd zunickte.

Die Höllenflasche segelte über die südliche Landzunge der Bucht, schlug in den Busch am Südufer des Piratenverstecks und ging hier mit genauso großem Donner wie die erste hoch.

So kam es, daß die „Isabella“ unbehelligt durch die Einfahrt segelte und von den Piraten an Bord der „Saint Croix“ viel zu spät bemerkt wurde, weil sie in diesem Moment alle wie gebannt nach Süden spähten. Vielleicht wäre Ben Brighton die Überraschung auch ohne den Einsatz der beiden Flaschenbomben gelungen, aber er hielt diese Art Taktik für effektvoller – und für dramatisch genug, um den Franzosen einen gehörigen Schrecken einzujagen.

Mit einemmal war die „Isabella“ mitten in der Ankerbucht des Piratenseglers und rauschte mit den Wogen auf den Feind zu.

Die „Saint Croix“ war tatsächlich kein Schiff von bescheidenen Maßen. Ben Brighton warf Old O’Flynn, der rechts neben ihm an der Querbalustrade des Quarterdecks stand, einen Seitenblick zu und rief: „Mindestens vierhundert Tonnen, schätze ich, und Kanonen hat der Bruder auch genug. Zwei Dutzend Geschütze, nach seinen Stückpforten zu urteilen …“

„Deck!“ schrie Bill, der Moses, hoch über ihren Köpfen. „Sie springen an die Kanonen, die Kerle!“

Dann räumte er den Großmars – und es war auch höchste Zeit dafür. Die Piraten hatten ihre Überraschung überwunden. Sie fluchten, brüllten sich gegenseitig Befehle zu und hasteten auf ihre Gefechtsposten. Klar zum Kampf war die „Saint Croix“, und auch die Schäden, die sie durch die Riesenwelle erlitten hatte, waren inzwischen bis auf Kleinigkeiten alle behoben.

Vier Kerle rannten an die Winsch, rammten die Spillspaken hinein und begannen zu drehen. Der Anker hob sich, das Großsegel und die Fock wurden gesetzt, die Galeone nahm etwas Fahrt auf, ehe die „Isabella“ ihr ganz auf den Leib rücken konnte – und dann wummerten auch schon zwei Drehbassen und zwei Serpentinen los, die auf ihrer Back montiert waren.

„Zieht die Köpfe ein!“ schrie Ed Carberry auf der Kuhl der „Isabella“. „Ben, auf was wartest du?“

„Ruder hart Steuerbord!“ rief Ben Brighton dem Rudergänger Pete Ballie zu. „Wir halsen und begrüßen die Halunken mit den Backbordgeschützen! Männer, klar zur Halse!“

Die Bucht war geräumig genug, um das Manöver zu gestatten. Für einen Moment sah es so aus, als wollten die „Isabella“ und die französische Galeone aufeinander zulaufen. Aber dann lag die „Isabella“ auch schon auf dem anderen Bug, steuerte in einer engen Schleife das Buchtufer im Osten an und glitt zwischen den Fontänen hindurch, die die Kugeln der gegnerischen Drehbassen und Serpentinen im Wasser hatten aufsteigen lassen.

„Backbordbatterie – Feuer!“ brüllte der Profos.

Die Culverinen schienen sich aufzubäumen, spuckten Feuer, Eisen und Rauch, ruckten auf ihren Lafetten zurück und prallten in die Brooktaue zurück, als wollten sie sie sprengen. Die sandbestreute Kuhl vibrierte. Carberry feuerte die Crew mit seinen üblichen Rufen an. Bill, Philip junior und Hasard junior rannten auf und ab, um Wasser für die Wischer und Kellen und Pulver für die 17pfünder zu transportieren, das Deck war von fiebrigen Aktivitäten erfüllt, und Batuti enterte soeben in den Vormars auf, um die ersten Brandpfeile zu zünden und zum Gegner hinüberzusenden.

Ferris Tucker hatte die Flaschenschleuder neu justiert und schickte sich gerade an, die nächste Bombe zu den Freibeutern hinüberzujagen.

Die „Saint Croix“ war jetzt abgefallen, lief mit westlichem Kurs auf die Ausfahrt der Bucht zu und bot der „Isabella“ ihre Backbordbatterie dar. Die Piraten schrien durcheinander, hantierten mit den Luntenstökken, senkten sie auf die Bodenstücke ihrer Geschütze.

Gleichzeitig mit den schweren Culverinen und den leichteren Demi-Culverinen der „Saint Croix“ donnerte die Flaschenbombe los, die Ferris Tucker genau in die Mitte der feindlichen Kuhl gesetzt hatte. Batutis erster Brandpfeil bohrte sich in das Großsegel der Piraten-Galeone.

Es krachte und toste, und plötzlich schien das Inferno seine Tore geöffnet zu haben.

Die Männer der „Isabella“ warfen sich auf die Planken, denn die gegnerischen Kugeln heulten heran. Es knackte und knirschte, Splitter wirbelten, etwas segelte in hohem Bogen quer über die Kuhl, und das Backbordschanzkleid der „Isabella“ hatte dicht beim Niedergang zur Back mit einemmal ein großes Loch.

Auf der „Saint Croix“ herrschte aber noch größere Wuhling als auf der „Isabella“, und das lag an der Wirkung, die Ferris Tuckers Höllenflasche gehabt hatte. Das Großsegel der Feindgaleone stand in Flammen, und Batuti schoß den nächsten Brandpfeil ab, der mit geradezu unheimlicher Präzision die Fock der „Saint Croix“ traf.

Die Piraten brüllten, rannten auf und ab, bargen Verwundete, warfen Tote über Bord und trachteten, das Feuer zu löschen.

Der Kampf tobte hin und her.

Louis hatte in diesem Augenblick an der Spitze seines Trupps das Ufer der Ankerbucht erreicht. Er blieb stehen, starrte für einen Moment auf das Bild, das sich seinen Augen bot, faßte sich dann aber und schrie seinen Männern zu: „Los, schiebt die Jolle ins Wasser! Wir versuchen, an Bord der ‚Saint Croix‘ zu gehen!“

Die Jolle lag nicht weit entfernt auf dem weißen Sandstrand. Sie war eins der beiden Beiboote der „Saint Croix“.

Die Piraten rannten fluchend über den Sand, packten das Boot und zerrten wie verrückt daran, um es ins Wasser zu befördern. Wenig später saßen sie auf den Duchten und pullten gemeinsam durch die hohe Brandung. Louis saß auf der Heckducht, hielt die Ruderpinne und blickte mit verzerrter Miene auf sein Schiff.

Er begriff in diesem Moment, daß er bereits zu spät kam.

Die „Saint Croix“ stand in hellen, hoch himmelan lodernden Flammen.

Seewölfe Paket 10

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