Читать книгу Seewölfe Paket 10 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 31
5.
ОглавлениеDie „Isabella“ krängte schwer nach Steuerbord. Mit Backbordhalsen hoch am Wind segelnd, hielt sie den vom Seewolf befohlenen Südkurs, aber es wurde für Rudergänger Pete Ballie und die Deckswache, die die Segelmanöver durchzuführen hatte, immer schwerer, nicht davon abzuweichen.
„Sir!“ rief Carberry von der Kuhl zum Quarterdeck hoch. „Mir scheint, der Wind dreht noch weiter und pfeift uns gleich aus Südosten entgegen!“
Der Seewolf hatte Pete Ballie im Ruderhaus einen kurzen Besuch abgestattet, jetzt trat er wieder aufs Quarterdeck hinaus und hielt mit nachdenklicher Miene die Nase in den Wind.
„Ja“, sagte er. „Donegal behält also doch recht mit seiner Vorhersage. Und auch der Rest wird wohl zutreffen.“
„Wir kriegen Sturm!“ rief Siri-Tong vom Achterdeck her.
„Ben, Ed!“ schrie der Seewolf. „Laßt vorsorglich die Manntaue spannen und haltet die Sturmsegel bereit!“
„Aye, aye, Sir!“
Hasard wandte sich zum Ruderhaus um und sagte im zunehmenden Heulen des Windes: „Pete, abfallen! Ruder etwas Steuerbord!“
„Abfallen, Sir“, wiederholte Pete Ballie. Das Rad drehte sich unter seinen schwieligen Händen. „Ruder liegt etwas Steuerbord.“
„Abfallen“, gab Ben Brighton, der auf dem Backbordniedergang zur Kuhl stand, den Befehl weiter. Die Crew bestätigte ihn.
„Sir!“ schrie hoch über den Köpfen der Männer und der Roten Korsarin plötzlich Bill, der Moses. Er hatte sich auf seinem Posten, dem Großmars, kerzengerade aufgerichtet und wies mit der ausgestreckten Hand Steuerbord voraus. „Ich sehe Licht! Steuerbord voraus!“
Hasard und alle anderen auf den Decks fuhren herum und blickten in die von Bill angegebene Richtung. Hasard sah noch das Zucken des Feuerblitzes in der Ferne, dann hörte er trotz des Jaulens und Summens des Windes das tiefe Grollen, das über die gefurchte See heranrollte.
„Kanonendonner“, sagte er.
„Nur ein einziger Schuß, Sir!“ rief Bill. „Es scheint kein weiterer abgegeben zu werden. Aber ich habe ein paar schwächere Blitze gesehen.“
„Schwächere Blitze?“ brüllte Carberry zum Großmars hinauf. „Was zum Teufel meinst du Kakerlak damit? Drück dich gefälligst deutlicher aus, oder du kriegst es mit mir zu tun.“
Hasard war an die Querbalustrade des Quarterdecks getreten und blickte zu den Männern, die er wie schemenhafte Wesen auf der Kuhl hin und her eilen sah. Carberry stand wie ein allgewaltiger Felsen in ihrer Mitte.
„Ed!“ rief er ihm zu. „Ich schätze, es könnte sich um Musketenfeuer gehandelt haben.“
„Aber ich hab’s nicht krachen hören, Sir!“
„Der Wind heult zu laut, und die See rauscht zu stark, Ed. Wir haben nur den Kanonenböller vernehmen können.“
„Jawohl, Sir. Wir haben da also ein fremdes Schiff vor der Nase?“
„Wahrscheinlich“, erwiderte der Seewolf.
Dan O’Flynn rief: „Was denn wohl sonst, Profos? Eine Reiterschwadron mit Kanonen vielleicht – oder eine fliegende Festung?“
„Mister O’Flynn!“ brüllte Carberry, daß es von den Querwänden der Schiffskastelle widerhallte. „Es könnte immerhin angehen, daß es eine Inselfestung ist, von der aus in die Gegend geballert wird, oder? Dein schwacher Geist braucht eine zünftige Behandlung, du Stint!“
„Ruhe!“ schrie der Seewolf. „Pete, weiter abfallen. Ruder Steuerbord!“
„Ruder liegt Steuerbord, Sir!“
„Abfallen, ihr Rübenschweine!“ tönte Carberrys Stimme über die Kuhl. „Habt ihr nicht gehört? He, ihr triefäugigen Seegurken, muß ich euch erst wachrütteln, was, wie?“
„Gott bewahre uns davor“, sagte der Kutscher, der soeben die Kombüse verlassen hatte, um sich an den Manövern zu beteiligen.
Philip und Hasard, die Zwillinge, waren jetzt auch an Oberdeck und lachten hinter der vorgehaltenen Hand. Carberry gewahrte sie, brüllte sie an und scheuchte sie quer über die Kuhl, damit sie beim Spannen der Manntaue mithalfen, und ihr Lachen war jetzt wie weggewischt.
Sir John, der karmesinrote Aracanga, schrie von irgendwoher seine wüsten Flüche, und zwar auf englisch und auf spanisch. Arwenack, der Schimpanse, hatte den Großmars, wo er Bill Gesellschaft geleistet hatte, verlassen und turnte kekkernd in der Takelage herum.
Es herrschte Aufregung an Bord.
„Den Feuerblitz ansteuern, Pete!“ rief der Seewolf.
„Aye, Sir. Ich hab’s mir gemerkt, wo die Stelle war!“ rief Pete Ballie aus dem Ruderhaus zurück.
Höher türmten sich die Wellen auf, dichter ballten sich die schwarzen Wolken am Nachthimmel zusammen. Gischt sprühte am Bug und an den Bordwänden der „Isabella“ hoch und näßte die Decksplanken und die Gestalten der Männer und der schwarzhaarigen Frau.
Siri-Tong war dicht neben Hasard getreten und fragte: „Sollten wir nicht lieber die Sturmsegel setzen?“
„Noch nicht“, erwiderte er. „Ich will so viel Fahrt wie möglich laufen und den Punkt erreichen, an dem geschossen wurde.“
Die „Isabella“ segelte immer noch mit Backbordhalsen und über Steuerbordbug liegend, aber die Gefahr, daß die Segel zu killen begannen, war gebannt, denn der Wind blies jetzt zwar steif bis stürmisch aus Südost, doch der neue Kurs lag Richtung Südwesten an.
„Was meinst du?“ fragte die Rote Korsarin vorsichtig. „Ob das wohl die ‚Saint Vincent‘ gewesen sein könnte?“
Hasard wandte den Kopf und blickte sie an. „Zu solch einer Hoffnung mag ich mich nicht versteigen. Ich kann nach wie vor nur alles dem Zufall überlassen. Was immer der Anlaß für die Schüsse war, was immer wir dort im Südwesten vorfinden – ich kann erst urteilen und handeln, wenn ich weiß, mit wem ich es dort zu tun habe.“
Sie richteten beide ihren Blick voraus und warteten darauf, wieder einen Feuerblitz in der Nacht zu sehen.
Aber es fielen keine Schüsse mehr.
Die „Isabella“ kämpfte sich mit gut sieben Knoten Fahrtgeschwindigkeit durch die stark kabbelige See und schien es selbst eilig zu haben, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Grand Duc hatte es nie bedauert, daß die „Saint Vincent“ keine Heckgalerie hatte wie viele andere Segelschiffe ihrer Zeit, aber jetzt, als er triefendnaß mit dem Entermesser zwischen den Zähnen an dem riesigen Steuerruder hochkletterte, verfluchte er diese Tatsache. Eine Heckgalerie hätte sein Unternehmen wesentlich erleichtert. Er hätte sich über die Reling schwingen und in die Kapitänskammer eindringen können, um von dort aus quer durch die Hütte bis auf die Kuhl zu gelangen. So aber mußte er ganz bis zum hoch aufragenden Heck hinaufklettern.
Gewiß, er hätte eins der Bleiglasfenster der Kapitänskammer zertrümmern können, aber dieses Geräusch hätten die Insulaner zweifellos vernommen. Sie wären daraufhin sofort mit ihren Beutewaffen herbeigeeilt und hätten vom Achterdeck aus ein Zielschießen auf ihn, Grand Duc, und auf Picou und die beiden anderen Kerle veranstaltet.
Grand Duc arbeitete sich folglich vom Hennegat aus an den hölzernen Verzierungen des Schiffshecks hoch, um das Achterdeck zu erreichen. Er glitt zweimal mit den Händen ab und unterdrückte einen fürchterlichen Fluch, aber dann hatte er es endlich doch geschafft und konnte an der großen eisernen Hecklaterne vorbei über die Handleiste der Reling auf den hinteren Teil des Achterdecks entern.
Hier verharrte er geduckt.
Er hatte erwartet, daß die Polynesier wieder auf ihn und seine Kumpane schießen würden. Waren sie denn wirklich so einfältig, zu glauben, daß alle vier Piraten aus der Jolle ertrunken oder vom kenternden Boot erschlagen worden waren?
Nein. Unmöglich. Sie konnten nicht so dumm sein. Vielmehr hatten sie sich jetzt wohl gesagt, daß es klüger sei, sich still zu verhalten und den Feinden auf dem Deck der Galeone aufzulauern.
Eine Falle also.
Grand Duc wandte sich zu Picou um, der in diesem Augenblick über die Heckreling kroch. Er gab ihm ein Zeichen, sich vorsichtig zu verhalten.
Picou begriff und verständigte seinerseits die beiden anderen Piraten.
Kurz darauf bewegte sich das Quartett auf allen vieren über die Planken des Achterdecks. Grand Duc befand sich an der Spitze seines kleinen Stoßtrupps. Er hatte das Entermesser in die rechte Faust genommen. Jeden Moment rechnete er mit einem Angriff der Insulaner aus dem Hinterhalt. Er war sich im klaren darüber, daß sie den ausgebrochenen Geiseln gegenüber ohne Handfeuerwaffen auf jeden Fall unterlegen waren.
Trotzdem drang er immer weiter vor. Die Wut und der Haß, die in ihm gärten, und der draufgängerische Mut des hartgesottenen Karibik-Piraten, der vor nichts zurückschreckte, trieben ihn voran.
So langte er bei der Schmuckbalustrade an, die den Querabschluß zur Kuhl bildete.
Der Wind – jetzt aus Südosten wehend – strich pfeifend über die Insel und die Lagune und setzte dem Wasser eine kräuselnde Dünung auf. Die „Saint Vincent“ bewegte sich schwerfällig und schwojte an der Ankertrosse, ihre Blöcke und Rahen knarrten, das Wasser umspülte gurgelnd ihren Rumpf. Dies war die unheimliche Begleitmusik zu der wahrhaft gespenstischen Szene, die sich Grand Ducs Augen bot.
Er spähte zwischen zwei Pfosten der Schmuckbalustrade hindurch und konnte fünf reglose Gestalten erkennen. Vier lagen am Steuerbordschanzkleid, eine im offenen Vordeckschott. Grand Duc, dessen Augen sich ziemlich gut auf die Dunkelheit eingestellt hatten, sah, daß es sich nicht um Eingeborene von Hawaii, sondern um die Wachtposten des Schiffes handelte. Aus ihrer Kleidung konnte er dies eindeutig schließen.
Von den Insulanern war nichts zu entdecken.
Grand Duc beschloß, die Lage zu forcieren, sein Schicksal sozusagen herauszufordern, und richtete sich an der Schmuckbalustrade auf. So bot er etwaigen Heckenschützen seinen gewaltigen Oberkörper als Zielfläche dar.
Aber kein Schuß fiel.
Grand Duc lehnte sich etwas vor, spähte senkrecht nach unten und sah eine sechste Gestalt auf der Kuhl liegen – verkrümmt und augenscheinlich ohne einen Funken Leben im Leib. Es war einer der Piraten, die sich zur Wachablösung in der Mannschaftsmesse bereitgehalten hatten. Bis zum Achterdecksschott hatte er es geschafft, weiter nicht. Unter seinem Körper hatte sich eine dunkle Lache gebildet.
Grand Duc sah weder Picou noch die beiden anderen tropfnassen Männer neben sich. Er befand sich wie in Trance, als er jetzt zum Niedergang hinüberschlich, die Stufen hinunterstieg und auf die Kuhl trat.
Wenn sie ihn töten wollten, dann war dies die ideale Gelegenheit dazu.
Aber niemand griff ihn an, er konnte ungehindert zu dem Toten vor dem Achterdecksschott gehen und ihn einer kurzen Untersuchung unterziehen. Grand Duc konnte auch zu den vieren am Steuerbordschanzkleid hinüberwechseln und zu seinem Erstaunen registrieren, daß zwei von ihnen sich soeben bewegten und nach den Beulen an ihren Hinterköpfen tasteten, wobei sie üble Verwünschungen ausstießen. Grand Duc, Masots rechte Hand, begriff, daß alle vier nur bewußtlos geschlagen worden waren. Erst dann drehte er sich um, blickte nach Backbord und stellte fest, daß die zweite Jolle fehlte.
Nein, er hatte von seinem Boot aus nicht sehen können, wie die Insulaner die zweite Jolle hochgehievt und dann außenbords abgefiert hatten. Jetzt erst fand er die Erklärung für die lange Feuerpause, für die geisterhafte Stille, die nach dem Gefecht eingetreten war – und er stürmte zum Backbordschanzkleid.
Keine Jakobsleiter, nur zwei Taue waren dort belegt worden. Grand Duc lehnte sich über die Handleiste und sah die Taue außenbords baumeln. Daran also waren sie hinuntergehangelt.
„Picou!“ schrie er blind vor Wut.
Er hob den Blick etwas, spähte in die tiefe Finsternis der Lagune hinaus und glaubte plötzlich, die Umrisse der davongleitenden Jolle zu erkennen. Er wußte, daß es genausogut eine Täuschung sein konnte, aber er klammerte sich an diese letzte Möglichkeit, die Tat der Gefangenen zu vergelten.
„Picou, zu mir!“ brüllte er, dann löste er sich von dem Schanzkleid, eilte nach vorn und erklomm die Back mit zwei mächtigen Sätzen. Er stürzte an die linke der beiden auf der Balustrade der Back montierten Serpentinen, und dann erschien auch Picou, der natürlich begriffen und in aller Eile das Kupferbecken mit der immer noch glimmenden Holzkohle darin von der Kuhl mitgebracht hatte. Es war das Becken, in dem Andai kurz zuvor die Lunte für den 17-Pfünder entzündet hatte.
Grand Duc drehte das leichte Geschütz in der Gabellafette und richtete die Mündung auf jenen Punkt in der westlichen Lagune, an dem er die Jolle gesehen zu haben glaubte.
Picou entfachte die Lunte, als Grand Duc die Serpentine justiert und festgeschraubt hatte. Grand Duc entriß ihm den Luntenstock und zündete die Ladung selbst.
Die Serpentine krachte und rüttelte an der Gabellafette, als wollte sie sie aus der eisernen Verankerung reißen. Im Aufzucken des Mündungsblitzes glaubten Grand Duc und Picou die Jolle mit den Flüchtigen für einen Augenblick zu erkennen, aber dann erlosch der Schein, und die Wahrnehmung ging im finsteren Nichts unter.
Rauschend stieg eine Wasserfontäne auf, aber das Bersten von Holz und die Schreie tödlich Verwundeter blieben aus.
Grand Duc feuerte auch die zweite Serpentine ab – mit dem gleichen Mißerfolg. Zwei dröhnende Schüsse waren wirkungslos in der Nacht verpufft.
„Unsere Jolle bergen“, stieß Grand Duc hervor. Seine Schläfen- und Halsadern traten beängstigend hervor, soviel vermochte Picou trotz der Dunkelheit zu sehen. „Sie aufrichten, das Wasser ausösen, an Land und die Kameraden holen. Wir müssen ankerauf gehen und diesen Teufeln nachsegeln, wir …“
Er entdeckte die beiden anderen Kumpane. Sie hatten soeben die Back geentert und schnitten betretene Mienen.
„Habt ihr die Schiffsräume durchsucht?“ fragte Picou. „Nun redet doch schon! Was habt ihr gefunden?“
„Einen Toten im Vordeck“, erwiderte der linke der beiden Kerle.
„Ist es einer dieser braunen Hunde?“ fuhr Grand Duc ihn an.
„Nein. Einer von uns.“
„Und im Achterdecksgang liegt Henri. Er ist auch tot“, erklärte der andere leise.
Grand Duc sprach stockend, als bereite es ihm ungeheure Schwierigkeiten. „Die Geiseln – sind sie alle …“
„Sie sind alle geflohen, Grand Duc, daran besteht kein Zweifel“, sagte Picou. Die beiden anderen bestätigten es durch Kopfnicken.
„Die Jolle!“ brüllte Grand Duc sie an. „Die Jolle bergen, ihr Hunde!“ Er blieb stehen, als sie davonstoben und schüttelte den Kopf, als müsse er eine vernichtende Last abwerfen. Dann erst fiel ihm ein, daß er sich um ein Detail von außerordentlicher Wichtigkeit bislang noch nicht gekümmert hatte.
„Der Schatz“, murmelte er bestürzt. „Mon Dieu, der Schatz …“
Er verließ die Back, raste über die Kuhl, sprang über die Leichen, die den Achterdecksgang versperrten, und langte keuchend bei der Tür zur Kapitänskammer an. Er riß sie auf, stürzte zum Pult, öffnete die Schublade, entnahm ihr einen großen eisernen Schlüssel, verließ die Kammer wieder und eilte ein Deck tiefer zu einem verborgen liegenden Raum, zu dem nur Masot den Schlüssel hatte. Daß der Schlüssel im Kapitänspult aufbewahrt wurde, hatte er nur Grand Duc anvertraut.
Der Riese öffnete mit fliegenden Fingern die Tür. Er konnte nicht erkennen, was dahinterlag, als er sie aufzog, tat zwei tastende Schritte vorwärts und strauchelte dann fast über die schwere Truhe, die unverändert in der Mitte des engen, niedrigen Raumes stand.
Er bückte sich und öffnete sie, und er lachte heiser auf, als seine Finger bei der ersten flüchtigen Untersuchung voll in die prasselnden Gold- und Silberstücke griffen.
Pieces of eight. Achterstücke. Spanische Piaster, mehr als eine halbe Million davon. Thomas Federmann hatte sie ihnen ausgehändigt, als sie Hawaii besetzt hatten. Er hatte es tun müssen, es war ihm nichts anderes übriggeblieben, denn sonst hätte Masot alle Männer der Insel töten und die Frauen vergewaltigen lassen.
Grand Duc forschte weiter. Auch die zweite, kleinere Truhe, war noch da. Er hob auch ihren Deckel und stellte zu seiner Erleichterung fest, daß der Inhalt komplett war. Smaragdbesetzte Ketten, Armreifen und Diademe – „Esmeraldas“ aus Neu-Granada.
Grand Duc hatte nicht die geringste Ahnung, wie dieser Deutsche jemals an die grünen Diamanten herangekommen sein mochte, aber er maß dem auch keinerlei Bedeutung bei. Mochte es Federmanns Geheimnis bleiben, die Hauptsache war, daß die auf Hawaii erbeuteten Schätze noch vollständig vorhanden waren. Bei ihrer Flucht hatten die Insulaner keine Zeit und keine Gelegenheit gehabt, noch danach zu suchen.
Grand Duc schloß den Raum ab, brachte den Schlüssel wieder in die Kapitänskammer und kehrte zu den Kumpanen auf die Kuhl zurück.
Der Wind hatte zugenommen und heulte mit Sturmstärke über die Lagune, das konstatierte er sofort. Die Lagune lag geschützt zwischen der großen Insel, kleineren Eilanden und Riffen, hier konnte kein starker Seegang entstehen, aber draußen, auf dem offenen Meer, mußten die Wogen jetzt höher und höher steigen.
Picou wandte sich zu dem Riesen um und rief: „Grand Duc, wenn diese braunen Huren und Hurenböcke zwischen den Riffen hindurch auf die offene See pullen, dann haben sie ihr Todesurteil selbst unterschrieben. Sie werden alle ersaufen, die Hunde, denn das Wetter hat eben erst begonnen und wird noch schlimmer werden.“
Grand Duc blieb stehen. Seine Züge hellten sich plötzlich etwas auf. „Ich schätze, das nimmt uns ein hübsches Stück Arbeit ab, Picou. Laß sie krepieren, die Kanaken, sie haben es nicht anders verdient.“