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8.

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Dan O’Flynn lief im Wolfstrab. Sorgfältig achtete er darauf, seine Atemluft gut zu rationieren. Er hatte die Entführer aus den Augen verloren. Es war ihr Vorteil, daß sie das Gelände besser kannten.

Aber er war absolut sicher, daß er den richtigen Kurs eingeschlagen hatte. Düster und drohend ragten die Felsformationen vor ihm auf – scheinbar zum Greifen nahe und doch noch mindestens eine halbe Meile entfernt.

Im Zentrum des Bergmassivs reckte sich ein Kegelstumpf dem Sternenhimmel entgegen.

Kuolai …

Der Berg der Götter.

Dan erinnerte sich an das, was Moana ihm mühevoll erklärt hatte. Ein Schauer kroch über seinen Rükken. Er dachte an ihre sanfte, verängstigte Stimme und an die geschickten Zeichen ihrer schlanken Hände. Eines erschien ihm immer noch seltsam: Sie hatte zwar unendliche Angst vor diesem grausamen Opferritual empfunden, aber durch nichts hatte sie zu erkennen gegeben, daß sie es als Unrecht betrachtete. Nein, im Denken von Moana und ihren Stammesgefährtinnen waren die Menschenopfer anscheinend ein unabdingbares Schicksal, etwas, mit dem man sich abfinden und es erdulden mußte.

Zorn wallte in Dan O’Flynn auf. Zorn auf Charangu, den indischen Halunken, der die schlichte Mentalität der Menschen von Kahoolawe skrupellos ausnutzte.

Konnte er es allen Ernstes fertigbringen, die Mädchen in den Krater des Vulkans zu stürzen?

Dan begann zu zweifeln. Aber andererseits: Wohin verschwanden die Mädchen, wenn es zwischen dieser Insel und der Außenwelt keinerlei Kontakte gab? Dans Entschlossenheit, das grausame Rätsel zu lösen, wurde übermächtig. Unbändige Willenskraft trieb ihn voran, seine Muskeln arbeiteten wie von selbst, als gehörten sie nicht zu seinem Körper.

Das Gelände stieg jetzt an. Längst lag der Palmenwald hinter ihm. Gras, das bis zu seinen Hüften reichte, war durch einen schmalen Pfad geteilt.

Auch in den Hügeln, die dem Berg vorgelagert waren, setzte sich dieser Pfad fort. Es mußte sich um einen Weg handeln, der ziemlich oft benutzt wurde. Aber von wem? Wenn der Vulkan so etwas wie ein heiliger Berg war, dann galt er bei den Insulanern mit Sicherheit als tabu. Dann durften nur einige Auserwählte hierher vordringen.

Charangu und seine Schergen? Die Werkzeuge, die er sich unter den Polynesiern herangezogen hatte?

Möglich.

Dan brach seine Gedanken ab. Die Hügel forderten seine Kräfte mehr, als es zuvor in der Ebene der Fall gewesen war. Trotzdem gönnte er sich keine Verschnaufpause. Er verringerte lediglich sein Tempo und achtete weiterhin darauf, regelmäßig zu atmen.

Das Felsmassiv war jetzt so nahe, daß es ihn zu erdrücken schien. Es wurde merklich kühler. Eine geradezu bedrohliche Kälte schien von dem Berg auszustrahlen.

Dan überquerte eine flache Hügelkuppe. Nach der dahinterliegenden Senke stieg das Gelände steiler an. Abrupt endete die Vegetation. Doch deutlich war der schmale Paß zu erkennen, auf den der Trampelpfad zuführte. Der Boden unter Dans Füßen war hart und schwarz. Erkaltete Lava? Er hatte keine Zeit, es zu ergründen.

Im Paß hallten seine Schritte hohl. Zu beiden Seiten ragten die Felswände senkrecht auf. Dan hatte das Gefühl, sich in der Tiefe eines Schachts zu befinden, aus der es kein Entrinnen gab.

Nach etwa dreihundert Yards wichen die Felswände zurück und öffneten sich zu einem Plateau hin, das sich schwarz glänzend im Mondlicht ausdehnte. Am jenseitigen Ende des Plateaus ruhte der Kegelstumpf des Vulkans wie ein Koloß, der nur darauf wartete, zum Leben zu erwachen und den Tod zu bringen.

Dan schätzte die Entfernung auf nochmals dreihundert Yards. Er war sicher, daß er dort vorn auf einen mühelosen. Aufstieg zum Rand des Kraters stoßen würde.

Abermals beschleunigte er seine Schritte.

Die Hälfte der Entfernung schaffte er.

Aus der Dunkelheit am Fuß des Vulkans lösten sich Schatten. Sie wurden regelrecht ausgespien.

Fächerförmig schwärmten sie aus, nur als menschliche Silhouetten erkenntlich. Ihre Bewegungen waren leichtfüßig und elastisch.

Dan O’Flynn prallte zurück.

Geduckt blieb er stehen.

Kein Zweifel, daß sie versuchten, ihn einzukreisen. Und sie würden leichtes Spiel damit haben. Denn es waren neun oder zehn Männer. Eine erdrückende Übermacht.

Dans Rechte tastete zum Griff des Entermessers, das an seiner Hüfte baumelte.

Die Bewegungen der Männer wurden langsamer. Aber es lag kein Zögern in diesen Bewegungen. Auf Steinwurfweite waren sie herangenaht, und ihre Haltung hatte etwas Abtastendes, Lauerndes. Einen Halbkreis hatten sie bereits geformt. Wie ein Rudel Wölfe, das sein Opfer sicher wähnte. Und bei der ersten Nervenschwäche, die das Opfer zeigte, würden sie zustoßen.

Dan zog das Entermesser aus der Scheide. Hell schimmerte die breite Klinge im fahlen Mondlicht. Er wußte, daß seine Chancen gering waren. Dennoch befiel ihn eine eisige Ruhe – wie stets in jenen Situationen, deren Endpunkt nur Leben oder Tod sein konnte.

Daß sie ihn diesmal töten würden, stand fest. Diese Polynesier, die Moana entführt hatten, mußten von Charangu zu hirnlosen Instrumenten abgerichtet worden sein.

Dan konnte es ihnen nicht einmal vorwerfen, daß sie in ihrer Mordlust keine Grenzen kennen würden. Aber er konnte sie auch nicht schonen. Einige von ihnen würden sterben, bevor er selbst auf die letzte Reise ging.

Über eins fand er eine seltsame Art von Enttäuschung: Er hatte sich stets vorgestellt, daß er Schiffsplanken unter den Füßen haben würde, wenn die Zeit für ihn gekommen war. Ja, solche Gedanken hatte er gehegt, trotz seiner jungen Jahre. Denn allzu oft hatten sie auf der „Isabella“ dem Tod ins blanke Auge geblickt.

Doch jetzt war alles anders als in seiner Vorstellungswelt. Der Tod erwartete ihn in einer fremden und unwirklichen Umgebung.

Auch die Polynesier zogen jetzt ihre Messer. Sie taten es langsam, als hätten sie grenzenlose Zeit.

Ebenso langsam schlossen sie den Ring enger um Donegal Daniel O’Flynn.

Er fühlte sich so einsam wie nie zuvor in seinem Leben.

Auch darüber empfand er Bitterkeit. Denn auch dies hatte er sich anders vorgestellt – Seite an Seite mit seinen Kameraden, furchtlos lachend im wilden Kampfgetümmel –, das war ein würdiger Moment für einen Mann, zu sterben.

Nicht dies.

Die Südseite der Insel Kahoolawe ragte wie ein Spitzkeil in die See. In der Dunkelheit wirkten die dichten Palmen, die nur durch einen schmalen Streifen Strand vom Wasser getrennt waren, wie eine feste Wand.

Über Steuerbordbug segelnd, glitt die „Isabella“ mit ausreichendem Abstand vom Riff durch die ruhige See. Leise rang der Wind in Wanten und Pardunen. Rahen und Blöcke ließen nur ein verhaltenes Knarren hören.

Ben Brighton und Siri-Tong hatten ihren Platz auf dem Quarterdeck beibehalten. Aufmerksam spähte die Rote Korsarin zum Korallenriff, das sich durch die weiße Linie der schäumenden Brandung deutlich abzeichnete.

In kurzen Abständen gab Ben dem Rudergänger Kurskorrekturen. An Deck standen die Männer an den Brassen und warteten voller Spannung auf die Befehle Ben Brightons.

Das Gefühl, das sie alle gepackt hatte, war anders als in allen Seeschlachten, die hinter ihnen lagen. Meist war es so gewesen, daß sie gewußt hatten, mit welcherart Feind sie es zu tun kriegten. Einer Gefahr ins Auge zu schauen, die man kannte, war nun einmal leichter. Doch was sie östlich der Insel Kahoolawe erwartete, war mehr als ungewiß.

Vielleicht nur gähnende Leere.

Doch daran glaubte niemand an Bord der Galeone so recht. Etwas Unheimliches strahlte von diesem düsteren Vulkan aus, der Kahoolawe überschattete. Eine Gefahr formte sich daraus, die nicht greifbar zu sein schien.

Edwin Carberry verschaffte seinen Gefühlen Luft.

„Steht nicht herum wie belämmerte Schafe!“ grollte er. „Was ist los mit euch lausigen Bilgenratten? Was, zum Teufel, hat euch die Sprache verschlagen, daß ihr eure Affenärsche zusammenkneifen müßt, als ob …“

„Mister Carberry!“ rief Siri-Tong. Mehr nicht.

Der Profos, der in der Nähe des Großmastes stand, duckte sich unwillkürlich.

„Verzeihung“, brummte er mehr zu sich selbst, „hab vergessen, daß wir immer noch Minderjährige an Bord haben.“ Aber eines Tages, wenn die beiden kleinen Stinte ausgewachsen waren, dann würde er kein Blatt mehr vor den Mund nehmen. Das schwor er sich in diesem Moment.

Hasard junior und Philip junior kauerten in andächtigem Schweigen auf dem Vorkastell. Sie wußten es zu schätzen, daß sie ausnahmsweise Erlaubnis hatten, in einer unklaren Situation an Deck sein zu dürfen. Und ebenso wußten sie, daß sie bei Gefahr im Verzug schleunigst ins Mannschaftslogis zu verschwinden hatten. So verharrten sie mucksmäuschenstill – in der leisen Hoffnung, daß man bei etwaigem Getümmel vielleicht doch ihre Anwesenheit vergaß.

Die weiße Brandungslinie des Riffs schwang in weitem Bogen nach Osten. An Backbord blieb die Südspitze der Insel zurück.

Eine halbe Kabellänge vom südlichen Riff entfernt ließ Ben Brighton Ostkurs steuern. Die „Isabella“ krängte weiter nach Steuerbord und gewann zusätzliche Fahrt.

Die Ostseite der Insel schob sich langsam ins Blickfeld.

Unablässig beobachtete Ben Brighton die Lagune und den Strand durch das Spektiv.

An Bord war es wieder still geworden. Angespannt starrten die Männer auf die See hinaus. Silberne Fäden, vom Mond- und Sternenlicht hervorgerufen, schienen sich im schwachen Wellengang zu bewegen.

„Deck!“ ertönte plötzlich Bills Stimme aus dem Großmars. „Zweimaster Backbord voraus vor Anker! Entfernung drei bis vier Kabellängen!“ Diesmal vergaß der Moses sogar die Vokabel „Wasserfahrzeug“, auf die er zuvor so stolz gewesen war.

Ben Brighton hatte Bills Entdekkung im selben Moment geortet. Durch die hervorragende Optik des Spektivs erschien das Schiff als scharfgezeichneter Schattenriß.

Es zeigte keine Flagge. Auch waren alle Lampen an Bord gelöscht. Einwandfrei zu erkennen war, daß es sich um einen Rahsegler handelte. Eine merkwürdige Konstruktion, die mit dem europäischen Standard des Schiffbaues wenig gemein hatte. Die Aufbauten waren flach, der Rumpf aber eher plump als schnittig. Der Konstrukteur schien sich nicht ganz im klaren darüber gewesen zu sein, ob er höherer Tonnage oder größerer Geschwindigkeit den Vorzug geben sollte. Auf dem Achterdeck befand sich ein kastenförmiges Ding. Es sah aus, als ob sie kurzerhand eine Hütte aus einem Eingeborenendorf gepflückt und mit dem Hebebaum an Bord gehievt hatten. Das war anscheinend die Unterkunft für Kapitän und Mannschaften gleichermaßen.

Ben Brighton schätzte das Schiff auf knapp hundert Tonnen. Er ließ das Spektiv sinken und gab Befehl, Großsegel und Focksegel zu bergen. Kurz darauf auch das Blindesegel.

Mit katzenhafter Gewandtheit enterten die Männer in den Wanten auf. Knappe Kommandos wurden laut, und jetzt beschränkte sich auch Edwin Carberry auf das Notwendige.

„Pete, fünf Strich Steuerbord“, befahl Ben Brighton.

„Aye, aye, fünf Strich Steuerbord“, wiederholte Pete Ballie und legte Ruder.

„Anbrassen, ihr Heringe!“ brüllte der Profos auf dem Hauptdeck. Die Männer bewegten sich geschickt und blitzschnell. Carberrys Gebrüll störte sie dabei nicht. Jeder Handgriff saß, und jeder Mann wußte selbst in der größten Wuhling haargenau, wo er zupacken mußte. Auch bei Dunkelheit wie jetzt.

Die „Isabella“ gewann mehr Abstand vom Riff, glitt aber noch immer in spitzem Winkel auf das ankernde fremde Schiff zu.

Siri-Tong hatte ebenfalls ein Spektiv ans Auge gesetzt.

„Was für ein Landsmann könnte das sein?“ fragte Ben Brighton, der neben ihr an die Backbordseite der Balustrade getreten war.

„Kein Chinese“, erwiderte die Rote Korsarin. „Ich vermute, daß es sich um einen polynesischen Segler handelt. Im Gebiet der mikronesischen Inseln soll es eine Menge Halunken zur See geben, die plündernd und brandschatzend von Insel zu Insel ziehen. Vielleicht ist es ein solches Schiff, das sich bis hierher in die Hawaii-Inselgruppe vorgewagt hat. Womit bewiesen wäre, daß der merkwürdige Inder wüst gelogen hat.“

„Dieser Charangu?“ sagte Ben Brighton, der über die Zusammenhänge noch nicht vollends auf dem laufenden war.

Siri-Tong nickte. „Er hat behauptet, es gäbe von Kahoolawe keine Kontakte zur Außenwelt und die jungen Mädchen und die Perlenausbeute würden den Göttern geopfert.“

„Mhm“, entgegnete der Erste Offizier, „was die Piraten – wenn es welche sind – mit den Perlen anfangen, ist mir klar. Aber mit den Mädchen?“

Die Rote Korsarin ließ das Spektiv sinken. „Ben! Tust du nur so ahnungslos, oder bist du es wirklich?“

Er zuckte mit den Schultern und wiegte verlegen den Kopf. In Gegenwart einer Lady mochte er sich nicht gern darüber äußern, was seine Vermutungen waren.

Siri-Tong hob das Spektiv von neuem.

„Ben!“ rief sie halblaut, ohne den Kieker abzusetzen. „Bei denen rührt sich etwas an Bord! Sie versuchen, sich dabei zu verstecken, aber ihr Schanzkleid ist eine Idee zu flach!“

Ben Brighton beobachtete das Schiff genauer, und dank der präzise geschliffenen Optik sah auch er es jetzt. Nur vereinzelt waren die gekrümmten Rücken von hin und her huschenden Männern zu erkennen, die sich hinter dem niedrigen Schanzkleid bewegten.

Und noch eins sah Ben Brighton: Die Geschütze an der Backbordseite des Zweimasters standen in offenen Pforten. Es gab keine Luken. Ben zählte insgesamt vier Rohrmündungen. Neunpfünder bestenfalls. Geradezu lächerlich, verglichen mit der Bestückung der „Isabella“, die über je acht Siebzehn-Pfünder-Culverinen an Backbord und Steuerbord verfügte.

Ben faßte einen schnellen Entschluß. Nach der Kursänderung betrug die Entfernung noch etwa drei Kabellängen. Die kleinen Geschütze des Zweimasters konnten auf diese Distanz keinen großen Schaden anrichten, zumal sie in der Dunkelheit mit dem Zielen beträchtliche Schwierigkeiten haben würden.

Daß die Kerle auf dem Zweimaster sich auf ein Gefecht vorbereiteten, schien indessen offensichtlich.

Ben Brighton ließ beidrehen und das restliche Tuch aufgeien. Die Galeone verlor rasch an Fahrt und zeigte dem unbeleuchteten fremden Segler nun die Backbord-Breitseite.

„Alle Mann auf Gefechtsstation!“ befahl Ben halblaut. „Backbordgeschütze klar zum Gefecht! Und schafft mir die Jungen unter Deck!“ Er lächelte bei dem Gedanken, welche Enttäuschung die Söhne des Seewolfs jetzt wohl empfanden.

„Sie lichten den Anker“, meldete Siri-Tong, die nach wie vor den Zweimaster durch das Spektiv beobachtete. „Gleich werden sie Segel setzen und versuchen zu verschwinden. Auf alle Fälle müssen sie vor Schreck den Verstand verloren haben, wenn sie es auf eine Auseinandersetzung mit uns ankommen lassen wollen.“

„Jemand, dem der Schreck in die Glieder fährt, tut oftmals etwas, was er normalerweise nicht einmal im Traum tun würde“, sagte Hasards Stellvertreter.

An Deck arbeiteten die Männer zügig, doch ohne Hast. Die Geschützmannschaften klarierten die Culverinen an Backbord und justierten die Geschütze, nachdem sie die überlangen Rohre mit den von Al Conroy berechneten Pulvermengen und den Siebzehn-Pfünder-Kugeln geladen hatten. Al verteilte die Lunten an die einzelnen Geschütze. Aus der Kombüse hatte der Kutscher unterdessen ein Kohlenbecken mit Glut zum Zünden der Lunten herangeschafft. Die anderen stellten Wassereimer an Deck auf und streuten Sand auf den Planken aus.

„Schiff klar zum Gefecht!“ meldete Al Conroy schließlich. Er selbst hatte hinter der vordersten Culverine an Backbord Stellung bezogen. Die Taktik, die Ben Brighton beabsichtigte, war ihm klar. Ben war auf Fairneß bedacht und wollte einem ankernden Schiff gegenüber nicht den Vorteil größerer Beweglichkeit ausspielen. Und überdies war die jetzige Position der „Isabella“ für den fremden Zweimaster ein eindeutiges Warnsignal. Wenn der Fremde es unter diesen Umständen auf einen Kampf ankommen ließ, mußte er entweder nicht ganz bei Trost sein oder tatsächlich die verrückte Hoffnung hegen, noch das Weite suchen zu können.

Al Conroy hatte dies kaum zu Ende gedacht, als es drüben an der Breitseite des Zweimasters aufblitzte.

Ein Orgeln war zu hören, und im nächsten Atemzug rollte der Geschützdonner herüber.

Weit vor der Galeone klatschte die Kugel wie ein schlapper Beutel ins Wasser.

Al Conroy konnte nur den Kopf schütteln.

Abermals ein Mündungsblitz und wieder das gleiche Ergebnis. Spätestens jetzt mußten die Kerle begriffen haben, daß sie keine Chance hatten.

„Stückmeister!“ rief Ben Brighton.

„Sir?“

„Schick ihm einen Gruß vor den Bug, damit er klarere Gedanken kriegt!“

„Aye, aye, Sir!“ Al Conroy sprang auf, justierte das Rohr seiner Culverine und zündete die Lunte.

Das Zündpulver begann Funken zu sprühen. Und jäh stieß ein Feuerstrahl aus dem überlangen Rohr. Die Brooktaue fingen das zurückstoßende Geschütz auf. Eine Wolke von Pulverrauch wehte auf die See hinaus.

Gespannt beobachteten Ben Brighton und Siri-Tong den Zweimaster durchs Spektiv.

Haarscharf vor dem Bug riß Al Conroys Kugel eine hohe, weißschäumende Fontäne aus dem Wasser. Wieder hatte der Stückmeister der „Isabella“ bewiesen, welch ein Könner er auf seinem Gebiet war. Die anderen klopften ihm begeistert auf die Schulter.

Doch wenn sie geglaubt hatten, daß die Crew des Zweimasters zur Einsicht gebracht war, so hatten sie sich getäuscht.

Drüben wurden die Segel gesetzt, gleichzeitig blitzten von neuem Mündungsfeuer auf. Jetzt waren sie offenbar entschlossen, sich dem offenen Kampf zu stellen.

Ben Brighton dachte nicht daran, sie Fahrt gewinnen zu lassen.

Er würde den Zweimaster auf der Stelle festnageln.

Seewölfe Paket 10

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